Die Stadt wehrt sich gegen den Vorwurf, den Discounter zwei bestehenden Cap-Märkten vorzuziehen und deren Zukunft zu gefährden.

Stuttgart - Niemand hat die Absicht, auf dem Untertürkheimer Postareal einen Discounter mit 1000 Quadratmeter Laden- und 600 Quadratmeter Lagerfläche zu bauen, der unweigerlich das Aus für die beiden wirtschaftlich miteinander verbundenen Cap-Vollsortiment-Märkte in Ober- und Untertürkheim bedeuten würde. Das hat ein Trio der Stadtverwaltung am Mittwoch im Obertürkheimer Bezirksbeirat betont, der die geplante Ortskernsanierung im Nachbarort neugierig, aber auch sorgenvoll verfolgt.

 

Untertürkheim würde Cap-Märkte für einen Aldi opfern

Dass gegen die Verelendung in Bahnhofsnähe etwas unternommen werden soll – auch wenn vielen die Idee der „inklusiven Stadt“ mit einem von Menschen mit Behinderung betriebenen (viel zu kleinen) Boardinghaus und einem Café nebst Ärztehaus, Pflegeeinrichtungen und Wohnungen für Ältere zusammengewürfelt vorkommt –, finden die Bezirksbeiräte gut. Aber sie wissen mittlerweile auch, dass der Nachbar für den Billiganbieter den seit 2004 allein die Nahversorgung sicherstellenden Cap-Markt im Storchenmarkt opfern würde – weil er sich davon mehr Kaufkraftzufluss als die sechs Millionen Umsatz der Caritas-Einrichtung verspricht, die teils von Menschen mit Behinderungen geführt wird.

„Wir wollen unseren Cap-Markt in Obertürkheim erhalten, deshalb müssen wir den Aldi in Untertürkheim verhindern“, brachte es Eckart Jäger (SPD) auf den Punkt. In einem Marktverträglichkeitsgutachten der Stadt heißt es unmissverständlich, der Zielkonflikt sei nicht aufzulösen, sprich: Es kann nur einen geben.

Linke fordern Rückkehr zur Wahrheit

Christoph Hofrichter (SÖS/Linke-plus) forderte die Stadt zur „Wiederherstellung der Wahrheit auf“, indem die am Dienstag vom Technikausschuss zu verabschiedende Vorlage für einen Architektenwettbewerb geändert wird, weil sie den Zielkonflikt ignoriere. Zur Wahrheitsfindung trug der Chef der Cap-Märkte bei. Gerhard Sohst verwahrte sich gegen die Behauptung von Stadt, CDU und FDP, die Läden litten unter Umsatzrückgängen. Der Bezirksbeirat erinnerte die Ratsfraktionen (und die Stadtplaner) an einen Beschluss von 2016 pro Cap-Märkte. SÖS/Linke-plus behauptet, nur sie stehe noch dazu. Das kann man in der Sitzung am Dienstag überprüfen.