Als ob Borussia Dortmund nach der 0:1-Niederlage gegen den FC Augsburg nicht schon genug Probleme hätte. Jetzt muss sich der Verein auch noch Sorgen um seine Fans machen, die sich vom BVB mit Grausen abwenden.

Dortmund - Als die Partie abgepfiffen ist, bricht die angestaute Wut über die Spieler herein. Die Dortmunder Fußballprofis machten sich auf den Weg zur Südtribüne, doch die Fans wollten keine Versöhnung, sie erteilten keine Absolution. Stattdessen: gellende Pfiffe und die unmissverständliche Aufforderung: „Wir wollen euch kämpfen sehen.“

 

Dass nun auch noch die für ihre Nibelungentreue berühmten Fans des BVB den Profis die Gefolgschaft verweigern, ist ein bemerkenswertes Detail eines fulminanten Niedergangs. Schließlich war es doch gerade diese Allianz, aus der sie bei der Borussia in Krisenzeiten Zuversicht schöpften. Nun bröckelt auch noch die letzte Bastion, die bis dato selbst nach Blamagen wie in Frankfurt, Berlin und Bremen gehalten hatte.

Verständnis für die unzufriedenen BVB-Fans

Ein Umstand, für den der Trainer Jürgen Klopp Verständnis aufbringt. „Was sollen die Leute machen? Sie sind enttäuscht und haben Angst um die Zukunft des Vereins.“ Angesichts des gerade Erlebten war jegliche Unmutsäußerung berechtigt. Der abgestürzte Meisterschaftsaspirant agierte desolat und verlor sein Heimspiel gegen den FC Augsburg 0:1. Platz 18, das Licht am Ende des Tunnels ist selbst für Optimisten nicht zu entdecken. „Ich habe gedacht, dass wir weiter sind. Das tut weh, ich bin maximal enttäuscht“, sagte Klopp nach dem Spiel desillusioniert.

Tiefer kann es tatsächlich nicht mehr gehen, und doch warten auf den BVB immer neue Abgründe. Dabei haben sie in Westfalen während der Winterpause betont, nun die Wende herbeiführen zu wollen. Die Zuversicht wurde vor allem damit begründet, das kickende Personal befinde sich in einem körperlich viel besseren Zustand als im Sommer.

Aber was nutzt die Fitness, wenn der Kopf dermaßen schwach ist? Wenn die Spieler selbst in Überzahl verzagen und uninspiriert über den Platz irren? „Dass die Nerven eine riesige Rolle spielen, steht außer Zweifel“, sagt Jürgen Klopp: „Das müssen wir in den Griff kriegen.“ Und weiter: „Wir müssen den Jungs den Glauben zurückgeben. Daran arbeiten wir.“

Der SC Freiburg wird zum Vorbild

Das klang nicht gerade überzeugend angesichts des blutleeren Auftritts gegen solide Augsburger, die genau wussten, was gegen einen verunsicherten Gegner zu tun war: Sicher stehen und auf die eine Chance warten, die der Stürmer Raul Bobadilla zu Beginn der zweiten Halbzeit zum Tor des Abends nutzte. Was danach geschah, rechtfertigt jegliches Untergangsszenario: Kein Aufbäumen, kein Plan B, kein Willen, das Schicksal notfalls zu erzwingen, wenn schon die spielerischen Möglichkeiten dermaßen limitiert sind.

Am Samstag geht es nach Freiburg zu einem Verein, bei dem sie mit jeder Faser verinnerlicht haben, wie Abstiegskampf geht. Die Dortmunder können dann vom SC lernen, so weit ist es gekommen. An Rücktritt denkt Jürgen Klopp deshalb trotzdem nicht: „Ich habe keinen Bock mehr, ich resigniere – das kann ich komplett ausschließen. Mein Akku ist voll. Und außerdem bin ich vom Erfolg unserer Mission nach wie vor überzeugt.“