Ein friedliches und freudvolles Volksfest. Das ist der fromme Wunsch der Verantwortlichen. Am ersten Wochenende ging er in Erfüllung. Ein Wetter wie gemalt, eine Million Besucher und wenig Ärger. Nur manche Lieferanten sind verschnupft.

Stuttgart - So ein Volksfest ist ja, wenn nicht schon eine eigene Welt, so doch eine eigene kleine Stadt. 17 000 Menschen schaffen hier, und das buchstäblich Tag und Nacht. 332 Betriebe gibt es. Und die wollen versorgt sein mit Bier, Göckele, Pommes, Teddybären, Plüsch-Pokémons, Mandeln, Eis oder Schlüsselanhängern. Wenn die Besucher schon längst zu Hause sind oder des Morgens noch im Bett liegen, gehört der Platz den Lieferwagenfahrern. Sie kurven über den Wasen und frischen die Bestände auf. Heuer allerdings müssen sie sich an neue Regeln gewöhnen. Der Sicherheit wegen müssen sie 100 Euro als Kaution hinterlegen, ihre Pässe zeigen und sich registrieren lassen. Dann erst bekommen sie einen Ausweis, dass sie auf den Platz dürfen.

 

„Wir wollen wissen, wer auf den Platz fährt“, sagt Marcus Christen, Abteilungsleiter bei der Volksfest-Veranstalterin in.Stuttgart. Der Sicherheit wegen. Deshalb habe man das System eingeführt, dass man selbst beim Lichterfest anwendet und das auch an der Messe Stuttgart für die Lieferanten gilt. 750 solcher Zufahrtskarten hat man ausgegeben. Auch die Schausteller brauchten eine. Was nicht jedem gefiel, weil er sich in seiner Freiheit eingeschränkt fühlte. Auch so mancher Dienstleister bruddelt. Kommt er nicht dauernd, sondern wird gerufen, weil die Kühlanlage zickt oder die Zapfanlage spinnt, muss er sich für eine einmalige Anfahrt erst registrieren lassen und dann 100 Euro als Kaution hinterlegen. Und die hat nicht jeder im Geldbeutel. Christen: „Das wird sich einspielen.“

Eitel Sonnenschein auf dem Wasen

Ansonsten herrscht aber eitel Sonnenschein auf dem Wasen. „Das war ein Auftakt, wie wir ihn uns nicht besser hätten wünschen können“, freut sich Andreas Kroll, Geschäftsführer der in.Stuttgart-Veranstaltungsgesellschaft. „Allen Beteiligten ist es gemeinsam gelungen, den Menschen Lust auf das diesjährige Volksfest zu machen.“

Am Freitag begann der Wasen gemütlich, am Samstag bot sich dann das gewohnte Bild. Bereits zwei Stunden vor dem Beginn um 11 Uhr standen die Zecher Schlange vor den Zelten, damit sie noch einen der wenigen nicht reservierten Plätze ergattern konnten. Ansonsten hieß es in den Zelten: Nichts geht mehr. Die 35 000 Sitzplätze waren vergeben. Und wer einen reserviert hatte, der erhob sich nicht mehr so schnell.

Freitag und Samstag kamen vor allem jene auf ihre Kosten, die Speis und Trank verkaufen. Der Sonntag ist der Tag, an dem die Los- und Schießbuden, die Karussells ihre Geschäfte machen müssen. Traditionellerweise neigt der Schausteller nicht zum Überschwang. Das muss man wissen, um die Aussage von Schaustellervertreter Mark Roschmann einzuordnen. „Das Wetter ist gut, die Leute kommen, jetzt warten wir mal ab“, sagte er. Übersetzt heißt das: Es läuft ganz ordentlich.

Auch die Polizei ist zufrieden

So sieht es auch die Polizei. Nur ist es da andersrum, die Ordnungshüter freuen sich über wenig Geschäft. Die Kontrollen verliefen reibungslos, „ein ganz ruhiges Eröffnungswochenende“ sei dies, sagte ein Polizeisprecher. Was bei einem Bierfest bedeutet, außer zig Betrunkenen und einigen Händeleien gab es nichts Dramatisches. Außer einem Exhibitionisten, der sich zweimal nahe des Wasens zeigte und festgenommen wurde. Ob zu der Ruhe auch die sichtbare Präsenz der Beamten auf dem Platz beiträgt? Darüber wollte die Polizei nicht spekulieren. „Das ist noch zu früh, da muss man die nächsten Tage abwarten.“ Viele Besucher jedenfalls schätzen den Anblick der blauen Uniformen und beteuern unisono, dass man die Polizei auf dem Wasen sehe und bemerke, dadurch fühlten sie sich beschützter. Nicht nur vor Terroristen, sondern auch vor Rowdys und Taschendieben.