Die Tochter der LBBW hat im vergangenen Jahr etwas weniger verdient. Die Affäre um den Wulff-Kredit hat manche Kunden der Bank verärgert.

Stuttgart - Die gute Verfassung der Kernklientel der Baden-Württembergischen Bank – die heimischen Mittelständler – hat auf ihre Bilanz einen doppelten Effekt. Der eine ist aus Banksicht sehr erfreulich: mit zehn Millionen Euro ist die Kreditrisikovorsorge auf einem außergewöhnlich niedrigen Niveau. „Dieser Wert spricht für eine hohe Qualität unseres Kreditportfolios“, sagte Claudia Diem, die im Vorstand für das Kreditmanagement zuständig ist, am Mittwoch beim Jahrespressegespräch der Landesbank-Tochter in Stuttgart. Schon mit den 73 Millionen Euro im Jahr 2010 habe die BW-Bank das Vorkrisenniveau erreicht.

 

Den anderen Effekt, den die Regionalbank durch die Solidität ihrer Kunden spürt, sieht der Vorstand mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Die Nachfrage nach Krediten sei „verhalten“, führte Bankchef Hans-Jörg Vetter aus. Die Kapitalausstattung der Betriebe habe sich in den letzten Jahren verbessert. Bei mittel- und langfristigen Darlehen sei das Vergabevolumen um 4,5 Prozent gesunken. Insgesamt hätten die bilanzwirksamen Aktiva mit 39,7 Milliarden Euro den Vorjahreswert um 4,3 Prozent unterschritten. Vetter betonte, die Bank würde gerne mehr Kredite vergeben.

Summa summarum ist 2011 für die unselbstständige Tochter der LBBW ein ordentliches, aber kein herausragendes Geschäftsjahr gewesen. 2010 seien verschiedene Sondererträge ausgelaufen, so dass das Institut im vorigen Jahr nicht an den Erfolg des vorangegangenen anknüpfen konnte. Die Bruttoerlöse (Erlöse ohne Abzug der Kosten) sind um 7,3 Prozent auf 1193 Millionen Euro gesunken. Mit 10,2 Prozent war der Rückgang im tragenden Unternehmenskundengeschäft auf 699 Millionen sogar noch stärker. Im Privatkundengeschäft belief sich das Minus auf 3,4 Prozent auf 467 Millionen Euro. Einzig der erst rund drei Jahre alte Geschäftsbereich Wealth Management (sehr vermögende Kunden und Stiftungen) hat seine Bruttoerlöse um 7,4 Prozent auf 27 Millionen Euro gesteigert.

Ausbau des Engagements in Bayern

In den ersten drei Monaten dieses Jahres „hat sich die BW-Bank insgesamt erwartungsgemäß entwickelt“, sagte Vetter. Ziel sei, die führende Position im Unternehmenskundengeschäft im Land weiter auszubauen. Darüber hinaus sollen auch die viel versprechenden Aktivitäten in Bayern weiter verstärkt werden. Zu den Standorten Kempten, Memmingen, Augsburg und Nürnberg kämen voraussichtlich bald weitere hinzu, kündigte Karl-Manfred Lochner an, der im Januar neu in den BW-Bank- und den LBBW-Konzernvorstand eingetreten ist. Die BW-Bank will auch im Freistaat für ihre Kunden die Hausbankfunktion übernehmen. Dies brauche aber mehrere Jahre, erklärte Vetter. Mittelfristig könnten die Bruttoerlöse, die mit bayerischen Kunden erzielt werden, von 15 Millionen auf 40 Millionen Euro steigen. 2010 waren es nur zehn Millionen Euro.

Nach den Worten von Vetter, der den BW-Bank-Vorsitz im Oktober 2011 von dem langjährigen Bankchef Joachim Schielke übernommen hatte, ist der Stellenabbau bei der Filialbank so weit beendet. Die Zahl der Mitarbeiter werde zum Jahresende in etwa gleich sein. Einen Aufbau gebe es vermutlich in der Sparte Wealth Management.

Die Zahl der Kunden des Stuttgarter Marktführers sei mit rund einer Million Privatkunden konstant, sagte der stellvertretende Vorstandschef Michael Horn auf Nachfrage. Um die rund 30 000 Kundenverbindungen, welche die Bank gewollt oder ungewollt 2011 verloren hat, auszugleichen, bedurfte es einiger Anstrengungen, um im gleichen Umfang Neukunden zu gewinnen. Dies sei aber gelungen, erklärte Horn, etwa durch neue Filialkonzepte in den Breuningerländern in Sindelfingen und bald auch in Ludwigsburg. Internen Befragungen zufolge steige die Kundenzufriedenheit. Mit dem Service in den Filialen seien inzwischen 78 Prozent der BW-Bankkunden zufrieden, 2010 seien es 73 Prozent gewesen. Kritisiert würden vor allem an die nach Meinung der Sparer zu niedrigen Zinsen und die Höhe der Girokontogebühren.

„Wir jagen keinen Kunden aus dem Haus“

Bankchef Vetter räumte ein, dass auch der Wirbel um den günstigen Immobilienkredit für den zurückgetretenen Bundespräsidenten Christian Wulff den Ruf des Instituts beschädigt habe: „Da muss man nicht lange drumherumreden. Das hat uns geschadet.“ Die öffentlich-rechtliche Bank habe aber ihre Lehren daraus gezogen. Das Geschäft mit „politisch exponierten Persönlichkeiten wird nicht aktiv betrieben“, versicherte Vetter, ergänzte aber: „Wir jagen auch keinen Kunden aus dem Haus.“ Wulff hatte sein Privathaus bei der BW-Bank zunächst mit einem zinsgünstigen rollierenden Geldmarktdarlehen finanziert. Dies war um die Jahreswende publik geworden und hatte die Regionalbank bundesweit in die Schlagzeilen gebracht.

Etwa 20 Kunden hätten direkt an den Vorstand geschrieben und ihre Kontoverbindung aus Verärgerung über die Sonderbehandlung des früheren niedersächsischen Regierungschefs und späteren Bundespräsidenten gekündigt, sagte Horn. Aufgrund von mehreren Anzeigen war auch die Staatsanwaltschaft Stuttgart aktiv geworden, hatte dann aber keine Ermittlungsverfahren eingeleitet. Wegen dieser Entscheidung hatten sich zwei Anzeigeerstatter bei der Generalstaatsanwaltschaft beschwert. Die Beschwerden seien verworfen worden, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft.