Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Heiner Geißler, Kohls einstiger Generalsekretär, der seine Zitate angeblich sorgfältigst wählt, aber keinen Kriegsschauplatz meidet, mischt sich auch in dieses Getümmel. Was er zu sagen hat, qualifiziert ihn jedoch nicht zum Schlichter. Es sei "ein großer Irrtum anzunehmen, die CDU sei eine konservative Partei", erklärt er im Interview mit der "Welt". Sie sei "keine Tory-Partei, keine aufgeblasene FDP, keine Volksausgabe bibeltreuer Christen", sondern vereine konservative, liberale und christlich-soziale Strömungen. In Wahrheit habe die CDU nur ein Problem. Und dieses Problem sei mit den Buchstaben FDP abzukürzen. Sie habe "den falschen Koalitionspartner".

 

Geißler wirbt für ein Bündnis mit den Grünen, was die Kanzlerin hartnäckig als "Hirngespinst" bezeichnet hat. "Manche Gespenster verwandeln sich bei Sonnenaufgang in freundliche Wesen", sagt er und rät Merkel: "Die Koalitionsmöglichkeiten der CDU einzuengen auf eine Partei, von der man gar nicht weiß, wie lange sie noch existiert, wäre nicht sehr intelligent."

Die "Debatte um die angebliche Profillosigkeit der CDU" auf konservative Defizite zu verengen erscheint dem Guru der Wutbürger offenbar genau dies. Er wertet das als "Ergebnis von Gedankenfaulheit".