Die Forscher des Fraunhofer-Instituts und der Uni Stuttgart brauchen mehr Platz auf dem Vaihinger Campus. Doch gegen die Erweiterungspläne auf dem Birkhof-Areal sträubt sich der Bezirksbeirat Vaihingen. Auch im Technikausschuss gab es Kritik – der Beschluss wurde vertagt.

Stuttgart - Die Forscher des Fraunhofer-Instituts und der Uni Stuttgart beanspruchen mehr Platz auf dem Vaihinger Campus – mehr Platz, als der Bebauungsplan bisher zulässt. Am Dienstag haben Vertreter der Stadt und der Fraunhofer-Gesellschaft die Erweiterungspläne im Technikausschuss des Gemeinderats vorgestellt. Es geht um eine Verdichtung der Bebauung nördlich der Nobelstraße und um Neubauten südlich davon – dem Birkhof-Areal. Strittig und unklar ist, wie die Verkehrsanbindung erfolgen soll, wo und wie viele Parkplätze gebaut werden und wie die Grenze zum Wohngebiet und zum Naherholungsgebiet verlaufen soll. Die Beschlussfassung wurde vertagt. Der Grund: der Bezirksbeirat Vaihingen lehnt die Pläne ab und verlangt eine erneute Debatte. Auch im Technikausschuss gab es Kritik und die Bitte um Nachbesserung.

 

Zunächst erläuterte Michael Hausiel vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung die Pläne. So schlägt die Verwaltung vor, die Bestandsbauten nördlich der Nobelstraße näher an die Straße heranzurücken und um zwei Geschosse auf dann 24 Meter zu erhöhen. Mindestens aber sollen die Gebäude an der Nobelstraße künftig zwölf Meter hoch sein, um eine ausgeprägte Raumkante und Fassung des Straßenraums herzustellen. Die Nobelstraße selbst soll einen Boulevardcharakter erhalten – auch durch lebendige und transparente Gestaltung der Erdgeschosse. Die künftigen Proportionen seien vergleichbar mit denen der Johannesstraße im Westen oder der Industriestraße in Möhringen.

Südlich der Nobelstraße planen die Fraunhofer-Gesellschaft und die Uni Stuttgart eine Neuordnung. So will die Fraunhofer-Gesellschaft dort als ersten von fünf Neubauten ein viergeschossiges Gebäude für Bearbeitungstechnologien im Leichtbau (BTL) realisieren. Zudem laufen die Planungen für einen weiteren Fraunhofer-Neubau zum Thema Massenpersonalisierung und künstliche Intelligenz. Außerdem soll das Forschungsvorhaben S-Tec (Stuttgarter Technologie- und Engineeringcampus dort angesiedelt werden.

Unklar ist noch, wie nah die Bebauung des Birkhof-Areals an die Wohnhäuser heranreichen soll. Ziel sei aber, die Balkone dadurch nicht zu verschatten, sagte Maria Müller von der Fraunhofer-Gesellschaft. Die bestehenden 57 Parkplätze sollen überbaut und hinter das bestehende Technologiezentrum verlagert werden. Fraglich ist, ob insgesamt 500 Parkplätze nötig sind, wie die Planung ausweist – zumal das bestehende Fraunhofer-Parkhaus nicht ausgelastet ist.

„Diese 500 Parkplätze sind so nicht hinnehmbar“, sagte Beate Schiener (Grüne) – und wenn überhaupt, dann als Tiefgarage. Bereits zuvor hatten Grüne und SÖS/Linke-plus per Antrag verlangt, die Erholungs- und Kaltluftschneisen festzuschreiben sowie ein Mobilitätskonzept zu entwickeln; auch eine bessere Nahverkehrsanbindung, etwa per Stadtbahn müsse aufgezeigt werden.

Carl-Christian Vetter (CDU) erklärte, die Bebauung trage man mit, aber Bodenparkplätze seien „die schlechteste Lösung“. Vetter plädierte für einen Direktanschluss an die B 14, um den Verkehr nicht ins Areal fließen zu lassen und besser abzuleiten. Dieser Plan genießt bei der Stadt bisher keine Priorität, im Entwurf des Regional-Verkehrsplans jedoch hohe. Der Vorschlag des Stadtisten Ralph Schertlen für eine Monorail-Seilbahn von Kaltental bis Büsnau kommt dort aber nicht vor. Baubürgermeister Peter Pätzold (Grüne) kündigte an, man werde die Baugrenzen prüfen und ein Mobilitätskonzept nachliefern. Die Pläne werden am 23. Mai im Bezirksbeirat und am 30. Mai im Technikausschuss behandelt und beschlossen.