Das Carsharing-Unternehmen Car2Go will sich aus den Randbezirken zurückziehen. Politiker und Bürgervereine protestieren und fordern die Stadt auf, Druck auszuüben.

Filder - Aus dem Bezirk Sillenbuch gibt es einen doppelten Wink mit dem Zaunpfahl für den Carsharinganbieter Car2Go. Die Stadt könnte durch Druck vielleicht noch etwas ändern an dessen Beschlüssen, heißt es aus dem Bezirksbeirat, aber auch vom Vorsitzenden des Bürgervereins Heumaden, Dieter Reuker. Heumaden gehört zu den betroffenen Stadtteilen, aus denen sich der Carsharinganbieter zurückziehen will. Reuker findet, dass die Stadt nun durchaus souverän auf das verweisen sollte, was er Großzügigkeit gegenüber Car2Go nennt. „Die Stadt ist Car2Go doch in allem entgegengekommen und hat sie gefördert, und jetzt ziehen sie sich einfach teilweise zurück“, sagt Reuker.

 

Er findet, dass das Unternehmen es sich zu einfach mache, wenn es angesichts der Hilfen der Stadt nun allein auf seine betriebswirtschaftlichen Erwägungen verweist. Einen Schritt weiter geht der Sillenbucher SPD-Bezirksbeirat Ulrich Storz. Er findet, dass die Stadt Carsharing-Angebote künftig ausschreiben und an die Bedingung einer gleichmäßigen Versorgung der Stadt knüpfen sollte. Das könne zwar kurzfristig nichts an der Entscheidung des Unternehmens ändern, sei aber ein Signal, dass für ein Umdenken sorgen könnte. „Es geht hier um eine Mischkalkulation, bei der nicht überall maximaler Gewinn möglich ist“, sagt Storz. Er möchte mit den Vertretern der anderen Fraktionen im Bezirksbeirat sondieren, ob ein gemeinsames Schreiben an das Unternehmen sinnvoll ist, in dem die Lokalpolitiker ihren Unmut über die Entscheidung äußern.

Bürgerverein schreibt an Car2Go

Im ebenfalls betroffenen Stadtteil Schönberg hat der Bürgerverein ein solches Schreiben bereits aufgesetzt und auch schon eine Antwort von Car2Go erhalten. Der Vereinsvorsitzende Veit Mathauer zeigt sich nicht überrascht, dass das Unternehmen auch nach dem Brief an seiner Position festhält. „Damit war nun auch zu rechnen“, sagt Mathauer.

Dennoch findet er es wichtig, dass die Schönberger gegenüber dem Unternehmen klargestellt haben, dass ihnen Carsharing wichtig ist und nun etwas fehle im Stadtteil, sagt Matthauer. „Wir haben in dem Schreiben darauf hingewiesen, dass der Stadtteil auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht optimal angeschlossen ist, weil die Linie 71 in deutlich zeitlichem Abstand fährt“, meint der Vorsitzende Bürgervereins. Viele Schönberger würden Carsharing nutzen, um zum Flughafen zu kommen, sagt Mathauer. „Das ist der ideale Weg, wenn das eigene Fahrzeug in der Garage bleiben soll“, meint er. Andere würden mit dem Elektroauto von Car2Go zur Ruhbank fahren und dann in die Stadtbahn umsteigen. „Jetzt bleibt vielen eben nur das eigene Auto, und das finde ich angesichts der Diskussion um Feinstaub in der Stadt nicht gut“, sagt er.

Das Unternehmen verweist auf betriebswirtschaftliche Notwendigkeiten: In der Stadt würden Kapazitäten fehlen, die in den Randbezirken ungenutzt blieben, argumentiert das Antwortschreiben des Unternehmens. Mathauer vom Bürgerverein Schönberg ist überzeugt, dass das Unternehmen dennoch aus wirtschaftlichen Erwägungen seine Entscheidungen überdenken sollte. „Wir stehen doch erst am Anfang eines Wandels in unserem Mobilitätsverhalten. Da würde es sich aus meiner Sicht schon lohnen, einen längeren Atem zu haben“, meint der Vorsitzende des Bürgervereins Schönberg.