Im Café Maia von Elisabeth Nitsch gibt es Kaffee, Kuchen, Frühstück – aber auch Schmuck, Deko oder kleine Geschenke. Foto: Simon Granville
15 Jahre lang hat sie im Konzern gearbeitet – und sich dann den Traum des eigenen Cafés erfüllt. Seitdem gibt es bei Elisabeth Nitsch in Merklingen Veganes und Vegetarisches.
Sophia Herzog
18.10.2025 - 08:02 Uhr
Dass in der Brust von Elisabeth Nitsch viele Herzen schlagen, merkt man schon bei einem Blick auf ihren Lebenslauf. Stu diert hat sie in Mainz, nicht ein, nicht zwei, sondern gleich drei Fächer, die erst einmal wenig miteinander zu tun haben – Soziologie, Informatik, BWL. „Vielfältig wie meine Persönlichkeit“, sagt sie dazu nur schmunzelnd. „Ich brauche einfach Abwechslung.“
Dieses Bedürfnis mag vielleicht auch einer der Gründe sein, warum sich Elisabeth Nitsch im vorigen Jahr selbstständig gemacht hat. Seit gut einem Jahr betreibt sie im Weil der Städter Teilort Merklingen ein Café mit Conceptstore, das sie „Maia“ getauft hat – angelehnt an den Namen ihrer vierjährigen Tochter Amalia. Für diesen Traum hat sie aber auch eine 15-jährige Karriere in großen Konzernen im Großraum Stuttgart an den Nagel gehängt. Dort war sie in Entwicklung und Qualitätsmanagement tätig.
Café Maia in Merklingen: Mehr Kreativität als im Konzern
„Während Corona hatte man ja Zeit zum Nachdenken“, erinnert sie sich. Damals habe sie gemerkt, dass ihre Arbeit eigentlich wenig mit ihren Werten zu tun hätte, sie aber eigentlich gerne etwas Sinnstiftenderes machen würde. Und: „Ich dachte immer, ich kann im Alltag gar nicht kreativ sein“, sagt sie. „Aber meine Seele ruft danach.“
Dass sie Wahl für das eigene Café schließlich auf Merklingen fiel, war mehr oder weniger Zufall: Nitsch wohnt zwar inzwischen woanders in der Region, lebte aber einige Jahre in Merklingen. Hier war zur passenden Zeit eine Ladenfläche freigeworden. Heute ist der Raum gefüllt mit gemütlichen Sesseln, schönen Holztischen – und Regalen voller Schmuck, Deko, Tassen oder Kinderspielzeug.
Auf dem Speiseplan des Cafés stehen derweil ausschließlich vegane oder vegetarische Gerichte. Dabei isst Nitsch selbst eigentlich schon tierische Produkte. Mit ihrem Mann habe sie allerdings einmal eine Detox-Kur gemacht – und dabei viele tolle, vegane Rezepte entdeckt, wie sie sagt. „Mein Mann ist ein absoluter Fleischesser und sucht inzwischen im Urlaub selbst nach veganen Cafés“, erzählt Nitsch.
Mit dem Konzept geht es ihr nicht darum, den Menschen eine bestimme Ernährungsweise aufzuzwingen: „Wir wollen niemandem etwas vorschreiben“, betont sie. „Aber wir wollen das anbieten, zum Herzeigen, zum Probieren.“ Dass in einem kleinen Ort wie Merklingen nicht immer alle sofort überzeugt vom fleischfreien Speiseangebot sind, merkt sie schon hin und wieder. „Im Sommer ist mal ein Pärchen mit dem Fahrrad hierhergekommen, weil sonst nichts aufhatte“, erinnert sich die 38-Jährige. Skeptisch waren sie schon – hätten am Ende aber doch eingestanden, dass das Essen „überraschend gut“ gewesen sei.
Für gluten- und zuckerfreie Kuchen ist die Nachfrage noch zu klein
Mit dem Start des Cafés im Frühjahr 2025 lag der Fokus von Elisabeth Nitsch außerdem auch auf gluten- und zuckerfreier Ernährung. Das habe sie inzwischen aber wieder gelockert, das Kuchensortiment erweitert. „Die Zielgruppe ist einfach zu klein“, sagt sie. Abwechslung will sie trotzdem bieten. „Überall gibt’s zum Frühstück Wurst und Käse“, sagt sie. „Ich möchte Vielfalt in das Angebot bringen.“ Um etwas zu erleben würden die Menschen aus der Gegend immer noch häufig nach Stuttgart fahren. „Dabei ist es doch cool, solche Angebote vor Ort zu schaffen.“
Für ihr eigenes Café hat Elisabeth Nitsch ihren Job bei einem Konzern an den Nagel gehängt. Foto: Simon Granville
Auch deshalb kann man im Maia Café nicht nur Kaffee schlürfen oder durch die Produkte des Conceptstores stöbern. Jeden Sonntag werden die Tische beiseite geschoben, dann wird im Laden Yoga gemacht. Auf dem Programm stehen außerdem Lesungen, Kreativworkshops oder Netzwerktreffen. Wer hier etwas anbieten will, kann den Raum nutzen, die Anmeldung organisieren. Elisabeth Nitsch verdient dann an Essen und Getränken. Außerdem gibt es einen Onlinestore, Firmen bestellen hier Präsentkörbe für Kunden und Mitarbeiter.
Das kann auch mal stressig werden, weiß Nitsch. „Es ist auf jeden Fall mehr Arbeit als erwartet. Man ist ja alles gleichzeitig: Marketing, Finanzen, Rechtsabteilung.“ In den ersten Monaten hatte sie in ihrem Bekanntenkreis wenigen vom Café erzählt, ihren regulären Job noch eine ganze Weile behalten – auch wegen der finanziellen Sicherheit. Dieses Netz ist inzwischen weg. Trotzdem: Gelohnt hat es sich bisher für sie. „Ich hab richtig viel gelernt.“