Vom Zusammenleben Tür an Tür erzählt der spanischen Tänzer und Choreograf Carlos Chamorro in seinem Tanzstück „Vecinos - Nachbarn“. Zum Auftakt ihres 7. Flamenco-Festivals holt es Catarina Mora ins Theaterhaus und erzählt, was der Nachwuchs von klarer Rollenverteilung hält.

Stuttgart - „Vecinos - Nachbarn“ heißt die Produktion des spanischen Tänzers und Choreografen Carlos Chamorro, mit der an diesem Freitag das 7. Stuttgarter Flamenco-Festival eröffnet wird. Sie erzählt vom Zusammenleben Tür an Tür und kann zugleich als Symbol dafür gelten, dass der Flamenco, Unesco- Weltkulturerbe seit 2011, mit der Wahl-Stuttgarterin Catarina Mora in der baden-württembergischen Landeshauptstadt heimisch geworden ist. Das 7. Stuttgarter Flamenco-Festival findet bis zum 5. August im Produktionszentrum Tanz und Performance und im Theaterhaus statt.

 

„Warum noch immer viele Menschen denken, dass Flamenco erotisch sei, diese Ansicht ist vermutlich in Touristenzentren entstanden“, sagt Catarina Mora.

Denn im Flamenco, so die künstlerische Initiatorin und Leiterin des Stuttgarter Flamenco-Festivals, würde von Liebe und ihrer dunklen Schwester, der Eifersucht, vom Verrat an sich selbst und anderen, von Hunger und Glauben erzählen. „Das sind durchaus moralische Themen, die mit Stolz und unbedingter Ehrlichkeit verhandelt werden“, findet die Choreografin. Soeben ist sie vom Produktionszentrum in den Stuttgarter Kessel heruntergekommen, zierlich, freundlich, entflammt für „ihre“ Tanzsparte, den Flamenco.

Die „Flamenquitos“ bringen 65 Amateure auf die Bühne

Geprobt wird dort auch für die Produktion „Flamenquitos“, die 65 Teilnehmer im Rahmen des Festivals an diesem Sonntag auf dem Tablao des Theaterhauses präsentieren werden. „Es sind Flamenco-Begeisterte von acht bis 84 Jahren aus dem süddeutschen Raum, die ihr Verständnis von Flamenco zeigen“, sagt Catarina Mora. Ganz in der Tradition des Flamenco, dessen Ursprünge auf die griechisch-römische Antikel zurückführen, präsentieren die Laienkünstler in „Flamenquitos“ keine homogene Kunst, sondern seine Facetten.

Neugierig dürfen die Zuschauer auch auf sieben junge Sizilianer sein. Sie reisen aus Catania an und werden „Flamenquitos“ ihren eigenen Reiz verleihen. „Es sind Gewinner eines Wettbewerbs“, sagt Catarina Mora. Lediglich 2,9 Prozent der staatlichen Kunstförderung falle in Italien auf den Tanz; für Sparten wie den Flamenco bliebe eigentlich gar nichts übrig. „Begabtenförderung“ nennt die Choreografin ihr Engagement, das sie selbst finanziert. So wie Nicola (12) werden auch die anderen sechs Sizilianer kostenlos an neun Workshops teilnehmen können, die von bekannten Profis der Szene im Rahmen des Festivals geleitet werden.

Warum sich junge Tänzer für eine alte Tradition interessieren

Catarina Mora unterrichtet neben ihrer umfangreichen Lehrtätigkeit auch Flamenco an der John-Cranko- Schule in Stuttgart. Dass junge Menschen sich für diese alte Tanztradition begeistern, die inzwischen weltweit, aber vor allem in Andalusien beheimatet ist, schreibt sie der klaren Rollenverteilung zu. „Auch wenn Schülerinnnen und Schüler im Alltag Jeans und T-Shirt tragen, beim Flamenco lieben sie das unbedingt Weibliche, das Männliche, die großen Kleider und die schwarzen Hosen“, beobachtet sie. „Die ursprüngliche Kraft, der sich im Erleben von Tarantos, Alegrías, Bulerias und Soleares niemand entziehen kann“, entstehe im Zusammenspiel von gesungener Literatur, dem typischen Gitarrenklang, dem Stampfen der Füße, aus eleganten Handbewegungen, den großen Roben, der Eleganz der Hände.

„Flamenco“ heißt denn auch der zweite Abend des Festivals, in der das Publikum in eine spanische Nacht entführt werden soll. Catarina Mora, verantwortlich für die Produktion (Miguel Angel ist künstlerischer Leiter), verspricht „eine Nacht voll tanztheatraler Authentizität und Live-Musik.“ Zu erleben ist in „Flamenco“ auch Carlos Chamorro, einst Solist und Erster Tänzer am Spanischen Nationalballett. Seine sprühenden Ideen und langjährige Bühnenerfahrung sind die Basis für das Stück „Vecinos“ zum Auftakt des Festivals. „Das Stück war im vergangenen Monat in Madrid der Renner“, verrät Catarina Mora.

Festival vom 29. Juli bis zum 5. August.

29. Juli „Vecinos – Nachbarn“, 20 Uhr, Theaterhaus.

30. Juli, „Flamenco!“, 20 Uhr, Theaterhaus.

31. Juli, „Flamenquitos“, 19 Uhr, Theaterhaus

Bis zum 5. August finden im Produktionszentrum Tanz und Performance (Tunnelstraße ) Tanz-, und Gitarrenkurse in verschiedenen Niveaustufen statt. Am 2. August, 20 Uhr, spricht der Gitarrist Fernando de la Rua spricht über seine Arbeit. Am letzten Abend, 20 Uhr, gibt es ein Abschluss-Showing.

www.flamencomora.de