Volker Weicker steht an der Spitze der deutschen TV-Regie. Der 55-Jährige ist Regisseur für „Das Supertalent“ und „Wetten, dass. .?“. Im Interview spricht er über Castingshows – und darüber, was das deutsche Fernsehen noch braucht.


Herr Weicker, heute ist Castingbeginn für „Das Supertalent“ in Berlin. Mit in der Jury sitzt Thomas Gottschalk. Geht das gut, Gottschalk und Dieter Bohlen?
Das geht ganz sicher gut. Die kennen sich schon ewig und wissen, was sie voneinander zu halten haben. Die werden zwar nicht immer einer Meinung sein, aber das ist auch Sinn der Übung.

Nach dem ARD-Fiasko „Gottschalk Live“ fragt sich der Zuschauer: Was soll Gottschalk dem RTL-Format bringen?
Die Erwartungshaltung ist wieder einmal riesig. Das Rad neu erfinden wird Gottschalk nicht. Er wird dem Ganzen auch keinen neuen Stempel aufdrücken. Aber seine Stimme, die wird weiterhin Gehör finden.

Welche dramaturgische Möglichkeit eröffnet die Personalie Ihnen für Ihre Arbeit?
Meine Aufgabe ist es, die Supertalente gut aussehen zu lassen, Kuriositäten und Lustiges herauszuarbeiten. Auf die Jury bezogen geht es mir darum, ihre Entscheidungsfindung so emotional wie eben möglich einzufangen. Das war meine Aufgabe früher und ist sie heute. Nur weil da Thomas Gottschalk sitzt, ändert sich meine Arbeitsweise nicht. Es geht mir immer nur darum, die starken Bilder zu suchen und zu senden.

Haben Sie schon einmal mit Thomas Gottschalk zusammengearbeitet?
Er war mehrmals Gast in Sendungen die ich gemacht habe, aber in einer längeren Serie habe ich noch nie mit ihm zusammengearbeitet.

Sie führen Regie beim „Supertalent“ und werden die Regie von „Wetten, dass . .?“ übernehmen. Gottschalk war früher bei den Öffentlich-Rechtlichen und wechselt jetzt zu RTL. Gleicht das nicht einem Verschiebebahnhof?
Das würde ich nicht so sehen. Ich arbeite für so viele Formate und verschiedene Sender, bin breit aufgestellt. Diese Wechsel sind in unserer Branche gang und gäbe.

Was glauben Sie, wann läuft das Haltbarkeitsdatum der Castingshows ab?
Ich glaube, Castingshows werden immer ihren Platz haben. Zurzeit haben wir sehr viele, das liegt aber daran, dass sich viele Sendungen gegenseitig kopieren. Das eine oder andere Format wird natürlich nicht überleben.

Was braucht das deutsche Fernsehen?
Wir brauchen mehr Unaufgeregtheit und einen nüchternen Blick auf die Dinge. Wir stürzen uns nur auf die schwachen Momente einer Sendung. Ich lese nie darüber, was toll war. Das scheint eine deutsche Eigenschaft zu sein.