Staatssekretär Julian Würtenberger geht in einstweiligen Ruhestand.

Stuttgart - Vize-Regierungschef Thomas Strobl (CDU) verliert im Innenministerium seine wichtigste Stütze. Wie er am Mittwoch mitteilte, zieht sich sein beamteter Staatssekretär Julian Würtenberger (62) in den einstweiligen Ruhestand zurück. Er werde diese Versetzung , die „ aus persönlichen Gründen, auch wegen der gesundheitlichen Belastungen“ erfolge, bei Ministerpräsident Winfried Kretschmann beantragen, heißt es in Strobls Erklärung. Und er fügt hinzu, Würtenberger sei nicht nur ein herausragender Spitzenbeamter, sondern auch „für mich persönlich ein exzellenter Ratgeber“ gewesen.

 

Strobl wird dem Vernehmen nach von diesem Rückzug kalt erwischt. Denn nach dem überraschenden Wechsel seines einstigen Vertrauten, Staatssekretär Martin Jäger, vor gut einem Jahr zum Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit verliert er nun schon den zweiten Spitzenmann. Würtenberger ist (nach Strobl selbst) sozusagen das zweite Opfer der künftigen CDU-Spitzenkandidatin Susanne Eisenmann. Denn die Kultusministerin zieht, nachdem sie vor wenigen Wochen im Kräftemessen um die Spitzenkandidaturgegen Strobl die Oberhand behielt, nun eine zentrale Aufgabe an sich: die Koordination der CDU-geführten Ministerien innerhalb der grün-schwarzen Koalition. Faktisch oblag diese Aufgabe bisher Würtenberger, der sich nun quasi kalt gestellt sieht.

Zermürbt vom Konflikt Strobl-Eisenmann

Außerdem habe dem 62-Jährigen der zermürbende Konflikt um die Spitzenkandidatur gesundheitlich zugesetzt, heißt es in CDU-Kreisen. Jedenfalls seien „wesentliche Voraussetzungen für eine Fortsetzung der erfolgreichen Arbeit“ nicht mehr gegeben, teilte Strobl offiziell mit.

Der Freiburger Würtenberger, Spross einer bekannten Juristenfamilie, gilt als ausgebuffter Verwaltungsexperte. Der CDU-Mann arbeitete in zahlreichen Ministerien und war von 2008 bis 2012 Regierungspräsident von Freiburg, ehe ihn Kretschmann aus politischen Gründen abberief. Daraufhin wechselte er ins Bundesfinanzministerium nach Berlin, bis Strobl ihn 2016 zum Amtschef und 2018 zum Staatssekretär machte.

Sein Nachfolger als Amtschef wird der für Digitalisierung zuständige Abteilungsleiter Andreas Schütze. Der 56-jährige Stuttgarter war Richter und in mehreren Städten Erster Bürgermeister. Ministerpräsident Günther Oettinger machte ihn zum Amtschef der Berliner Landesvertretung, Strobl holte ihn ins Innenministerium. Den Titel eines Staatssekretärs erhält Schütze freilich nicht – der wird vorerst nicht vergeben.