Schluss mit schlechter Presse: Der CDU-Landesvorsitzende Thomas Strobl warnt die anonymen Kritiker in seiner Partei. Er werde sie finden.

Stuttgart - Seit 2011 führt Thomas Strobl die Landes-CDU. Damals übernahm er die vom Machtverlust paralysierte Partei von dem als Ministerpräsident gescheiterten Stefan Mappus. Acht Jahre ist das her. Es waren keine leichten Jahre, findet der 59-Jährige. 2014 verweigerte ihm seine Partei die Spitzenkandidatur, und seitdem er 2016 vom Bundestag nach Stuttgart wechselte, um die CDU als Juniorpartner in die Koalition mit den Grünen zu führen, vergeht kaum eine Woche, in der er nicht Schlechtes über sich in der Zeitung liest. Immer unter Berufung auf zumeist anonyme CDU-Quellen. „Manchmal ist man verzweifelt“, resümierte Strobl jüngst auf dem Parteitag in Weingarten.

 

Doch das soll sich ändern. „Wenn man in der Familie streitet, macht man die Fenster zu“, sagte er bei dem Parteitreffen. Das will er jetzt tun. Strobl schließt Fenster und Türen. Schon in der ersten Sitzung des neu gewählten Landesvorstands am Montag machte er nach Angaben mehrerer Teilnehmer deutlich, dass er üble Nachrede aus der Anonymität heraus nicht mehr hinnehmen und allen Spuren auf die Hinweisgeber an die Presse nachgehen werde. Strobl bezog sich auf einen Bericht, in dem ein abträgliches Urteil über ihn („Ich kann Strobl nicht mehr hören, und das geht vielen so“) falsch zugeordnet wurde – einem namentlich nicht genannten Delegierten aus Freiburg. Strobl – als Innenminister und damit als symbolisch oberster Ermittler des Landes – nahm die Spur auf und führte eine Klärung herbei. Aus Freiburg kam der Delegierte nicht. Nun spekuliert Strobl, dass auch der Delegierte selbst gar nicht existieren könnte. Der Autor des Textes bestreitet das; atypisch für die CDU-interne Kommunikation ist das Zitat jedenfalls nicht. Eine CDU-Sprecherin sagte, zu nicht öffentlichen Sitzungen äußere man sich nicht.

Strobls Kritiker deuten den Ermittlerwillen ihres Chefs als Ausdruck von „Bunkermentalität“ und „Einschüchterungspolitik“. Auch wird Strobls Hinweis, dass der neue Landesvorstand die nächste Regierung zu bilden habe, als Drohung aufgefasst: Wer sich nicht wohl verhalte, bekomme kein Amt. Strobls Verteidiger halten dagegen: Auf dem Parteitag hätten die Kritiker aufstehen und reden können. Doch sie schwiegen.