Hohenheimer Wissenschaftler forschen an der großflächigen Kultivierung der Jatropha-Pflanze. Das Gewächs kann große Mengen CO2 aufnehmen, über Jahre speichern und so den Kohlendioxid-Gehalt in der Atmosphäre verringern.

Stuttgart - Weltweit wurden im Jahr 2011 mehr als 34 Milliarden Tonnen Kohlendioxid ausgestoßen – ein Treibhausgas, das verantwortlich für die globale Erwärmung ist. Ziel vieler Forschungsprojekte ist es daher, diesen Ausstoß zu verringern. An der Uni Hohenheim verfolgt man einen anderen Ansatz: CO2 soll in Pflanzen gespeichert und so der Gehalt in der Luft verringert werden – „Carbon Farming“ wird dies genannt.

 

In Wüstengebieten, so die Idee, sollen Plantagen mit einer Gesamtfläche von rund einer Milliarde Hektar kultiviert werden. Der Agrarwissenschaftler Klaus Becker und seine Kollegen untersuchen hierfür die Pflanze Jatropha. Diese bindet Kohlendioxid: So könnten pro Hektar Jatropha jährlich bis zu 25 Tonnen Kohlendioxid aus der Atmosphäre aufgenommen werden und über Jahre in der Pflanze gespeichert werden. „Mit einer Fläche von drei Prozent der arabischen Wüste ließe sich so der komplette Kohlenstoff-Ausstoß aller motorisierten Fahrzeuge in Deutschland binden“, erklärt der Agrarökonom Thomas Berger, der an dem Projekt beteiligt ist.

Bisher wurde die Idee nur an Computermodellen entwickelt

Der widerstandsfähige Strauch aus der Familie der Wolfsmilchgewächse ist für die Untersuchung geeignet, weil er auch auf kargen und trockenen Böden wächst, die für die Nahrungsmittelproduktion nicht genutzt werden können. Da aber auch diese Pflanze trotz hoher Dürretoleranz nicht völlig ohne Wasser auskommt, wären vor allem Küstenregionen, an denen sich Meerwasser entsalzen ließe, für den Anbau ideal. Die Jatropha-Pflanze produziert ölhaltige Früchte. Aus diesen kann Bioenergie gewonnen werden, die für die Entsalzung des Meerwassers und somit für die Bewässerung der Pflanze verwendet werden könnte. Bisher wurde die Idee des „Carbon Farming“ nur an Computermodellen entwickelt. Bei ihren Berechnungen stützten sich die Forscher auf Ergebnisse einer Pilotplantage im ägyptischen Luxor. Dies berichten sie in der Fachzeitschrift „Earth System Dynamics“.

Bevor das „Carbon Farming“ in die Praxis umgesetzt werden kann, müssen einige Hürden genommen werden. So soll noch genauer erforscht werden, wie die Jatropha-Plantagen das regionale Klima beeinflussen können. „Auch die Gefahr der Versalzung der Böden muss erst noch sorgfältig untersucht werden“, so Berger. Dafür brauchen die Wissenschaftler weitere Forschungsplantagen. Bisher gibt es allerdings noch keine Finanzierung für das Projekt.