Endlich Sommerurlaub – jetzt wird vielerorts der Wohnwagen wieder hergerichtet und reisefertig gemacht. Doch von so manchem Caravan in der Region fehlt plötzlich jede Spur.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart - Das war’s mit dem Sommerurlaub in Kroatien. Der Wohnwagen ist weg. Der Fendt Saphir 465 im Wert von über 20 000 Euro ist spurlos von einem Abstellplatz verschwunden, den allenfalls eingeweihte Ortskundige finden würden. Doch offenbar haben organisierte Diebesbanden den versteckten Platz in Aichtal-Neuenhaus (Kreis Esslingen) entdeckt. Den Schaden hat ein 67-jähriger Mann aus Filderstadt. Er ist aber nicht das einzige Opfer in der Region.

 

Im Juli häufen sich die Anzeigen – ganz offensichtlich sind spezialisierte Diebesbanden unterwegs. Besonders die Besitzer von Wohnwagen des Herstellers Fendt sind betroffen, weil gerade solche Typen derzeit in den Landkreisen Esslingen, Rems-Murr und Ludwigsburg gestohlen werden. Der Schaden seit Anfang Juli: knapp 150 000 Euro.

Manchmal sind die Täter zu schnell

Das Problem dabei: Oft lässt sich die Tatzeit gar nicht so genau eingrenzen. Als der 67-Jährige Anzeige erstattet, kann er nur sagen, dass er seinen Wohnwagen am 20. Mai auf dem Platz in Neuenhaus abgestellt hatte. Doch wie konnte der Wagen, ein neues Modell von 2018, überhaupt verschwinden? Die Deichsel war mit einem Schloss gesichert, der Platz ist eingezäunt, für das Tor braucht es einen Schlüssel. „Das Schlimme ist ja auch, dass persönliche Gegenstände mit verschwunden sind“, sagt der Betroffene. Von Werkzeug, Geschirr oder Bootszubehör ganz zu schweigen. Den Urlaub in Kroatien hat er jedenfalls absagen müssen.

Vielleicht ist der Wohnwagen längst bei einem Hehler in Belgien. Oder in Frankreich. Oder Osteuropa. Die Polizei hat meist keine Spuren. Manchmal aber doch. Etwa, als vor zwei Wochen ein Fendt-465-Wohnwagen in Waiblingen-Hegnach im Wert von 28 000 Euro verschwand. Die Diebe waren auf der Flucht zu schnell unterwegs – und von einem stationären Blitzer an der L 1142 zwischen Hegnach und Remseck geblitzt worden. „Die Ermittlungen dazu laufen“, sagt Polizeisprecher Robert Kreidler. Der weitere Fluchtweg führte über die Autobahn 81 in Richtung Stuttgart: „Die Kennzeichen des Wohnwagens wurden zwei Tage später am Autobahnparkplatz Gerlinger Höhe gefunden“, so Kreidler.

Fahndungsfotos helfen nicht weiter

Das sind mehr Ermittlungsansätze als nach einem Diebstahl Anfang Juli in Winnenden-Hertmannsweiler im Rems-Murr-Kreis. Einem Stuttgarter Besitzer war dort ein Fendt-Wohnwagen des Typs Bianco 435 im Wert von 23 000 Euro gestohlen worden. Die Polizei veröffentlichte zwar Fotos. „Allerdings hat die Polizei hierauf keine Zeugenhinweise bekommen“, sagt Polizeisprecher Kreidler.

Keine heiße Spur gibt es bisher nach dem Diebstahl eines Wohnwagens des Typs Fendt 650 für 45 000 Euro, der Mitte Juli in Murr (Kreis Ludwigsburg) verschwand. Außerdem wird seit Montag in Vaihingen/Enz ein Fendt-Wohnwagen vom Typ 465 im Wert von 26 000 Euro vermisst. „Die Tatzeit kann aber auch bis Anfang Juli zurückliegen“, sagt die Ludwigsburger Polizeisprecherin Yvonne Schächtele.

Wer sind die Täter?

Längst hält die Polizei auf der Autobahn die Augen offen. „Dazu gehören auch Wohnwagengespanne, die irgendwie nicht zueinander passen“, so Sprecherin Schächtele. Stationäre Blitzer sind auch in diesen Fällen hilfreich. Bei Karlsruhe etwa wurden Tatverdächtige geblitzt.

Wer sind die Täter? Derzeit stehen sechs mutmaßliche Caravan-Diebe in Köln vor Gericht, die 37 Wohnwagen nach Belgien geschafft haben sollen. Dabei handelt es sich offenbar um Angehörige eines Familienclans mit verschiedenen südosteuropäischen Staatsangehörigkeiten. Besonders spektakulär war die Festnahme eines Caravan-Diebes 2012 in Stuttgart. Die Täter hatten in Weilimdorf den Wohnwagen mitsamt schlafendem Besitzer entführt. Der 50-Jährige alarmierte die Polizei live per Handy – und die nahm am Ende ein Mitglied irischer Landfahrer fest. Die fallen bei der Polizei oft als betrügerische Teerkolonne auf.