Junge Leute konsumieren weniger Alkohol als andere Altersgruppen. Auch Komasaufen ist rückläufig. Dafür rauchen sie mehr Cannabis. Wie die Zahlen in Baden-Württemberg aussehen – und wie das Meinungsbild zur Cannabis-Legalisierung ausfällt.
Gut 40 Prozent der 18- bis 29-Jährigen in Baden-Württemberg trinken gar keinen Alkohol. Fast genauso viele aus dieser Altersgruppe greifen seltener als ein oder zweimal pro Woche zu alkoholischen Getränken. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der AOK Baden-Württemberg. Über alle Altersgruppen hinweg liegt der Anteil derer, die laut Selbstauskunft generell einen Bogen um Alkohol machen, demnach nur bei gut einem Drittel. Bei Frauen ist er mit knapp 43 Prozent höher als bei Männern (rund 27 Prozent).
Am niedrigsten ist der Anteil der Alkoholabstinenten bei den 50- bis 64-Jährigen (rund 28 Prozent). Zudem gaben in dieser Altersgruppe fast zehn Prozent der Befragten an, täglich Alkohol zu trinken. In der Gesamtbevölkerung ist dieser Anteil nur gut halb so hoch – und unter den 18- bis 29-Jährigen gibt es den Ergebnissen zufolge gar keine täglichen Alkoholkonsumenten.
Weniger Alkoholvergiftungen
Erfreulich ist aus Sicht der größten Krankenkasse im Südwesten auch die rückläufige Zahl junger Menschen, die infolge sogenannten Komasaufens zum Notarzt oder ins Krankenhaus müssen. So hat sich die Zahl der bei der AOK Baden-Württemberg versicherten 15- bis 19-Jährigen, die wegen einer Alkoholvergiftung behandelt werden mussten, innerhalb von vier Jahren nahezu halbiert. Während 2018 gut 1400 derartige Fälle gezählt wurden, waren es im Jahr 2022 nur noch 755. Ein AOK-Sprecher räumt allerdings ein, dass die Zahlen aus dem Jahr 2022 teilweise noch von der Coronapandemie beeinflusst sein könnten. Während der Pandemie hatten Jugendliche weniger Möglichkeiten zum gemeinsamen Alkoholkonsum.
Trotz der positiven Entwicklung bei Jüngeren betont die AOK, dass nach wie vor viele Menschen im Land Alkoholprobleme haben. So waren 2022 in Baden-Württemberg mehr als 60000 AOK-Mitglieder aufgrund einer Alkoholsucht in ärztlicher Behandlung – gut 1,2 Prozent der Versicherten. Hier ergibt sich für den Zeitraum 2018 bis 2022 nur ein vergleichsweise geringer Rückgang der Fallzahl um 1,5 Prozent pro Jahr.
„Generell gibt es keinen risikofreien Alkoholkonsum, jedoch steigt das Risiko für alkoholbedingte Folgeschäden mit der Trinkmenge“, sagt Alexandra Isaksson, Fachärztin für Psychiatrie bei der AOK Baden-Württemberg. Bei Frauen beginne ein riskanter Konsum bei mehr als zwölf Gramm reinem Alkohol pro Tag – das entspricht etwa 0,1 Liter Wein oder 0,25 Liter Bier. Bei Männern liegt diese Grenze doppelt so hoch. Oberhalb dieser Alkoholmengen sei das Risiko schädlicher Auswirkungen auf die körperliche und psychische Gesundheit erhöht.
Cannabis vor allem Männersache?
In einer weiteren Online-Erhebung befragten die Civey-Meinungsforscher Menschen aus Baden-Württemberg zu ihrem Cannabiskonsum. Auch hier gab es deutliche Altersunterschiede. So gaben gut 15 Prozent der 18- bis 29-Jährigen an, dass sie mindestens gelegentlich Cannabis konsumieren. Dahinter folgen die 40- bis 49-Jährigen (7,1 Prozent) und die 30- bis 39-Jährigen (5,6 Prozent). Über alle Altersgruppen antworteten rund sechs Prozent der Befragten mit „Ja“. Bei Männern lag dieser Anteil mit gut acht Prozent mehr als doppelt so hoch wie bei Frauen.
Das Bundesgesundheitsministerium nennt hier etwas höhere Zahlen – allerdings ohne Angaben zur Häufigkeit des Konsums. Demnach nutzten 2021 in Deutschland gut zehn Prozent der Männer und knapp sieben Prozent der Frauen Cannabis. Die höchsten Werte ergaben sich auch hier bei den 18- bis 24-Jährigen.
Die Anfang April beschlossene Teillegalisierung von Cannabis halten gut 27 Prozent der von Civey befragten Baden-Württemberger für richtig oder eher richtig und knapp 60 Prozent für falsch. Die höchste Zustimmung zeigte sich hier bei den 40- bis 49-Jährigen, die geringste in der Altersgruppe 65 plus.
Für die laut Civey repräsentativen Online-Erhebungen zum Alkohol- und Cannabiskonsum wurden je 1000 Personen befragt.