Carsten Wagner ist in Filderstadt in erster Linie im weißen Kittel bekannt. Doch auch im Umweltschutz oder in Sachen Ortsgeschichte ist er aktiv. Was treibt den 52-jährigen Mann aus Plattenhardt an?

Filderstadt - Den, den oder vielleicht den? Carsten Wagner hat auf Anhieb viele Namen parat. Personen und Gruppen, alle aus Filderstadt, die er spannend findet. „Den könnten Sie mal vorstellen“, sagt er. Oder: „Die müssen Sie mal besuchen.“ Dass aber stattdessen er an diesem Tag im Mittelpunkt stehen soll, damit fühlt er sich sichtlich unwohl. „So was ist mir sehr fremd“, sagt er und reibt sich die Finger. Mit abwartendem Blick sitzt Carsten Wagner in seinem Besprechungsraum in der hintersten Ecke der Apotheke Bonländer Tor. Hier kennen die meisten Filderstädter ihn, den rührigen Apotheker mit den vielen Ideen.

 

Vier Filialen mit insgesamt 50 Mitarbeitern führt er mit seiner Frau im Stadtgebiet. Seine Blanka kennt er bereits aus dem Pharmaziestudium. Gemeinsam haben sie drei Kinder. Eine Apotheker-Familie, die einer Apotheker-Familie entstammt. Schon Carsten Wagners Eltern führten seinerzeit eine Apotheke in Plattenhardt. Er ist einer, den man im Ort kennt.

Geburts- und Wohnort ist Plattenhardt

Doch nicht nur Pillen und Tinkturen gilt sein Interesse. Als Hobbyhistoriker hat Carsten Wagner viel zur Ortsgeschichte seines Geburts- und Wohnorts Plattenhardt beigetragen. Mit dem Stadtarchivar Nikolaus Back hat er die Lebens- und Schaffensgeschichte des Flugpioniers Jacob Brodbeck aufgearbeitet, der vor 200 Jahren das erste bemannte Motorflugzeug gebaut hat. Als junger Bursche hat er in der Filderstädter Schriftreihe zur Heimat- und Landeskunde an einem Band mitgearbeitet, der sich mit „Alten Ansichten aus Plattenhardt“ befasst. Klinken habe er geputzt und im Dorf nach altem Material gefragt, um es für die Nachwelt zu bewahren. „Das war ein Kampf gegen die Zeit“, sagt er. Selbstredend, dass er die 750-Jahr-Feier seinerzeit mitorganisiert hat.

1988 bekam er überdies den Umweltpreis der Stadt. Nahe der Straße nach Waldenbuch hatte er Gestrüpp beseitigt, damit die artenreiche Heidelandschaft gedeiht. Seit Schultagen ist er bei den ehrenamtlichen Biotopkartierern, hat Tier-Behausungen aufgehängt und Bestände erfasst. Jüngst hat er an zehn Aich-Brücken Nisthilfen für Wasseramseln angebracht. „Das war erfolgreich. Die sind gut belegt“, sagt er und wirkt zufrieden.

Er antwortet mit einem Einstein-Zitat

Ob Freundeskreis St. Vinzenz oder Entwicklungsprojekte beim Lionsclub Neckar-Alb: Carsten Wagner mischt mit. Warum so viel? Er antwortet mit einem Einstein-Zitat. „Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig.“ Nachfragen, zuhören, das lohne sich. So stoße man auf viele interessante Menschen mit vielen Kenntnissen, „und wenn man das zusammenführt, hat man eine unendliche Begabung“.

Carsten Wagner ist ein überzeugter Netzwerker. Zusammenbringen, Ressourcen bündeln, Synergien bilden, gemeinsam etwas schaffen – das ist sein Ding. Etwa im Arbeitskreis Gesundheit und Pflege, wo Vertreter aus den Altersheimen, dem Kreissozialamt oder der Ärzteschaft tagen. Apropos Ärzte: Einmal die Woche kommt der 52-jährige Plattenhardter mit Hausärzten in einem Qualitätszirkel zusammen. Und der Volkshochschule empfiehlt und vermittelt Carsten Wagner ehrenamtlich für den Treffpunkt Gesundheit Referenten. „Das läuft wie geschnitten Brot“, sagt er. Wieder einmal klassisches Teamwork.

Einer von vielen Engagierten

Er glaube nicht, dass er mehr oder wichtigere Begabungen habe. Das betont Carsten Wagner immer wieder. Er sei nur einer von mehreren Engagierten. Davon profitierten alle, und davon profitiere er selbst, denn mit jeder Begegnung lerne er Neues kennen. „Man kann nur Sinn finden, wenn man mitgestaltet“, sagt er. Ja, das soll seine Botschaft sein.

Das mit dem Artikel über seine Person, das ist Carsten Wagner bis zuletzt nicht geheuer. Doch seine Augen verraten, dass er hinter seiner Maske lächelt. „Wenn in Ihrem Artikel rauskommt, dass es sich lohnt, sich zu vernetzen, dann haben wir beide was gekonnt.“