Würde ohne die rund 40 Ehrenamtlichen nicht funktionieren: Das „Café Nachbarschafft“ im Generationenhaus. Das 2008 eröffnete Café hat sich zu einem lebhaften Treffpunkt für Menschen aller Generationen entwickelt.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

Heslach - Bevor er zu Hause fernsieht und alleine rumhängt, geht Mike gerne ins Generationenzentrum Heslach. Der 32-jährige Student gibt dort auf ehrenamtlicher Basis Nachhilfe, kümmert sich um die Bewohner oder sitzt einfach im „Café Nachbarschafft“ und trinkt Kaffee und unterhält sich. „So komme ich ein bisschen unter Leute“, sagt er. Viele Flüchtlinge, Rentner, Arbeitssuchende oder Obdachlose seien tagsüber oft da. „Viele haben sehr viel erlebt in ihrem Leben, sind viel rumgekommen oder haben viele Schicksalsschläge wegstecken müssen", sagt er. Gerne höre er diesen Menschen zu und wenn gerade niemand da ist, der mit ihm spricht, dann repariert er den Rollstuhl eines Bewohners des Pflegezentrums oder richtet Computer und Internet für diese ein.

 

Das Miteinander steht im Mittelpunkt

Rund 40 Ehrenamtliche helfen genau wie Mike dabei, dass der Betrieb im Cafè Nachbarschafft läuft. Nicht umsonst wird der Name schließlich mit Doppel F geschrieben. Die Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer hatte diesen einst erfunden. „Hier sollen nicht nur Nachbarn schaffen, sondern auch Nachbarschaft geschaffen werden“, erklärt Carola Hägele den Namen. Seit 2005 ist sie zuständig für die Koordination des Gebrüder-Schmid-Zentrums, zu dem auch das Café gehört.

Vor allem das Miteinander stehe im Mittelpunkt, sagt Hägele. So ist nicht nur für Student Mike das Café ein zweites Zuhause geworden, sondern auch für die vielen anderen Ehrenamtlichen jeder Altersklasse. Sie unterstützen sich gegenseitig bei der Arbeit und auch bei ihren Problemen. „Das ist schon ein besonderer Arbeitsplatz hier im Haus“, findet Sabine Böhringer, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit des Hauses. „Wir sind eine richtige Familie“, pflichtet ihr Monika Graewel vom Verein Zuhause leben bei. Es ist das Herz des Generationenhauses Heslach.

Seit 2010 im Café tätig

Und wenn Bernd einmal einfach so weinen muss, und auch wenn er gar nicht weiß warum, dann kommt Uschi Klein und nimmt ihn in den Arm und es ist schon ein bisschen weniger schlimm für Bernd. Die 56-Jährige, die alle nur Uschi nennen, ist seit 2010 ehrenamtlich im Café tätig. Regelmäßig hatte sie einen Kumpel im Haus besucht, der im Pflegeheim gelebt hatte. Irgendwann sei ihr das Café aufgefallen, erzählt sie. Neun Monate lang war sie jeden Tag dort. „Es hat mir so gut gefallen“, schwärmt Uschi Klein. Die Atmosphäre sei so familiär und gemütlich. Derzeit ist sie immer von Montag bis Donnerstag am Nachmittag im Café. Dort ist sie zuständig für die Küche und den Service. „Ach, eigentlich für alles“, sagt sie.

Bernd ist früher immer mit seiner Frau gekommen. „Er saß anfangs immer still in der Ecke“, berichtet Carola Hägele. Irgendwann sei er aufgestanden und zu Uschi gegangen und habe gefragt: „Uschi, brauchsch Hilfe?“ Seitdem ist auch er aus dem Team der Ehrenamtlichen nicht mehr wegzudenken.

Die Jugend fehlt noch

Doch natürlich versorgen sich die Ehrenamtlichen im Café nicht selbst, sondern die Besucher. Die kommen aus dem Pflegeheim von oben, aus der Nachbarschaft, teilweise sogar aus dem gesamten Stadtbezirk. Das Café lebt von seinen Veranstaltungen. Die wiederum organisieren die zahlreichen Vereine und Initiativen, die im Generationenzentrum ein Zuhause gefunden haben. Los geht es manchmal bereits morgens um halb acht mit einem Frühstücks-Stammtisch für alle aus dem Bezirk. Von Flohbrunch, Marionettentheater oder Adventsfeier und Ball der Nationen reicht das Angebot weiter. „Wir bieten den Menschen eine Plattform, um selbst aktiv zu werden“, sagt Hägele. Jeder sei schließlich Alltagsexperte in einer Sache und könne sein Wissen weitergeben.

Für die Zukunft wünschen sich Hägele und Böhringer längere Öffnungszeiten für das Café Nachbarschafft. „Bis 21 Uhr wäre unser Traum“, sagt Hägele. Zu diesem Thema seien sie bereits im Gespräch mit der Mobilen Jugendarbeit. „Vielleicht können die Jugendlichen das Café am Abend betreiben“, sagt sie. Denn das ist nämlich noch so ein Thema: „Die Jugend fehlt bei uns noch ein bisschen“, sagt Hägele. Da wolle man sich in Zukunft verstärkt einsetzen. Und ergänzt: „Wir sind noch lange nicht fertig hier im Generationenzentrum und im Café.“ Und das Wichtigste sei ohnehin das gemeinsame Miteinander.