Hoffnungsträger oder letztes Aufgebot? In der Südwest-CDU wundert es einige, dass ausgerechnet Generalsekretär Strobl Mappus beerben soll.  

Stuttgart/Sindelfingen - Stehvermögen kann ihm niemand absprechen. Als sein Freund Günther Oettinger Anfang 2010 von Stefan Mappus in Stuttgart als Ministerpräsident abgelöst wurde, blieb Thomas Strobl Generalsekretär. Und das, obwohl jeder wusste, dass Strobl im langen Konkurrenzkampf zwischen Oettinger und dem damaligen Fraktionschef Mappus immer auf der Seite des Regierungschefs gestanden hatte. Und jetzt zeigt der 51-jährige Bundestagsabgeordnete wieder, dass man im Politikgeschäft vor allem eines muss: stehen bleiben. Schon kurz nach dem Wahldebakel am 27. März hatte er sich nach vorne gewagt und sich als neuen CDU-Landeschef ins Gespräch gebracht. Das stieß vielen bei der Basis sauer auf, weil sie den Hauruck-Wechsel von Oettinger auf Mappus nicht noch mal erleben wollten.

 

Bei der knapp fünfstündigen Basiskonferenz am Donnerstagabend in Sindelfingen erhielt Strobl die Quittung dafür. Mehrere der über 70 Redner forderten ihn zum Rückzug vom Amt des Generalsekretärs auf und erhielten großen Applaus. „Wenn der Präsident geht, kann der Trainer nicht bleiben und Präsident werden“, sagte ein älteres Parteimitglied und traf damit den Nerv vieler Mitglieder. Der 51-jährige Strobl habe den Wahlkampf von Mappus gemanagt und sei damit mitverantwortlich für das Scheitern. Noch auf dem Weg in die anschließenden Sitzungen von Präsidium und Vorstand kolportierten mehrere führende CDU-Leute, Strobl müsse nicht nur als General seinen Hut nehmen, sondern auch seine Bewerbung als Parteichef zurückziehen. Für den 51-jährigen Chef der baden-württembergischen CDU-Landesgruppe im Bundestag wäre das ein schwerer Schlag gewesen. Der Schwiegersohn von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) wollte doch seine Hausmacht stärken, um sich in Berlin für höhere Weihen zu empfehlen.

Strobl oder Hauk?

Doch kaum war die Tür zu, nahm die Diskussion einen anderen Weg. Es sei doch aller Ehren wert, dass Strobl die Kritik ausgehalten habe, argumentierte etwa Noch-Umweltministerin Tanja Gönner im Vorstand laut Teilnehmern. Viele waren der Meinung, nun habe die Basis ihren Kropf geleert, doch jetzt müsse eine Entscheidung her. Überraschend und gegen den Willen vieler seiner Anhänger erklärte Fraktionschef Peter Hauk dann, er werde nicht gegen Strobl antreten. Es sei doch sinnvoll, einen Bundespolitiker an der Parteispitze zu haben, schließlich müsse man engen Kontakt zur schwarz-gelben Bundesregierung halten. Somit war die Sache geritzt. Am nächsten Mittag in Stuttgart ging Strobl auf seine Kritiker zu. Es sei doch völlig in Ordnung, wenn Mitglieder „frei von der Leber weg sagen, was ihnen auf dem Herzen liegt“. Die Konferenz beschrieb er so: „Ein Gewitter mit außerordentlich reinigender Wirkung, das in einen Sommerregen übergeht und am Ende scheint am Horizont die Sonne.“

Er sehe nach der Tagung keinen Grund, nicht anzutreten. Auch sei es kein Manko für die CDU, dass es nur einen Kandidat gebe. „Wenn es nun Thomas Strobl gegen Karl Dosenbier hieße, würden Sie schreiben: Gerangel um ersten Platz im Regal“, beschied er den Journalisten. Viele seien ja für eine Doppelspitze gewesen - und die könne er doch mit Hauk bilden. Nun muss Strobl noch bis zum Parteitag kurz vor der Sommerpause vier Regionalkonferenzen überstehen. Spannend wird sein, wie die Basis auf die Entscheidung der Gremien reagiert. Und dann müsste eventuell noch die Frage geklärt werden, wer denn als Ministerpräsident bereit steht, wenn Grün-Rot doch noch scheitern sollte. Strobl oder Hauk?