Die „Wiesn-Welle“ hat die Inzidenz in München vervierfacht. Die Tübinger Corona-Ärztin Lisa Federle unterstreicht beim Promitreff auf dem Cannstatter Volksfest im Zelt von Sonja Merz, dass sie einen Besuch auf dem Wasen trotzdem für verantwortbar hält.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Mit ihrem Einsatz im Kampf gegen die Pandemie ist sie bundesweit bekannt geworden: Lisa Federle gehörte stets zum „Team Vorsicht“, warnte in Talkshows vor dem frühen Absetzen von Corona-Auflagen. Am Feiertag besucht die Notärztin das Cannstatter Volksfest – nach „reiflicher Überlegung“, wie sie im Festzelt von Sonja Merz sagt, die zum traditionellen Weißwurstfrühstück zahlreiche Promis aus Stuttgart und Umgebung in ihre Loge eingeladen hat.

 

Vor der Fahrt von Tübingen nach Stuttgart hat sie einen Schnelltest gemacht, wie sich dies Gesundheitsminister Karl Lauterbach von allen wünscht, die Großveranstaltungen besuchen. In der Merz-Loge sitzt sie neben OB Frank Nopper und sagt unserer Zeitung, dass sie einen Wasenbesuch für verantwortbar hält.

Vor zehn Wochen hat sich Lisa Federle mit Corona angesteckt

Man müsse lernen, mit dem Virus zu leben, betont die Ärztin. Es gehe darum, Risikogruppen zu schützen. Erneut alles zu verbieten und ein Lockdown zu verhängen, sei der falsche Weg. Die aktuelle Corona-Variante sei nicht mehr so gefährlich, sagt Lisa Federle aus eigener Erfahrung. Zwei Jahre lang hatte sie es geschafft, sich nicht anzustecken. Vor zehn Wochen ist sie dann positiv getestet worden. „Ich hatte Grippesymptome, Fieber und Abgeschlagenheit, alles in allem einen milden Verlauf“, berichtet die 61-Jährige. Nach sechs Tagen war sie negativ. In Tübingen gibt es nach ihren Worten momentan keinen schweren Corona-Fall auf einer Intensivstation.

„Wenn alle daheim bleiben, ist dies für das soziale Miteinander sehr schlecht“, sagt Lisa Federle. Man müsse auch die negativen Folgen berücksichtigen, die sich daraus ergeben würden. Dass in München nach der Wiesn die Inzidenzen stark angestiegen sind, sei zu erwarten gewesen. „Auch ohne Oktoberfest würden die Zahlen nach oben gehen“, glaubt die Ärztin. In Stuttgart werde dies nicht anders sein.

Tochter Katharina Renz will eines Tages die Mutter auf dem Wasen beerben

Ihr Name reimt sich auf Herz. Aber nicht nur deshalb geht es bei Festwirtin Sonja Merz herzlich zu. In einem harten Männerberuf hat sie sich durchgesetzt. Ihre Tochter Katharina Renz, die 24 Jahre alt ist, will die Mutter eines Tages beerben. „Im Zelt mit Herz“ (so der Slogan) strahlt die Wirtin. In ihrer Loge sind stadtbekannte Gesichter zu sehen, aber auch alle anderen Besucher sind ihr wichtig, wie sie versichert. An jedem Wasentag arbeitet Sonja Merz von morgens 9 Uhr bis nachts um 2.30 Uhr. „Man kann dies nur tun, wenn man Menschen liebt“, sagt sie.

Für ihr Promitreffen hat sie einen in Kitzbühel angefertigten Weißwurstkessel mit 400 Liter Wasser gefüllt. An vegane Weißwürste, wie es sie in München gibt, wagt sich die Chefin nicht. Für Vegetarier gibt’s Käseteller. Unter den Gästen: OB Frank Nopper und seine Frau Gudrun Nopper, die Gastronomen Luigi Aracri und Piero Cuna, die Unternehmer Heinz Zimmermann, Uli Endress und Wolfgang Kuhn, die Künstlerin Holde Klis, Verlegerin Karin Endress und ihre Nachfolgerin Kirsi Wilhelm, die Hofbräu-Chefs Martin Alber und Jörg Koschinski, Schatzibar-Wirti Kevin Schmieg mit Vater Axel Schmieg und Oma Helli Schmieg, Galeristin Isabell Richardi und viele andere.