Das Kunstmuseum Stuttgart zeigt Werke des Bildhauers, Objektkünstlers und Wahl-Stuttgarters Camill Leberer.

Stuttgart - Gelb regiert der Welt, zumindest in der Nacht. Schließlich ist keine Farbe im Dunkeln besser sichtbar. Und deshalb bestimmt auch ein zwischen Textmarker und Zitronenbonbon changierendes Leuchten den verschachtelten Baldachinaufbau im Stuttgarter Kunstmuseum, mit dem Camill Leberer wohl die Lichtstimmung schlafloser Stunden in Großstädten einfangen wollte. Unter dem Titel "Nacht aus Glas" bildet die Installation sozusagen die Eingangspforte zu der Ausstellung neuerer Arbeiten des Bildhauers und Objektkünstlers. Zweimal bereits hat die Galerie der Stadt, die Vorgängerinstitution des Kunstmuseums, den 1953 geborenen Wahlstuttgarter präsentiert. Seine nunmehr dritte museale Einzelschau am Schlossplatz bekommt er anlässlich der Verleihung des Peter-Hans-Hofschneider-Preises. Allerdings mit Verspätung, denn bereits 2008 hat die Kunststiftung ihrem ehemaligen Stipendiaten die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung zuerkannt.

Der Eindruck von Formverliebtheit setzt sich in den Werken fort


In der baden-württembergischen Kunstszene kennt man Leberer bislang besonders wegen seiner stählernen Wandtafeln, in die er mit der Flex feingrafische Strukturen hineinschleift, so dass sich inmitten rechtwinkliger Flächenabmessungen irritierende Oberflächeneffekte und unverhoffte Farbwechsel ergeben. Demgegenüber vertraut die besagte Raumplastik im Kunstmuseum auf einen anderen Werkstoff. Ein Wald aus Vierkantpfeilern trägt die schwarzen, blauen und immer wieder neongelben Glasplatten. Mit ihrem geometrischen Arrangement aus großen Rechteckzonen nebst schmaleren Streifen ist die Decke insgesamt einem Mondrian nicht unähnlich. So erinnert das Ganze auch irgendwie an ein futuristisches Himmelbett aus dem Designerhotel.

Und dieser Eindruck von Formverliebtheit setzt sich mit den übrigen Stücken der Schau fort: ob bei den grafischen Gerüsten auf Transparentpapier oder den blitzsauberen Stahltafeln mit ihren feinrilligen Musterungen. Keine Frage, der Konstruktivismus ist Leberers wichtigster Bezugspunkt beim Komponieren, doch mitunter wird noch Farbnebel aus der Sprühdose drübergezischt, so dass harte Kanten auf wolkenweiche Konturen treffen, während die Andeutung eines Schattens auf der Fläche ein Davor und ein Dahinter in der dritten Dimension suggeriert.