Lady Macbeth, Elfenkönigin Galadriel, Blue Jasmine – ob Theater, Fantasie-Saga oder Psychodrama: der Hollywoodstar Cate Blanchett schlüpft schnell in jede Rolle. Warum die Oscarpreisträgerin, diese Kunst ihren drei Söhnen verdankt, erklärt sie im Interview.

Stuttgart - - Noch dauert es ein halbes Jahr, bis die Oscars wieder verliehen werden. Aber dass Cate Blanchett dann zu den Nominierten gehören wird, ist für die meisten Experten schon ausgemachte Sache. Und auch die Chancen, dass sie – nach „Aviator“ – zum zweiten Mal den wichtigsten Filmpreis der Welt gewinnen könnte, stehen gut. Denn in Woody Allens Drama „Blue Jasmine“, das am Donnerstag in die Kinos kommt, legt die Australierin eine Darstellung hin, wie man sie nicht alle Tage auf der Leinwand zu sehen bekommt. Überhaupt widmet sich die 44-Jährige, die zuletzt häufig auf der Theaterbühne stand, aktuell wieder verstärkt dem Kino. Demnächst ist sie auch in „ Der Hobbit – Smaugs Einöde“ und George Clooneys „Monuments Men“ mit von der Partie.
Ms Blanchett, für „Blue Jasmine“ haben Sie zum ersten Mal mit Woody Allen zusammengearbeitet. Das wurde aber auch Zeit, oder?
Das können Sie wohl sagen. Einmal vor seiner Kamera zu stehen, davon träumt wirklich jeder Schauspieler. Und auch ich habe eigentlich gleich zugesagt, ohne dass ich überhaupt das Drehbuch gelesen hatte. Für jemanden wie ihn würde man ja fast alles machen. Es war mir deswegen auch egal, ob ich seine erste Wahl war oder er schon fünf Kolleginnen vor mir gefragt hatte. Hauptsache Woody! Natürlich war ich dann doppelt begeistert, als ich feststellen durfte, dass meine Rolle ein echter Kracher ist, wie man in meiner Heimat Australien sagen würde.
War es mit ihm denn dann genauso, wie Sie es sich vorgestellt hatten?
Es ist immer nervenaufreibend, wenn man mit seinen Idolen arbeitet. Denn einen Film zu drehen ist kein heiliges Unterfangen, sondern im Gegenteil meist ein ganz profanes, hartes Stück Arbeit. Doch meine Generation, die mit Woodys Filmen aufgewachsen ist, neigt dazu, ihn auf einen Sockel zu stellen und vor Ehrfurcht zu erstarren. Was natürlich gänzlich falsch ist, wenn man gemeinsam mit ihm etwas erschaffen will. Vorsicht und Zurückhaltung sind das letzte, was er als Regisseur von seinen Schauspielern gebrauchen kann.
Musste er Sie daran manchmal erinnern?
Nein, eher ich mich selbst. Aber Woody ist zum Glück wunderbar pragmatisch, das machte die Sache leicht. Ich vermute mal, diese Eigenschaft verdankt er seiner Vergangenheit als Stand-Up-Komiker. Entweder eine Szene funktioniert für ihn oder sie funktioniert eben nicht – und das sagt er einem dann auch.
Haben Sie eigentlich Lieblingsfilme von Allen?
Selbstverständlich, aber die wechseln immer mal wieder. Gerade habe ich wieder „Verbrechen und andere Kleinigkeiten“ gesehen. Da zeigt sich hervorragend, wie er in ein und derselben Geschichte mit ganz verschiedenen Tonfällen jonglieren kann, von tragisch bis komisch. Und ich muss unbedingt Dianne Wiest erwähnen, die in „Hannah und ihre Schwestern“ herzzerreißend ist.