Aufbruchstimmung Fehlanzeige! Für die immer noch tief enttäuschte Südwest-CDU ist Thomas Strobl kein wirklicher Hoffnungsträger.

Ludwigsburg - Angela Merkel ist vergnügt. Um Punkt 12.30 Uhr verkündet Tagungspräsident Wolfgang Reinhart den klaren Sieg von Thomas Strobl bei der Wahl zum Landeschef der Südwest-CDU. Sekunden später spaziert die Bundeschefin durch ein Spalier von Delegierten zum Podium des Parteitags in Ludwigsburg. Am Mikrofon schmunzelt die Kanzlerin über ihre Punktlandung: "Thomas Strobl hat seiner Frau gedankt und ich bin einmarschiert." So könne es weitergehen. "Auf gute Zusammenarbeit." Als Chef der Landesgruppe im Bundestag ist Strobl für Merkel ein alter Bekannter. Sie sind per Du.

 

Die Wahl ist am Ende doch eine klare Sache: Strobl setzt sich mit 63 Prozent gegen den Landtagsabgeordneten Winfried Mack durch. Der 51-jährige Strobl bildet nun mit Fraktionschef Peter Hauk das neue Führungsduo in Baden-Württemberg. Er ist der erste CDU-Landeschef, der nicht gleichzeitig Regierungschef ist oder es demnächst wird. Die Frage nach der Spitzenkandidatur bei der Landtagswahl 2016 schiebt Strobl weit von sich weg. "Das ist der Kern des Konzepts der Doppelspitze, dass diese Frage völlig offen bleibt." Erstmal gelte es jetzt, die grün-rote Regierung zu stellen, die eine "Fußnote" in der Geschichte Baden-Württembergs bleiben solle.

Indirekte Niederlage für Mappus

Das Ergebnis des ersten Duells um den Parteivorsitz in der Geschichte der Südwest-CDU ist eine indirekte Niederlage für den abgelösten Landeschef Stefan Mappus. Der 45-jährige Mack ist ein langjähriger Vertrauter des gescheiterten Ministerpräsidenten. Mit seiner Abschiedsrede vor der Vorsitzendenwahl tat Mappus dem Kandidaten Mack nach Einschätzung vieler Delegierten keinen Gefallen. Als Gründe für die Wahlschlappe nannte er: Stuttgart 21, Fukushima, die aggressive Opposition, gleichgültige Bürger und die ihm feindlich gesinnten Medien.

Statt über die "beispiellose Erfolgsgeschichte" der CDU zu schreiben, hätten die Presseleute immer nur das Haar in der Suppe gesucht. Es sei ihnen nur um den Sturz von Schwarz-Gelb gegangen. Das sehe man schon daran, dass einige Journalisten nun Pressesprecher bei Grün-Rot seien. Extra für sie sei die Besoldung um drei Stufen erhöht worden. "Dieser Vorgang ist bedenklich", poltert Mappus. Als er mit Tränen in den Augen und erstickter Stimme Abschied nimmt, gibt es nochmal langen Applaus.

Mappus Auftritt "unverbesserlich"

Doch dann ist das Aufatmen unüberhörbar. "Unverbesserlich", nennt ein CDU-Führungsmitglied Mappus' Auftritt. Strobl hatte wegen seiner Arbeit als Generalsekretär unter Mappus massive Kritik einstecken müssen. Schließlich habe er den autoritären Führungsstil doch mitgetragen, hieß es immer wieder. Doch sein weitgehend unprofilierter Gegner Mack konnte das nicht ausnutzen. Viele Delegierten wollten zudem Hauk, dem Chef der Landtagsfraktion, einen Bundespolitiker zur Seite stellen.

Einige CDU-Bundestagsabgeordnete vermuten, dass Strobl nicht das Amt des Ministerpräsidenten anstrebt. Stattdessen wolle er als Landeschef seine Hausmacht vergrößern, um eines Tages auf einen Ministersessel im Bundeskabinett zu klettern. Bis dahin steht Strobl eine Herkulesaufgabe bevor.