TV-Köpfe, Influencer, Wahlkämpfer, VfB-Stars, Sänger, Kulturgrößen, Wirtschaftsbosse – viel Prominenz tummelt sich auf dem Wasen. Und Sterneköche lassen ihre Kreativität spielen.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Ob für Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens oder Möchtegern-Promis – längst ist der Cannstatter Wasen zum Hotspot für Content geworden: Selfies auf der Riesenrad-Spitze, Videos vom Bierstemmen, Storys vom Hüpfen oder Falschsingen auf den Bänken – all das gehört zum Social-Media-Auftritt. Etliche TV-Gesichter nutzen das Volksfest, um abseits roter Teppiche oder der Rednerpulte in Parlamenten ein Stück Normalität zu genießen und sich am liebsten normal unters Volk zu mischen.

 

Oder sie nutzen das größte Fest der Schwaben, um ihre Scherze womöglich auf Kosten der Schwaben zu machen. Sebastian Puffpaff, der Präsentator von „TV Total“, etwa hat im Albdorf einen Beichtstuhl aufgebaut und sich selbst in ein Priester-Gewand gesteckt. Der Platz ist als Dorf angelegt und sorgt seit drei Jahren mit regionalen Anbietern von kleineren Manufakturen bundesweit für Aufmerksamkeit. Vor der dortigen Kirche hat Puffpaff Wasenbesuchern die Beichte abgenommen (gesendet wird 21. Oktober auf Pro Sieben). „Das war ein großer Spaß“, berichtet Albdorf-Betreiber Karl Göbel.

„TV-Total“-Moderator Sebastian Puffpaff (Zweiter von links) mit Albdorf-Betreiber Karl Göbel (links) und weiteren Machern des Albdorfs beim Wasenbeichten. Foto: Wasenhimmel

Eine kleine Sünde etwa könnte sein, dass man beim Biertrinken durcheinander gekommen ist: „Vater, ich habe vergessen zu zählen, wie viele Maß es waren.“ Oder man gibt beim Beichten zu, es mit dem dümmsten Anmachspruch vergeblich versucht zu haben: „Dein Blick ist süßer als jede Zuckerwatte auf dem Wasen.“ Oh wie peinlich,der Korb sei dir gegönnt, aber deine Sünde ist vergeben!

Wasensterne bei Wilhelmer: Gourmet statt Göckele

Was im Schwabenbräu-Zelt fernab vom Üblichen passiert: Gourmet statt Göckele. Bei der achten Ausgabe des Genussevents „Wasensterne“ lassen Köche mit zusammen fünf Michelin-Sternen ihre Kreativität spielen und servieren 150 Gästen, die jeweils 195 Euro bezahlen, ein exklusives Sechs-Gänge-Menü.

Mit dabei: Stefan Gschwendtner (2 Sterne, Speisemeisterei), Rolf Straubinger (1 Stern, Burg Staufeneck), Franz Feckl (1 Stern, Landhaus Feckl), Michael Oettinger (1 Stern, Hirsch Fellbach), Chocolatier Kevin Kugel und René Tepper von der Wilhelmer Gastronomie. Stuttgarts bester Koch Gschwendtner (laut Michelin) bereitet es Tatar vom Uriarind zu – mit Räucheraal und Aki-Kaviar wird ein Helles von Schwabenbräu kredenzt.

Sternekoch Rolf Straubinger bereitet im Bierzelt ein Cordon Bleu aus Kalbsfilet, Trüffelschinken und Bergkäse zu. Foto: Wilhelmer/Ianone

Wirt Michael Wilhelmer freut sich über den wachsenden Erfolg des besonderen Formats: Die Nachfrage steige von Jahr zu Jahr um etwa 15 Prozent. „Auch die Sterne-Köche genießen es, einmal an einem anderen Ort zu kochen, während die Gäste ihnen bei der Zubereitung über die Schulter schauen können“, sagt er.

Fernsehkoch Lafer berichtet, dass er einen Store bei Breuninger eröffnet

Auch Fernsehkoch Johann Lafer besucht das Volksfest. Bei der Wasenliebe von Breuninger im Göckelesmaier-Zelt lobt er das berühmte Hähnchen: „Ausgezeichnet, gut gewürzt, nicht trocken, sondern saftig – das stand nicht lange rum“, schwärmt der 68-Jährige. Und er verrät gleich eine Neuigkeit: Im nächsten Jahr eröffnet der Österreicher im Stuttgarter Stammhaus von Breuninger einen „Lafer-Store“ im vierten Stock – den ersten dieser Art weltweit, mit Pfannen, Küchenutensilien und allem, was das Genießerherz begehrt.

