Lange haben die Christdemokraten die Kultusministerien ihren Koalitionspartnern überlassen. Jetzt wollen sich die Bildungspolitiker der Länder wieder stärker in die schulpolitischen Debatten einmischen.

Stuttgart - Die bildungspolitischen Sprecher der CDU in den Landtagen der Bundesrepublik wollen sich künftig aktiver in die aktuellen Bildungsdebatten einmischen. Das kündigt Georg Wacker, der Bildungsexperte der CDU im Stuttgarter Landtag an. Der Abgeordnete aus dem nordbadischen Wahlkreis Weinheim und ehemalige Staatssekretär im Kultusministerium wurde jüngst zum Vorsitzenden der Bildungspolitiker der CDU-Fraktionen gewählt.

 

Neben der CSU-Regierung in Bayern ist die CDU an sechs Landesregierungen beteiligt, stellt aber nur noch drei der 16 Kultusminister in den Ländern: in Bayern, Hessen und Sachsen. Trotz der Kulturhoheit der Länder drängte sich die CDU in den Koalitionen längere Zeit nicht nach der Verantwortung im zentralen aber meist hoch strittigen Feld der Landespolitik. Das soll anders werden. „Wir wollen christdemokratische Bildungspolitik wieder stärker in die Schuldebatte einbringen“, erklärte Georg Wacker nach seiner Wahl.

Herausforderung: Flüchtlinge in der Schule

Einig sind sich die CDU-Bildungspolitiker aller Länder, dass die Zuwanderung schulpflichtiger Flüchtlinge „die größte bildungspolitische und pädagogische Herausforderung seit der Jahrtausendwende“ sei. Die Sprecher formulierten „Rahmenbedingungen für erfolgreiche Beschulung von Flüchtlingskindern“. Lehrer müssten „die notwendige Qualifizierung und Unterstützung erfahren“, postuliert Wacker. Der Umgang mit teilweise schwer traumatisierten Kindern und Jugendlichen bedürfe „der Einbeziehung von Spezialisten wie Schulpsychologen, Schulsozialarbeitern und Traumatherapeuten“.

Die CDU-Politiker sprechen sich auch für eine möglichst frühzeitige umfassende Förderung aus, zu der neben der Sprache auch die Vermittlung von Alltagskompetenzen kommen müsse. Auch die Anerkennung der auf der „christlich-jüdisch-abendländischen Tradition“ basierenden Rechts- und Gesellschaftsordnung solle den jungen Flüchtlingen früh nahe gebracht werden. „Das ist das Fundament für ein friedliches Zusammenleben in Deutschland. Hierin liegt ein hohes Maß an sozialer Brisanz“, betont Wacker.

In der Debatte um Inklusion an Schulen bekennen sich die CDU-Politiker zu den Förderschulen als „wichtigem Bestandteil des differenzierten deutschen Schulsystems“. Sie wollen den Schülern einen anerkannten Abschluss ermöglichen und fordern die Kultusministerkonferenz auf, einheitliche Standards für einen derartigen differenzierten Abschluss zu erarbeiten. Der Abschluss könne den Förderschülern den Übergang in die Berufswelt erleichtern, so die Sprecher. Noch verließen zu viele Schüler die Förderschulen ohne Abschluss. Im Landtag von Baden-Württemberg will Wacker einen eigenen parlamentarischen Antrag einreichen.