Beim Politischen Montagsforum der CDU Bezirksgruppe Stuttgart-Süd/Heslach/Kaltental ist die Ott-Goebel-Jugendstiftung Thema gewesen – aber natürlich auch der Rückzug von AKK.

Stuttgart - Der Beamer steht. Gleich wird Beraterin und Coach Brigitte Ott-Göbel in der Brauereigaststätte Dinkelacker beim Politischen Montagsforum, das die CDU Bezirksgruppe Süd/Heslach/Kaltental monatlich veranstaltet, die Ott-Goebel-Jugendstiftung vorstellen. Sie gründete diese 2007 mit ihrem Mann Volker Göbel, um die Erziehung, Ausbildung und Gesundheit junger Menschen zu fördern. Zu den Angeboten gehören etwa das interkulturelle Projekt zu gesunder Ernährung für Grundschüler „Essend bereise ich die Welt“, kunsttherapeutische Arbeit mit Flüchtlingskinder oder die Projektpartnerschaft im Theaterstück „Unterm Strich“ des Citizen-Kane-Kollektivs.

 

Auch mit Alumnis der Deutschen Journalistenschule München kooperiert die Stiftung: Am 3. Mai, Tag der Pressefreiheit, gingen sie an Schulen, um mit Jugendlichen über Demokratie und Pressefreiheit zu sprechen. „In den vergangenen zwei Jahren haben wir uns Demokratie als Schwerpunkt gesetzt, besorgt um Meinungs- und Pressefreiheit und darüber, wie viele – auch junge – Menschen dem Spektrum rechtsradikaler Parteien zulaufen“, so Ott-Göbel.

Von der eigenen Partei niedergemacht

„Integration, Engagement, Demokratie“ ist heißt denn auch ihr Vortrag beim Politischen Montagsforum, zu dem zehn Mitglieder gekommen sind. Er hätte nicht besser passen können. Kündigte doch zuvor, um 14.14 Uhr, die CDU-Parteivorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer alias AKK vor der Presse an, sie werde sich nicht um eine Kanzleramtskandidatur bewerben und ziehe sich vom Parteivorsitz zurück, sobald ein geeigneter Kanzlerkandidat gefunden sei. Ein Doppelrückzug, der von einigen auf dem Montagsforum bedauert wird. „Überraschend und auch wieder nicht“, so Roland Petri, Bezirksbeirat Stuttgart-Süd und Vorsitzender der CDU Süd/Heslach/Kaltental. „Was in den vergangenen Tagen in Thüringen passiert ist! Es gibt Grenzen der Belastbarkeit.“ Vor allem, wenn man auch von der eigenen Partei niedergemacht werde. Sein Eindruck: Frauen, auch jenen anderer Parteien, ergehe es häufiger so als Männern. Nun müsse schnell Klarheit her. Galt doch die Regierung und Demokratie Deutschlands bisher als extrem stabil in Europa.

Auch Göbel-Ott findet es traurig, dass AKK nach so kurzer Zeit aufgibt. „Klar hat sie Fehler gemacht, aber das macht jeder Neue im Amt.“ Sie habe auf dem CDU-Parteitag Ende 2018 AKKs Bewerbungsrede erlebt. „Am überzeugendsten!“ Es müssten mehr gute Frauen in Verwaltung, Wissenschaft, Industrie und Politik. „Jetzt sind Führungsstärke und Geschlossenheit wichtig“, nimmt Jürgen Göbel den Faden auf. Konflikte müssten intern gelöst werden. Klar, dass Nerven blank lägen, wenn angesichts der aktuellen Umfragewerte manche bisher sichere Wahlkreis schwinden sähen. Eine junge Frau betont, dass Unsicherheit Wähler verunsichere. Wegen einer Ohrfeige sei man nicht gleich weg. AKK hätte mehr Autorität zeigen müssen, sich klar äußern, nicht bei der Werteunion „rumeiern“ und Thüringens CDU-Chef Mike Mohring „einnorden“ sollen, bevor es Kanzlerin Angela Merkel von Südafrika aus tat. „Schade, dass Merz wieder im Gespräch ist, der mehrmals nicht gewählt wurde.“

Auch ein Gefühl der Erleichterung

An diesem Abend in Stuttgart-Süd scheint Merz nicht der Mann für den Parteivorsitz zu sein, auch wenn er just von manchen Firmenchefs angepriesen wird. „Warum nicht Jens Spahn? Er ist noch jung!“, meint ein Mitglied der CDU Bezirksgruppe Stuttgart-Mitte. Nicht alle seien über die Wahl AKKs glücklich gewesen, erinnert er sich. Dass sie gehe, verbreite auch ein Gefühl der Erleichterung. Jetzt müsse jemand her, um eine Plattform zu schaffen, in der sich auch die Konservativen wieder zuhause fühlten.