Seit 25 Jahren sind die regionalen Busverkehr in den Kreisen rund um Stuttgart in den VVS integriert. Der praktische Nutzen: Seit 1993 reicht ein Fahrschein, überall gilt der VVS-Tarif. Doch die Feierlaune ist nicht ungetrübt.

Stuttgart - Für jedes Jahr ein Bus: rote, weiße, gelbe, hell- und dunkelblaue, kleine für gerade zwölf Fahrgäste, welche mit Überlänge, die 189 Menschen transportieren können, und solche mit Fahrradträger. 25 Fahrzeuge waren auf der Messepiazza aufgestellt und zeigten als Fahrtziel 25 Jahre Verbundstufe II an (bis auf einen, der partout zur Stauferschule und zum Bahnhof wollte). So feierte der Verkehrs- und Tarifverbund VVS die Vollintegration der regionalen Busunternehmen in den VVS im Jahr 1993. Die Fahrscheine gab es seit dessen Gründung 1978 zunächst nur für die SSB und die S-Bahn, seit 25 Jahren gilt der Tarif auch in den Bussen in den Kreisen Ludwigsburg, Böblingen, Esslingen und Rems-Murr.

 

Vorteil: ein Fahrschein genügt

„Seitdem braucht man nicht mehr zwei Fahrkarten – eine für die S-Bahn und eine für den Bus –, sondern nur noch eine“, hob Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne), zugleich VVS-Aufsichtsratsvorsitzender, den praktischen Nutzen hervor. Eine weitere Folge betraf direkt den VVS: Zu dem Zwei-Unternehmensverbund mit SSB und Deutscher Bahn kamen 38 regionale Busunternehmen hinzu, drei Jahre später im Jahr 1996 folgten die Aufgabenträger Land, Kreise, Stadt Stuttgart und Verband Region Stuttgart. Ein sogenannter Mischverbund entstand, dem sowohl Verkehrsunternehmen als auch die öffentliche Hand als Finanziers des Nahverkehrs angehören.

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„Gerade aus Stuttgarter Sicht wird der Bus oft unterschätzt, weil wir zu sehr die Stadtbahn im Blick haben“, sagte Kuhn. Von den 1,3 Millionen Fahrgästen, die täglich im VVS unterwegs sind, nutzen rund 520 000 Busse – etwa 120 000 in der Stadt Stuttgart, aber mehr als 400 000 in den Kreisen. „Das sind so viele, wie täglich mit der S-Bahn fahren“, sagte Ronald Bäuerle, Sprecher der Busunternehmen im VVS.

Täglich so viel Fahrgäste wie die S-Bahn

In den Kreisen sind auf 366 Linien mit einer Länge von fast 6000 Kilometern und 2946 Haltestellen mehr als 1100 Busse unterwegs. „Der Bus sorgt auch in der Fläche für einen Nahverkehr aus einem Guss“, sagte der Esslinger Landrat Heinz Eininger. Der Busverkehr sei für die Feinverteilung in den Kreisen notwendig, habe aber auch eine Zu- und Abbringerfunktion für die S-Bahn. „In vielen Korridoren fahren wir in der Hauptverkehrszeit bald im 15-Minuten-Takt“, kündigte Eininger an.

Allerdings stehen gerade die Busverkehre vor gewaltigen Herausforderungen. In diesen Jahren werden viele Linien neu ausgeschrieben. Dabei kämen zwar zumeist mittelständische Unternehmen zum Zug, aber „in Einzelfällen gibt es Betreiberwechsel“, stellte Eininger fest, „auch wenn der befürchtete Ansturm der Großunternehmen ausgeblieben ist“. Doch der Bus-Vertreter Bäuerle beklagte schon, dass „einige renommierte Betriebe ihre Linien verloren haben“. Dabei seien die Fahrer, die nicht gebraucht würden, „die großen Verlierer“. Und nicht immer läuft der Wechsel problemlos ab wie zuletzt das Beispiel Esslingen zeigt, wo es massive Beschwerden über Qualitätsprobleme gibt.

Neue Technik als Herausforderung

Aber auch bei der Technik, vor allem beim Antrieb, wachsen die Anforderungen. Man brauche Alternativen zum Diesel, sagte Kuhn, der kritisierte, dass „die Hersteller viel versprechen, was sie aber in der Realität nicht halten.“ Immerhin werde die SSB auf der neuen Linie X 1 zwischen Bad Cannstatt und Innenstadt zunächst Hybridbusse und von 2020 an vollelektrische Busse einsetzen. Ein Exponat auf der Messepiazza ist da schon vorbildlich: der Elektro-Hybrid-Bus der Esslinger Verkehrsbetriebe, der seinen Strom aus der Oberleitung zieht, aber so viel Energie speichert, dass er 20 Kilometer ohne Stromabnehmer fährt.