Auch die Münchner DJane Giulia Siegel stattete dem Wasen einen Besuch ab. Für die Jetset-Lady steht fest: „Größer ist nicht besser.“ Auf der Wasenpirsch erklärt sie, dass das Stuttgarter Volksfest die Wiesn in Sachen Genuss sogar übertrifft – besonders bei den Vorspeisen. An diesem Abend feiern auch der frühere Boxweltmeister Sven Ottke und Ballermann-Star Almklausi mit.

CDU-Landeschef Manuel Hagel und Gudrun Nopper, die Vorsitzende des Vereins Stille Not, verteilen auf dem Wasen Geschenke an Senioren. Foto: Robert Müllner

Der Verein Stille Not lädt Seniorinnen und Senioren ein

Mit zwei Schlägen hat OB Frank Nopper das erste Fass angestochen und das Volksfest eröffnet – seine Frau Gudrun Nopper ist jetzt mit Geschenktüten gekommen, um Gutes zu tun. Mit ihrem Verein Stille Not hat sie 250 Seniorinnen und Senioren ins Zelt von Sonja Merz zu einem vergnüglichen Nachmittag mit Schlagerstar Madeline Willers eingeladen. Alle Gäste erhielten obendrein eine Eintrittskarte für das Musical Disneys Eiskönigin im Apollo-Theater.

Auch CDU-Landeschef Manuel Hagel schaute vorbei, um sich ein Bild von der Lebenssituation älterer Menschen zu machen, deren Rente oft nicht ausreicht. Der Wahlkämpfer, der Nachfolger von Winfried Kretschmann werden will, ist häufiger Volksfest-Gast und hat etwa sein Team zum Vesper ins Albdorf eingeladen.

Auch sein Kontrahent Cem Özdemir von den Grünen lässt sich mit Freundin und Sohn auf dem Wasen blicken. Beim Event der VfB-Stiftung gewinnt er eine Fahrt im Heißluftballon über Stuttgart.

VfB-Stars fühlen sich bei den Spitzbuben wohl

Zu den Promis auf dem Wasen zählen außerdem: Ballettstar Eric Gauthier, der bei der Breuninger-Party gar einen Spagat auf der Bühne hinlegt. Die Spitzbubenbar von Tim Berkemer ist beliebt bei Fußballern: Die VfB-Legenden Kevin Kuranyi und Heiko Gerber sind ebenso da wie die aktuellen Spieler Alexander Nübel und Chema Andrés. Die gesamte Mannschaft samt VfB-Chef Alexander Wehrle hat beim Benz gefeiert.

Moderator Mustafa Göktas (Dritter von rechts) mit Kinder-Influencern bei „Ruby’s Wasen“. Foto: privat

In der Taos-Lodge von Martina Böhringer im Dinkelacker-Zelt von Klauss & Klauss wurde Schauspieler Lars Steinhöfel gesichtet. Für diese Woche haben sich Reality-Sternchen Iris Klein und Influencerin Nina Anhan angekündigt. Bei Gaydelight im Zelt vom Wasenwirt wird Manuel Flickinger am Donnerstag moderieren, bekannt aus der queeren Show Prinz Charming. Auch Kinder-Influencer aus Deutschland und der Schweiz, darunter die Twins on Ice, sind zu „Ruby’s Wasen“angereist, um ihren Millionen Followern zu zeigen, wie schön es auf dem Wasen ist.

Und Schlagerstar Vincent Gross, der Hymnen auf Ouzo und Aperol Spritz mit hoher Reichweite hinaushaut, trinkt eine Maß beim Benz. Wann kommt sein Bier-Hit?

Wer knutscht mit wem?

Nach Ende der Wiesn zieht es nun etliche Münchner auf den Cannstatter Wasen, weil sie mit dem Feiern in Bierzelten noch nicht ganz fertig sind. Ihren Klatsch, mit welchem Boy der Bill Kaulitz geknutscht und welchen Leserhosenhintern er betascht hat, lasst bitte bei euch in Bayern. Bei uns darf knutschen, wer und mit wem er will – nachlesen kann man’s bei uns jedenfalls nicht. Pssst! Was auf dem Wasen in Sachen Amore passiert, bleibt auf dem Wasen oder so ähnlich.