Die Hochschwarzwald Tourismus Gesellschaft (HTG) bietet Urlaubern in diesem Sommer erstmals Car-Sharing mit Elektroantrieb. Die HTG setzt auf Nachhaltigkeit und vermietet stundenweise 25 Elektro-BMWs des Typs i3 an Urlauber und Einheimische.

Hinterzarten - Von vorne betrachtet sehen die neuen Hochschwarzwald-BMWs wie ganz gewöhnliche Autos aus. Wer sich jedoch das Heck ansieht, wird merken, dass da etwas fehlt. Die Fahrzeuge der Hochschwarzwald Tourismus Gesellschaft (HTG) haben keinen Auspuff. Und den brauchen sie auch nicht, denn sie werden mit Strom betrieben. Die HTG vermietet von diesem Jahr an im Sommer stundenweise 25 Elektro-BMWs des Typs i3 an Urlauber und Einheimische. Es ist das erste große, touristische Carsharing-Konzept mit Elektroautos auf dem Land.

 

„Unser Ziel ist es, die Nachhaltigkeit im Hochschwarzwald weiter zu entwickeln“, sagt Ulrike Brodscholl. Sie arbeitet für die HTG und hat das Projekt Elektromobilität geplant. „Die Urlauber können die Autos entspannt Probe fahren, erreichen auf eigene Faust ihre Ausflugsziele und tragen zur Erhaltung unserer Ferienregion bei.“ Alle Touristen, die zwei Nächte lang in einem von 300 Hotels rund um den Feldberg übernachten, erhalten eine Hochschwarzwald-Card. Mit dieser Karte können sie die Elektroautos drei Stunden täglich kostenlos nutzen. Jede weitere Stunde kostet sie 6,90 Euro. Einheimische zahlen ab der ersten Stunde.

Die Bedienung der Elektroautos sollte man sich erklären lassen

Eine Einführung in die Bedienung der abgasfreien BMWs ist allerdings erforderlich. Denn obwohl sich der Großteil der Deutschen vorstellen könnte, ein eigenes Elektroauto für kurze Strecken zu besitzen, haben bisher nur wenige diesen Wunsch in die Tat umgesetzt. Der Markt für elektrische Automobile wächst stetig, aber langsam. Im Dezember 2014 wurden in Deutschland rund 1000 Fahrzeuge mit einem Elektromodul und 558 reine Elektroautos verkauft. Vor zehn Jahren erhielten noch weniger als 50 Elektromobile eine Neuzulassung. Die HTG möchte mit ihrem Projekt auch das Bewusstsein für umweltfreundliche Fortbewegungsmittel stärken.

Neben all dem Umweltschutz liefern die Elektroautos eine vernünftige Fahrleistung ab. Ihr Motor ist kaum zu hören und doch beschleunigt er in wenigen Sekunden auf mehr als 100 Kilometer die Stunde. Kein Wunder, bei 170 PS unter der Haube. Ihre Spitzengeschwindigkeit liegt bei 150 Kilometer die Stunde. Damit die erreicht werden können, muss das Fahrzeug allerdings erst aufgeladen werden. Und hier liegt auch der Nachteil der Elektroautos. Mit einem vollen „Tank“ lassen sich zwischen 160 und 200 Kilometer fahren, danach ist Schluss. Die Abschleppkosten muss der Fahrer selbst tragen. Eben mal kurz tanken ist dann auch keine Option. Der Hochvoltspeicher des BMW i3 ist nach einer halben Stunde an einer speziellen Ladesäule bis zu 80 Prozent aufgeladen. Ist keine der Säulen in Reichweite, dauert der Vorgang an einer haushaltsüblichen Steckdose etwa acht Stunden. Damit die Fahrzeuge immer voll aufgeladen sind, müssen sie von den Urlaubern an ihre Ausgangspunkte zurück gebracht werden. Die HTG will Ladestationen in zwölf Gemeinden rund um den Feldberg aufstellen, sieben elektrische „Tanksäulen“ gibt es bereits.

Der Schwarzwald gehört zu den beliebtesten Urlaubszielen

Dass das erste touristische Carsharing-Konzept mit Elektroautos im Schwarzwald ausprobiert wird, ist nicht verwunderlich. Er ist eines der beliebtesten deutschen Urlaubsziele. Im vergangenen Jahr übernachteten dort 7,5 Millionen Urlauber, rund 5,5 Millionen Touristen waren Deutsche. Knapp 40 Prozent aller Gästeunterkünfte in Baden-Württemberg befinden sich im Schwarzwald. Ähnliche Elektromobilitätsprojekte wie das der HTG sind bislang nur im bayrischen Wald und in Garmisch-Patenkirchen angeboten worden. „Im Vergleich zu dem Elektromobilitätskonzept in Garmisch-Patenkirchen ist die Region, in der unsere Autos gefahren werden, viel größer“, erläutert Ulrike Brodscholl.

Das Konzept des E-Carsharing im Schwarzwald entstand beim Ideenwettbewerb Elektromobilität Ländlicher Raum des Landes Baden-Württemberg. Das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz fördert das Projekt mit 150 000 Euro. Die eine Hälfte des Geldes floss in die Finanzierung der Autos, die andere in die Installation der Ladesäulen. Zusätzlich beteiligten sich die Gemeinden, in denen die die Stationen aufgestellt wurden, an den Kosten.

80 Prozent der Gäste nutzten das Angebot mit strombetriebenen Autos

Dass die Elektro-BMWs bei den Urlaubern gut ankommen könnten, zeigt eine Umfrage aus der Testphase im Jahr 2012. In Zusammenarbeit mit Daimler wurde das Pilotprojekt E-Smart trifft Hochschwarzwald-Card mit 15 Smarts gestartet, die mit Strom betrieben wurden. 80 Prozent der Urlauber haben die Zweisitzer während ihres Aufenthalts im Schwarzwald für Ausflugsfahrten genutzt. Auch die beschränkte Reichweite der umweltschonenden Smarts störte den Großteil der Touristen nicht.

Die HTG trat im selben Jahr mit der Idee beim Deutschen Tourismus Preis an und erreichte unter 76 eingereichten Projekten den zweiten Platz. Inzwischen ist die Testphase beendet und die Smarts sind nicht mehr im Hochschwarzwald anzutreffen. Sie mussten Platz für die neuen elektrischen Viersitzer machen, die vorläufig für drei Jahre geleast sind. „Danach werden wir uns den Markt und die neuen Technologien in diesem Segment anschauen“, sagt Ulrike Brodscholl. Wie es dann mit der Elektromobilität weitergeht, ist noch offen.