Isi Ramsch arbeitet als Reporterin auf dem Cannstatter Volksfest. Für die Esslingerin bedeutet der Wasen mehr als nur „Saufen und auf der Bierbank stehen“.
Die Stimmung ist feuchtfröhlich. Es riecht nach gebrannten Mandeln. Ein Stück weiter hört man die Achterbahn rauschen, jemand schreit sich die Seele aus dem Leib, Blasmusik, Gelächter. Das Cannstatter Volksfest‒ ein ungewöhnlicher Arbeitsplatz. Isi Ramsch arbeitet da, wo manch einer schunkelnd auf der Bierbank sitzt und gröhlend den Maßkrug gen Himmel stemmt. Als Wasen-Reporterin berichtet sie für Fernsehen und Radio. Sie ist wohl einer der größten Fans des Cannstatter Volksfestes – und das, obwohl sie gar nicht aus Stuttgart, sondern aus Esslingen kommt.
„Für die meisten ist der Wasen bloß das Bierzelt, ein paar nette Fahrgeschäfte und das wars“, erklärt Ramsch. Mit ihrer Berichterstattung will sie neue Perspektiven auf das Volksfest geben. Mittlerweile hat die Radio- und Fernsehmoderatorin auch einen eigenen Instagram Kanal, auf dem sie ihre Erfahrungen teilt und Geheimtipps für ein perfektes Wasen-Erlebnis gibt. Hier schaut die Reporterin hinter die Thresen der Bierzelte, interviewt die besten Mandelverkäufer, lernt verschiedene Schausteller kennen oder begleitet Lieferanten.
Zweimal sei sie sogar in der Kanalisation unter dem Wasen gewesen, erzählt die Moderatorin. Ein andermal habe sie beim Fassanstich geholfen und 21 Tage selbst im Wohnwagen gelebt. Ein großes Highlight sei für sie der Besuch des Cannstatter-Volksfest-Vereins aus Philadelphia gewesen, erinnert sie sich.
In ihrer Zeit als Wasen-Reporterin ist die Liebe zum Volksfest noch gewachsen: „Je mehr Eindrücke ich bekam und je mehr Menschen ich kennengelernt habe, umso größer wurde meine Leidenschaft für das Fest“, erzählt Isi Ramsch. Im laufe der Jahre hätten sich auch wirklich schöne Freundschaften zu den Schaustellerinnen und Schaustellern entwickelt. „Irgendwann war ich nicht mehr nur die Besucherin oder irgendjemand von der Presse, sondern ich gehörte mit dazu.“
Wahre Volksfest-Liebe: Esslingerin Isi Ramsch will keinen Wasen-Tag verpassen
Das Gefühl der Verbundenheit habe sich durch ihren dauerhaften Aufenthalt auf dem Festgelände und das Wohnen bei den Schaustellern noch verstärkt, sagt Ramsch. „Ab da war ich selbst ein Teil des Wasens.“ Eine befreundete Schaustellerin hat die Reporterin „Wasen-Isi“ getauft. Der Name hat sich eingebürgert. Familie und Freunde nennen Isi Ramsch auch liebevoll „die Wasen auf zwei Beinen“. Jeder weiß, wie wichtig der Reporterin das Volksfest ist. „Wenn man mich um diese Zeit sucht, dann findet man mich auf dem Wasen“, sagt sie. „Ich versuche eigentlich jeden Tag da zu sein, auch wenn es nur für eine Stunde zum Mittagessen ist.“
Die beste Zeit für einen Wasen-Besuch ist laut Isi Ramsch der Festumzug am ersten Wasen-Sonntag, wenn die Trachtengruppen mit ihren Wagen und Tieren einziehen. „Aber eigentlich steppt hier immer der Bär“, sagt sie. Selbst am Morgen, wenn die Lieferanten kommen, oder nachts, wenn die Bierzelte schließen. „Es ist immer etwas los und das liebe ich so sehr an meinem Arbeitsplatz. Für mich fühlt sich die Zeit hier gar nicht an wie Arbeit.“
Obwohl die Wasen-Reporterin ursprünglich aus Esslingen kommt, ist sie eine treue Besucherin des Cannstatter Volksfests. Schon als Kind sei sie gerne mit ihren Eltern auf den Wasen gegangen. „Ich kenne es nicht anders“, sagt sie. „Mir wurde das von klein auf so beigebracht. Da ist ein Volksfest in Bad Cannstatt und da geht man eben hin.“ Dass sie aus Esslingen kommt, stehe ihrer Wasen-Leidenschaft nicht im Weg. Im Gegenteil, sie empfiehlt auch jedem Esslinger, das Volksfest in Bad Cannstatt regelmäßig zu besuchen.
Wasen, Wies’n und andere Feschtle: Die Wasen-Reporterin liebt sie alle
Trotz ihrer großen Wasen-Liebe, geht die Reporterin auch gerne auf andere Volksfeste. „Feschtle sind wichtig für die Kultur!“, findet sie. Egal ob das Vereinsfest im Esslinger Stadtteil Berkheim oder die Volksfeste in Cannstatt oder München: Jedes Volksfest habe seine ganz eigene Kultur, Geschichte und Daseinsberechtigung. Dem ständigen Vergleichen zwischen Wasen und Wies’n schenke die Wasen-Reporterin inzwischen kaum noch Gehör. „Ob jetzt der Wasen oder die Wies’n besser ist, darum geht es mir gar nicht. Mein Herz gehört dem Wasen. Trotzdem ist für mich jedes Volksfest einfach etwas ganz besonderes. Es ist wie eine kleine Stadt auf Zeit und es ist so viel mehr als die Leute denken.“