Der Senior-Wirt des Festzelts „Zum Wasenwirt“ Max-Rudi Weeber feiert seinen 70. Geburtstag – und packt noch immer selbst mit an. Ein anderer Job, in dem er von neun bis fünf im Büro sitzt, wäre für ihn nie infrage gekommen.

Stuttgart - Ein Job, in dem er von neun bis fünf im Büro sitzt, wäre für ihn nie infrage gekommen. Viel lieber verbringt Max-Rudi Weeber seine Zeit auf dem Festplatz und kümmert sich um die zahlreichen Gäste, die sein Festzelt „Zum Wasenwirt“ während des Volksfestes besuchen. Das operative Geschäft hat der 69-jährige Festwirt zwar schon vor ein paar Jahren seinen Söhnen Fritz und Armin übergeben, doch von Ruhestand ist bei Weeber wenig zu spüren. Bis heute packt er mit an, knüpft Kontakte und ist täglich auf dem Volksfest präsent. Am 5. Oktober wird das WasenUrgestein 70 Jahre alt. Feiern will Weeber seinen Geburtstag mit 150 Gästen – am 6.  Oktober, natürlich in seinem geliebten Festzelt.

 

Das Leben auf dem Festplatz begann für den Gastronomen bereits in der Kindheit. Seine Eltern waren auch Schausteller und betrieben mehrere Karussells. In der Nachkriegszeit folgten eine selbst gebaute Kindereisenbahn und später noch eine Schießbude. 1956 präsentierte Max-Rudis Vater schließlich seine Geisterbahn „Weltraum Express“.

Zunächst reisten Max-Rudi Weeber und seine heutige Frau Gisela, die ebenfalls aus einer Schaustellerfamilie stammt, mit Max-Rudis Eltern umher – bis sich das junge Paar in den 1960er Jahren mit dem Verkauf von gebrannten Mandeln eine eigene Existenz auf dem Cannstatter Wasen aufbaute. Gemeinsam betrieben die beiden mehrere Spielgeschäfte und einen Imbiss. 1978 wurde Max-Rudi Weeber schließlich Geschäftspartner des damaligen Wirts des Festzelts „Zum Wasenwirt“, Paul-Heinz Langlotz. Da Langlotz selbst aus Altersgründen kürzertreten wollte, aber keinen Nachfolger hatte, stieg Max-Rudi ein und übernahm den Festzeltbetrieb.

Der Erfolg hat seinen Preis

Diese Entscheidung hat er bis heute nicht bereut. Schließlich, erzählt er, laufe das Geschäft immer erfolgreicher. Jedes Jahr, so Weeber, kämen mehr Gäste, das Zelt sei zur Volksfestzeit stets ausgebucht. Dieser Erfolg hat aber auch seinen Preis. „Die Arbeit ist schon ein Knochenjob, früher habe ich teilweise 48 Stunden am Stück gearbeitet“, sagt der Gastronom. „Aber wenn die Gäste zufrieden sind, wenn sie sich freuen und sich am Ende bei einem für den gelungenen Abend bedanken, motiviert das unheimlich.“

An Motivation fehlt es dem Festwirt bis heute nicht. So hat er noch immer Freude daran, seine Kinder bei der Arbeit zu unterstützen und mit seinen Stammgästen zu plaudern. Ein Leben ohne den Festplatz könnte sich Weeber aber auch gar nicht vorstellen. Schließlich ist er schon seit mehr als 50 Jahren im Schaustellergewerbe selbstständig tätig und war über 40 Jahre im Vorstand des Schaustellverbands Südwest aktiv. „Ich sehe mich hier selber als ein Art ‚graue Eminenz‘“, sagt der Wirt schmunzelnd. „Und wenn ich über den Wasen laufe und die Leute mich freundlich begrüßen, ist das das Größte für mich. Das zeigt einem, dass man geachtet wird, und das macht mich stolz.“

Statt Geschenken Spenden für die Eva-Mayr-Stihl-Stiftung

Stolz darf der Senior-Wasenwirt-Betreiber aber nicht nur auf sein Lebenswerk sein, sondern auch auf sein soziales Engagement. Denn anstatt sich zum 70. Geburtstag reich beschenken zu lassen, wünscht sich Max-Rudi Weeber von seinen rund 150 Gästen eine Spende zu Gunsten des Tumorzentrums der Eva-Mayr-Stihl-Stiftung. „Was unser Gesundheitssystem betrifft, leben wir leider in einer Zwei-Klassen-Gesellschaft, deshalb sollen die Spenden Kranken zugutekommen, die sich eine wirklich gute Behandlung womöglich nicht leisten können“, sagt Weeber. „Ansonsten wäre es mein größter Wunsch, dass meine kranke Frau wieder gesund wird. Leider kann mir diesen Wunsch aber keiner meiner Gäste erfüllen.“