Zum letzten Wochenende wird noch einmal ein großer Andrang und viel Verkehr rund um den Wasen erwartet. Auch der VfB spielt am Sonntagabend. Am 1. Oktober wurden Zufahrten und Zugänge gesperrt.

Es hat sich zum letzten Wochenende des Volksfests illustrer Besuch angekündigt. Am Sonntag kommt der Tabellenführer der Fußball-Bundesliga nach Bad Cannstatt: Der VfB kickt um 19.30 Uhr gegen Union Berlin. Was die Polizei mit einiger Sorge erfüllt. Jörg Schiebe, fürs Revier Bad Cannstatt zuständig und damit für Volksfest und Stadion, fürchtet am Sonntag den Stillstand rund um den Wasen. „Es gibt keine Parkplätze“, sagt er, „trotz aller Warnungen auf allen Kanälen kommen gerade die Besucher aus dem Großraum Stuttgart mit dem Auto.“ Und legen den Verkehr lahm. Für den Fall wird die Mercedesstraße gesperrt, dann die Benzstraße – dann geht nichts mehr. Am Samstag, 1. Oktober, war es auf dem Wasen so voll – 72 000 Menschen waren auf dem Gelände, gezählt, nicht geschätzt –, dass man die Zufahrten und Zugänge kurze Zeit schließen musste.

 

Nasse und Kälte verhagelt die Bilanz

Nicht immer war es so voll. Vor allem in der ersten Woche ging es trist zu auf dem Platz – und auch in manchen Zelten. Der nasseste und kälteste September seit 21 Jahren habe seinen Tribut gefordert, sagt Andreas Kroll, Chef der Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart. Die zweite Woche habe aber dafür entschädigt, und so werde man wohl bis zum Abschluss am Sonntagabend auf gut drei Millionen Besucher kommen. „Tatsächliche Besucher“, wie er betont, an den Eingängen getickert und gezählt. 2019 waren es 3,5 Millionen Besucher. Den Vergleich mag Kroll aber nicht ziehen. „Wir kommen nicht von 2019, wir kommen nach zwei Pandemiejahren von nichts.“ Von null auf drei Millionen will er damit sagen.

Grundsätzlich zufrieden

Nicht nur, weil die Pandemie gerade im Veranstaltungsbereich und in der Gastronomie wüste Schneisen gerissen hat, viele Techniker, Köche und Kellner den Beruf aufgegeben haben, viele Abläufe nicht mehr eingespielt waren, „das war eine riesige Herausforderung“. Auch das Publikum habe das Volksfest „wieder aufs Neue lernen müssen“.

Manche hatten dazu keine Lust. Gerade Firmen habe die Angst vor Corona und damit einhergehender Quarantäne und Lahmlegen des Betriebs davon abgehalten zu kommen. „Wir hatten einige kurzfristige Stornierungen“, sagte Werner Klauss, Wirt des Dinkelacker-Zelts und Wirtesprecher. „Gerade die Wirte, die auf Firmenveranstaltungen gesetzt haben, hatten jetzt zu kämpfen“, sagt er. Auch wenn man den Umsatz von 2019 nicht habe halten können, „sind wir grundsätzlich zufrieden“.

Das gelte auch für die Schausteller, betonten deren Sprecher Linda Brandl und Mark Roschmann. „Wir sind zufrieden, auch wenn es Schwierigkeiten gab“, erklärte Mark Roschmann, der Vorsitzende des Schaustellerverbands Südwest Stuttgart. Auch da lief noch nicht alles rund. „Wir mussten auch während des Fests noch Arbeitskräfte anwerben.“

Ein Dreiklang an Festen

Kroll ergänzt, wichtig sei gewesen, dass man überhaupt habe feiern dürfen. Und das dreifach. Mit Historischem Volksfest, zu dem 400 000 Menschen in die Innenstadt kamen, und dem Landwirtschaftlichen Hauptfest (150 000 Besucher) habe Stuttgart gezeigt, dass Veranstaltungen in dieser Größenordnung machbar sind. „Das ist ein Signal ins Land hinein für die ganze Branche.“ Es habe gezeigt: „Menschen brauchen Menschen! Sie möchten feiern und sich begegnen.“

Und dies durchaus friedlich. Zumindest die allermeisten. Jörg Schiebe zieht für die Polizei ein positives Fazit. 500 Straftaten gab es bisher, 15 Prozent weniger als 2019. Um fast 30 Prozent gingen die Körperverletzungen zurück. Allerdings gestiegen ist der Widerstand gegen die Polizei, um zehn Prozent. Sechs Polizisten wurden leicht verletzt. „Das Ersatzaggressionsfeld, das sind unsere Beamten“, vermutet Schiebe. Was vielleicht auch daran liegt, dass die Security schneller reagiert und die Schläger früher der Polizei übergibt, „und die sich dann an uns austoben“. Zurück ging die Zahl der Ausnüchterungen. Statt 60 Menschen mussten bisher 18 ihren Rausch bei der Polizei ausschlafen.

Ein arbeitsames Wochenende

Jetzt kommt noch einmal ein arbeitsames Wochenende auf Schiebe und seine Kollegen zu. Doch nicht nur Union Berlin wird erwartet. Sondern auch eine Abordnung vom Oktoberfest. Und das ist wirklich ungewöhnlich: Die Münchner wollen übers Wochenende schauen, was sie vom Cannstatter Volksfest lernen können.