Die Nachfrage nach Mietautos hat bei der Carsharing AG stark angezogen, weshalb 80 neue Wagen die Flotte verstärken. Aber wo kann man diese 80 Wagen abstellen?

Das Stuttgarter Carsharing-Unternehmen Stadtmobil registriert eine erheblich steigende Nachfrage. In der Coronapandemie 2020 habe man zunächst befürchtet, den Fuhrpark verkleinern zu müssen. „Das war dann doch nicht der Fall, wir sehen uns jetzt eher als Gewinner der Pandemie, unsere Kundenzahl ist sehr gut gewachsen“, sagt Pressesprecher Matthias Hartlieb. Nach Jahren des verhaltenen Wachstums komme eine „Welle“ auf das Unternehmen zu. Stadtmobil reagiert und hat zu den 582 Fahrzeugen, auf die in Stuttgarter und der Region inzwischen 14 000 Kunden zugreifen, weitere 80 bestellt, und zwar allein für den Standort Stuttgart. Sie alle sollen bis Sommer in die Flotte aufgenommen werden.

 

Das Wachstum stellt den 1992 gegründeten Autoteiler vor eine große Herausforderung: Bei Stadtmobil ist jedem Fahrzeug ein Stellplatz fest zugeordnet, doch „die sind in Stuttgart bekanntlich sehr knapp“, sagt Vorstand Ulrich Stähle. Zwar werde die Stadtverwaltung bis zum Jahresende neue Plätze ausweisen, „das deckt jedoch bei Weitem nicht unseren Bedarf“, so Stähle. „Die Stellplätze limitieren unser Wachstum“, verdeutlicht Hartlieb das Problem des stationären Carsharings. Der Anbieter Share Now, bei dem die Autos überall abgestellt werden dürfen, hat es in dieser Hinsicht leichter.

Miete von 50 bis 200 Euro möglich

Ein großer Teil der Kundschaft wohnt in den dicht besiedelten Bezirken im Zentrum, wo um jeden Quadratmeter gerungen wird. Stähle verbindet die Erweiterung des in leuchtendem Rot gehaltenen Fuhrparks mit einem Aufruf: „Wer einen Stellplatz schnell, unkompliziert und risikolos vermieten möchte, sollte sich bitte bei uns melden.“

Oberirdische Flächen sind dabei erste Wahl. „Der Platz sollte gut sichtbar sein“, also nicht unbedingt im Hinterhof liegen, beschreibt Hartlieb die Hauptanforderung. Die Stellfläche wird ordentlich dotiert. Die Spanne reiche von 50 bis 150 Euro im Monat, im Extremfall können auch mal 200 Euro Miete erlöst werden, das sei Verhandlungssache. „Aber natürlich muss das für uns noch wirtschaftlich sein“, baut Hartlieb exorbitanten Renditeerwartungen vor. Im Mai hat das Unternehmen seine Preise erhöht – als Reaktion auf die stark gestiegenen Kraftstoffkosten, die in der Kilometerpauschale der Miete mit abgegolten sind. „Das war unsere erste Preiserhöhung seit 2014“, relativiert Hartlieb den Aufschlag.

Notbehelf: Parkplatz am Milchhof

Bis zu sechs Monate im Voraus kann bei Stadtmobil ein Wagen gebucht werden. Die Nachfrage ziehe in den kommenden Ferienzeiten erkennbar an. Mit der Anmietung von Fläche auf einem geschotterten Parkplatz an der Nordbahnhofstraße hat der Autoteiler aktuell auf die Probleme reagiert. An dieser „Urlaubsstation Milchhof“ (beim ehemaligen Ufa-Kino) sollen bis zu 60 Neufahrzeuge bis zum Ende des Sommers stehen – und Kunden nach Möglichkeit ihre Urlaubsfahrt dort starten. So blieben in den Stadtteilen deutlich mehr Fahrzeuge „für den Alltagsgebrauch“.