Hunderte Tänzer haben sich am Wochenende auf den Weg zur Stuttgarter Messe gemacht, um zu tanzen. Die Kandidaten bewerben sich für die ProSieben-Tanzshow "Got to Dance".

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

Stuttgart - "Wir tanzen Horror“, erklärt die kleine fahle Elfe im bleichen Hemdchen. Das Mädchen gehört zur Tanzabteilung der SG Hemsbach im Rhein-Neckar-Kreis und ist mit ihrer Truppe zur Vorauswahl von „Got to Dance“ nach Stuttgart gereist. Etwa 300 Gruppen haben am Samstag und Sonntag in einer der Messehallen vorgetanz, in der Hoffnung, am Ende bei der zweiten Fernsehstaffel dabei zu sein. Die Elfentruppe, die sich "The Beyond Dancers" nennt, wollen mit einem Ausdruckstanz punkten. „Wir tanzen Kinder, die Alpträume haben, die im Schlaf von etwas Bösem heimgesucht werden“, sagt eines der weiß geschminkten Mädchen mit dunkel umrandeten Augen. Eineinhalb Minuten haben die Tänzerinnen auf der Bühne, um ihre düstere Mystery-Geschichte zu entwickeln und die Jury zu überzeugen.

 

Mit lässigem Herumstehen überbrücken ein paar HipHop-Artisten in zeltartigen Trikots die Zeit bis zum Auftritt. Bis dahin darf keiner den dunklen, fast leeren Saal betreten, in dessen Rängen nur ein paar Juroren sitzen, deren Blicke die Prüflinge wie Dartpfeile treffen. Das BEM Folkdance-Ensemble aus Stuttgart mit seinen opulenten, historisierenden Kostümen tanzt sich da lieber schon mal warm und lässt die schweren Stiefel knallen. „Das ist Schwarzmeerisch, hat auch was mit Stepptanz zu tun. Wir pflegen türkischen Volkstanz mit Originalschritten, aber moderner Choreografie“, erläutert Burak Özyavuz. Die semiprofessionellen Tänzer haben genug Engagements, und sind eigentlich auf Fernsehauftritte gar nicht angewiesen, aber ein Casting ist interessantes Neuland. „Wir haben ‚Got to Dance’ im Fernsehen gesehen und fanden es gut und interessant. Das hatte einfach Niveau“, meint Özyavuz. Für ihn wäre ein Fernsehauftritt auch eine Gelegenheit, der Welt zu zeigen, dass türkische Folklore nicht von vorgestern ist: „Wenn die Zuschauer sagen: ‚Hey, das sieht cool aus’, dann haben wir unser Ziel erreicht.“

Nur eine weitere zähe Casting-Show?

„Got to dance“ ist noch ein recht neues Format und wirft deshalb die berechtigte Frage auf, ob es tatsächlich noch eine weitere grässlich zähe Casting-Sendung brauche? Doch „Got to dance“, da waren sich die Kritiker nach Ablauf der ersten Staffel einig, sei erfrischend anders. Das Casting zog sich auch nicht quälend lange hin, schon nach drei Wochen waren die Sieger herausgemendelt. Auch die einzelnen Sendungen folgten einer straffen Dramaturgie, die sich ganz auf die Darbietungen der Teilnehmer konzentrierte. Doch das wohl Erfreulichste war offenbar, dass man tatsächlich nur talentierte Tänzer sah. Es gab wohl keine Totalausfälle, bei denen sich der Eindruck aufdrängte, sie seien bloß eingeladen worden, um vorgeführt zu werden. Kenner urteilten unisono, es seien lauter Könner am Start gewesen.

Für die Bewerber hängt die Messlatte also recht hoch – und nicht nur in Stuttgart. Weitere Castings finden in Berlin, Hamburg und Köln statt, und überall begutachtet die Jury Hunderte Aufführungen. Wie viele Tänzer es am Ende in die Sendung schaffen, ist noch ungewiss.

Am 15. Mai startet „Got to dance“ auf dem Privatsender Pro Sieben, tags darauf ist sie auf Sat 1 zu sehen. Sieben Sendungen mit zwei Halbfinalshows und einer Finalshow, die jeweils live ausgestrahlt werden sollen, sind geplant. Die Jury ist dieselbe wie bei der ersten Staffel: Howard Donald, Sänger Tänzer und Choreograf von „Take That“, die zweifache deutsche Juniorenmeisterin der rhythmischen Sportgymnastik Palina Rojinski und die Tänzerin Nikeata Thompson.