Das Fürstenberg-Zelt auf dem Volksfest in Stuttgart bekommt neue Wirte. Die drei sind auch schon auf der Münchner Wiesn aktiv. Wie kam es dazu?

Er war ein Münchner in Bad Cannstatt. Und ein Exot. Peter Brandl war der lebende Beweis für unsere Weltoffenheit, der Bayer schenkte auf dem größten Fest der Schwaben badisches Bier aus. 17 Jahre lang war er der Wirt im Fürstenberg-Zelt. 2005 hatte er es von Walter Weitmann übernommen. Nun zieht er sich zurück.

 

Warum geht Brandl?

Er ist das Gegenteil von einem krachledernen, raubautzigen Festwirt, wie es das Klischee vorgibt. In seiner typischen freundlichen, zurückhaltenden Art erklärt er am Telefon, warum er sein Pläne geändert hat. Eigentlich wollte er in zwei Jahren auch auf dem Wasen ein dreifaches Jubiläum feiern, 100 Jahre Festzelt-Betrieb, 50 Jahre Festwirt und seinen 70. Geburtstag. Aber bei einem Gespräch vor nicht allzulanger Zeit, wie es denn mit dem Betrieb weiter gehen könne, habe seine Stieftochter Julia Baehr (30) gesagt, dass ihr der Betrieb des Zeltes beim Cannstatter Volksfest eine Nummer zu groß sei. Die Eventhütten in München, die Feste in Markt Indersdorf oder Karlsfeld gerne, aber das Volksfest müsse es nicht mehr sein. Dort leitete sie bisher den Barbetrieb, aber die Verantwortung für das ganze Zelt, das ist noch einmal eine andere Sache. „Wissen Sie, sagt Brandl, „entgegen der landläufigen Meinung ist so ein Zelt beim Volksfest eine Ganzjahres-Beschäftigung.“ Das bindet enorme Arbeitskraft. Zumal Brandl als gelernter Festzeltbauer den Auf- und Abbau seines Zeltes selbst organisiert und Hand angelegt hat. Das schlägt schnell mit sechsstelligen Zahlen zu Buche.

Wer folgt ihm?

Und so hat er erzählt, „zunächst einmal im lockeren Gespräch“, dass er daran denke, das Zelt in Stuttgart abzugeben. Irgendwann mal. „Wir haben eher gescherzt, wie lange ich denn noch mache.“ Nun war der Gesprächspartner der Ex-Mann von Brandls Frau Alexandra und Vater von Julia Baehr. Und Alex Baehr ist mit dem Schlagergarten und der Nachtkantine und einigen anderen Lokalen in München im Gastrogeschäft tätig. Er redete mit seinem Geschäftsfreund Werner Hochreiter, der etwa den Biergarten am Viktualienmarkt betreibt und das Zelt Zur Bratwurst beim Oktoberfest, über die Sache. Der holte wiederum Moritz Haake ins Boot, da die beiden gerade den Haxnbauer gemeinsam übernommen hatten. Das Trio diskutierte und entschied. Wir machen das.

Wie geht es weiter?

Und „drei Wochen später hatte ich einen Kaufvertrag“, sagt Brandl. Die Brauerei stimmte zu, ihr Zelt in neue Hände zu geben. „Unter der Leitung von Peter Brandl hat sich das Fürstenberg-Zelt zu einer festen Größe beim Cannstatter Volksfest etabliert. Diese Erfolgsgeschichte wollen wir weiterschreiben“, sagt Fürstenberg-Geschäftsführer Georg Schwende. Die Nachfolger seien gestandene Wiesn-Profis „und wissen, wie man den Festzeltbetrieb professionell führt“. Vertriebsdirektor Markus Gruhl sagt: „Nicht nur auf dem Wasen haben wir mit der Familie Brandl viel erreicht. Uns verbindet eine über 60 Jahre währende Partnerschaft. Das ist etwas ganz Besonderes.“

Wie groß ist das Zelt?

Als Festwirt beim 176. Volksfest (22. September bis 8. Oktober) fungieren wird Moritz Haake. Alex Baehr soll sich ums Büro und die Organisation kümmern, haben sie der Münchner „Abendzeitung“ erzählt, Hochreiter kümmere sich um Auf- und Abbau des Zeltes, in dem 5000 Menschen Platz finden. Er wird auch auf dem Wasen sein, wenn das Oktoberfest rum ist. Es bleibt also dabei. Auch weiterhin werden Münchner in Schwaben badisches Bier ausschenken. Nicht jeder Münchner schafft es in den Himmel. Aber mancher auf den Wasen; das kommt dem Himmel schon recht nahe.