Seit knapp drei Jahren sind die kleinen Flitzer in Stuttgart unterwegs – die 500 elektrisch angetriebenen Smarts von Car2go kann man einfach am Straßenrand mieten und auch irgendwo der Region wieder abstellen. Rentabel ist das Geschäft aber noch nicht ganz.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Seit knapp drei Jahren sind die kleinen Flitzer in Stuttgart unterwegs – die 500 elektrisch angetriebenen Smarts von Car2go kann man einfach am Straßenrand mieten und irgendwo in Stuttgart, Esslingen, Böblingen, Sindelfingen oder Gerlingen wieder abstellen. Daimler und Europcar, die hinter dem Angebot stehen, sehen Car2go als Erfolgsstory: Mittlerweile laufen die Smart-Zweisitzer in 30 Städten weltweit, insgesamt hätten sich eine Million Kunden registriert.

 

Nur rentabel ist das Geschäft noch nicht ganz: „Zwar erzielen wir in den ersten Städten schon Gewinne, aber durch die Anlaufkosten in neuen Städten brauchen wir eine gewisse Zeit, bis wir insgesamt wirtschaftlich erfolgreich sein werden“, sagt Sprecher Andreas Leo. Stuttgart gehöre noch nicht zu den profitablen Städten, da hier ausschließlich Elektroautos unterwegs sind und der Aufwand erhöht sei – so müssten die Autos öfter mal an eine Ladesäule gefahren werden. In Stuttgart gibt es 50 000 aktive Kunden; seit dem Start im November 2012 seien mehr als 1,5 Millionen Anmietungen erfolgt, so Leo.

Keine Konkurrenz zu Bus und Bahn, sondern Ergänzung

Andere Carsharing-Anbieter in Stuttgart üben heute einen entspannteren Umgang mit Car2go; am Anfang waren die Befürchtungen groß gewesen. Im Bereich der kurzen Fahrten mit kleinen Autos sei der Umsatz tatsächlich etwas zurückgegangen, sagt Edgar Augel von Stadtmobil, das in Stuttgart 360 Autos an 141 Stationen anbietet. Teilweise habe man aber sogar von Car2go profitiert, so der Leiter der Marketing-Abteilung, weil die Aufmerksamkeit für Carsharing insgesamt gestiegen sei. Bei Car2go sind Fahrten zu weiter entfernten Zielen nicht erlaubt, größere Transporte nicht möglich, und es passen in die Smarts auch nur zwei Personen rein; insofern sind die Kundenkreise von Stadtmobil und Car2go recht unterschiedlich. Allerdings gibt es seit Kurzem auch „Car2go black“: Stunden- oder tageweise lassen sich Dieselautos von Mercedes anmieten.

Car2go betrachtet sich selbst auch nicht als Konkurrenz für den öffentlichen Nahverkehr. Laut einer eigenen Kundenumfrage nutzen zwei Drittel der 2881 befragten Personen täglich oder mehrmals wöchentlich Busse oder Bahnen. Horst Stammler, der Geschäftsführer des VVS, bestätigt diese Ansicht weitgehend. Höchstens in Einzelfällen entscheide sich ein Kunde bewusst gegen den Nahverkehr und für Car2go: „Meistens ergänzen sich die Angebote aber sehr gut“, so Stammler. Inzwischen kooperiere der VVS beim Mobilpass sogar mit Car2go.

Andere Anbieter in weiteren Großstädten

Mittlerweile entwickelt sich die Moovel GmbH, die Car2go betreibt, auch immer stärker zu einem Unternehmen allgemein für Mobilitätsdienstleistungen. So wurde eine App entwickelt, mit der man auf Fahrpläne und Informationen von ganz vielen Anbietern – von Car2go über Flinkster bis hin zu Nah- und Fernverkehr – zugreifen kann. Auch die Smarts werden zunehmend nur noch über eine App gesteuert, sprich angemietet und auch geöffnet, wobei Letzteres nicht immer auf Anhieb funktioniert und auch etwas länger dauert als das bisherige Verfahren mit Karte. Die Idee der stationsunabhängigen Autovermietung (im Fachjargon heißt das „Free Floating-Carsharing“) besitzt Car2go mittlerweile aber nicht mehr exklusiv. BMW hat die Konkurrenz Drivenow (bis jetzt neun Städte weltweit) aufgebaut, VW ist mit Quicar (bislang nur in Hannover), Citroën mit Multicity (bis jetzt nur in Berlin) an den Start gegangen. Vorerst gibt es aber bei keinem Ambitionen, auch in Stuttgart aktiv zu werden.