CDU-Bundestagsabgeordnete Karin Strenz Ihr Tod hinterlässt Trauer und viele Fragen
Die CDU-Abgeordnete Karin Strenz stirbt nach einem Urlaub auf Kuba. In der Aserbaidschan-Affäre stand sie unter Druck. Spielte das eine Rolle?
Die CDU-Abgeordnete Karin Strenz stirbt nach einem Urlaub auf Kuba. In der Aserbaidschan-Affäre stand sie unter Druck. Spielte das eine Rolle?
Berlin - Die Fahnen am Berliner Reichstagsgebäude hängen am Montag auf Halbmast. Die Unionsfraktion verfällt angesichts der bestürzenden Nachrichten zu Karin Strenz in „Schockstarre“, wie es heißt. „Eine menschliche Tragödie“ nennt Eckhardt Rehberg den Tod seiner Fraktionskollegin und Landsfrau aus Mecklenburg-Vorpommern. In die Trauer mischen sich auch viele offene Fragen, zu mysteriös sind die Umstände – sowohl politisch als auch medizinisch.
Am Samstagabend besteigt die CDU-Bundestagsabgeordnete in Kuba den Flieger zurück nach Frankfurt. Eine Dienstreise war es nicht, wie Fraktion und Bundestagsverwaltung am Montag bestätigen. Sie gehe „in Urlaub“, soll Strenz vor der Reise zuvor einem verwunderten Parlamentarierkollegen gesagt haben – Corona hin oder her. Ihr Ehemann ist mit ihr an Bord, als die 50-Jährige während des Fluges kollabiert sein soll und der Pilot eine Notlandung auf dem irischen Flughafen Shannon eingeleitet hat. Um 7.36 Uhr Ortszeit am Sonntagmorgen landet die Boeing 767 des Ferienfliegers Condor. Strenz lebt noch, doch in der Uniklinik von Limerick, wohin sie gebracht wird, kann nur noch ihr Tod festgestellt werden.
Von „Herzproblemen“ ist die Rede. Die Todesursache aber ist den Medizinern vor Ort offenbar nicht völlig klar. Eine Obduktion wird angeordnet. „Das ist eine Standardprozedur“, erklärt ein Behördensprecher. Und auch die Schweriner Staatsanwaltschaft, die ein „Todesermittlungsverfahren“ einleitet, will keine voreiligen Schlüsse ziehen. Aber freilich ist allen Ermittlern bewusst, dass Strenz zuvor Ziel von Ermittlungen war.
Es ist keine drei Wochen her, dass ihre Vergangenheit sie eingeholt hat. Rund 60 Beamte des Bundeskriminalamts und der Generalstaatsanwaltschaft München gehen am 4. März gegen die „Aserbaidschan-Connection“ vor. Durchkämmt werden Büros und Wohnungen von sechs Mandatsträgern, die zwischen 2008 und 2016 gegen Bezahlung Einfluss im Sinne des Regimes von Ilham Aliyev genommen haben sollen. All das geschah im Europarat in Straßburg, wohin der Bundestag Abgeordnete in die parlamentarische Versammlung entsendet – darunter auch Strenz, die seit dem Jahr 2009 im Bundestag sitzt.
Ein Jahr später hat sie Aserbaidschan besucht – organisiert vom ehemaligen CSU-Abgeordnetenkollegen Eduard Lintner. 2014 und 2015 soll sie für angebliche Beratertätigkeiten Geld von Lintners Firma Line M-Trade erhalten haben. Diese wiederum soll das Bakschisch direkt aus Aserbaidschans Hauptstadt Baku bekommen haben.
Der Bundestag ist in der Sache ebenfalls schon aktiv gewesen. Gegen Karin Strenz wurde Anfang 2019 das maximal zulässige Ordnungsgeld in Höhe von 19 000 Euro verhängt. Grund dafür war, dass die Wahlkreisabgeordnete aus Parchim mehrere Angaben zu Nebeneinkünften und Nebentätigkeiten „jeweils nach Ablauf der Anzeigefrist angezeigt hat“, wie Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble monierte. Genannt wurden damals auch „Vermögenszuflüsse“ aus der Zusammenarbeit mit der „Vertragspartnerin Line M-Trade“.
All das ist jetzt, da Fälle von Korruption und Selbstbereicherung in der Unionsfraktion bekannt wurden, wieder hochgekommen. Und natürlich hat man auch mit Karin Strenz gesprochen, weil sie trotz eines Verzichts auf eine erneute Kandidatur ihr Abgeordnetenmandat vorerst behalten hat. Jetzt bedauern es viele Kolleginnen und Kollegen, dass nicht schon früher ein politischer Schnitt gemacht wurde. „Das hat ihr sehr zugesetzt“, heißt es in Fraktionskreisen. Der Vergleich von aktuellen Fotos mit Aufnahmen von vor wenigen Jahren legt nahe, dass es Karin Strenz zuletzt tatsächlich nicht gut gegangen ist.