Der Ton zwischen den drei Bewerbern um den CDU-Vorsitz wird rauer – es geht vor allem um den Umgang mit der AfD. Das besorgt manchen in der Partei. Steht die Geschlossenheit der Union auf dem Spiel?

Berlin - Friedrich Merz, einer der drei Kandidaten im Rennen um den CDU-Bundesvorsitz, hat gegenüber unserer Zeitung auf die scharfe Kritik an seinen Äußerungen zum Verhältnis von AfD und CDU reagiert. Merz hatte davon gesprochen, die CDU habe „mit einem Achselzucken“ den Aufstieg der AfD hingenommen. Daraufhin hatte CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer von „einem Schlag ins Gesicht“ gesprochen.

 

Es brauche bei dem Thema „keine künstlichen Aufgeregtheiten“, sagte Merz unserer Zeitung. Inhaltlich unterstrich er aber seine Position. „Machen wir uns nichts vor: Die Probleme rund um den massiven Zustrom von Flüchtlingen sind von uns unterschätzt worden und das war entscheidend für das Wachstum der AfD.“ Merz sagte, er wisse sehr wohl, „wie sich unsere Mitglieder an den Wahlständen gefühlt haben“. Und er wisse auch, „dass wir es dem Engagement vieler Bürgermeister, Landräte und Minister wie auch vieler Sportvereine, kirchlicher Gruppen und Initiativen zu verdanken haben, dass wir vieles meistern konnten“.

CDU-Vize weisen Merz’ Vorwürfe zurück

Die Bürger dürften aber nicht das Gefühl bekommen, „das der Staat wegen einer kleinen Gruppe von Migranten die Kontrolle verliert“. Merz forderte, dass der Staat „die Zahl der Abschiebehaftplätze deutlich erhöhen“ müsse. Es könne nicht sein, „dass Straftäter, die rechtskräftig verurteilt worden sind und Deutschland eigentlich verlassen müssten, immer noch auf freiem Fuß sind. Die muss man in Gewahrsam nehmen und dafür sorgen, dass sie aus der Haft heraus abgeschoben werden“.

Die stellvertretenden CDU-Chefs Armin Laschet, Thomas Strobl und Julia Klöckner haben sich derweil gegen den Vorwurf von Friedrich Merz verwahrt, die Partei habe den Aufstieg der AfD mehr oder minder gleichgültig zur Kenntnis genommen. Laschet und Strobl sagten am Montag vor Gremiensitzungen der CDU in Berlin auf die Frage, ob sie die Entwicklung der AfD achselzuckend zur Kenntnis genommen hätten: „Nein.“