CDU-Politiker beklagt „Nichtstun“ der Europäer und bietet die Aufnahme und Betreuung Minderjähriger durch eine Diakonische Einrichtung in Tuttlingen an.

Stuttgart - Unbegleitete Kinder sollten so schnell wie möglich aus den überfüllten Flüchtlingslagern in der Ägäis geholt werden. Dafür macht sich der Tuttlinger Oberbürgermeister Michael Beck (CDU) in einem Schreiben an Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) stark. „Europa ist gerade dabei, die nächste menschliche Tragödie an seinen Außengrenzen durchs Nichtstun zu ignorieren“, schrieb Beck in seinem Brief unter Verweis auf die schwierigen humanitären Verhältnisse in den überfüllten Lagern auf den Ägäisinseln. Betroffen seinen zahlreiche unbegleitete Kinder. „Das ist für mich als überzeugter Europäer und Christ unerträglich.“

 

Ähnlich wie es bei den seinerzeit durch Ministerpräsident Kretschmann angestoßenen Hilfen für jesidische Frauen der Fall gewesen sei, müssten auch in diesem Fall staatlicherseits unbürokratische Lösungen gefunden werden. Beck bot konkret an, Kinder in der Diakonischen Jugendhilfe Mutpol in Tuttlingen zu betreuen. „Wir haben hier eine Einrichtung vor Ort, die viel Erfahrung hat.“

Der CDU-Politiker äußerte zugleich seine Enttäuschung, dass der Bund auf das Angebot der in der Initiative Städte Sichere Häfen zusammengeschlossenen Kommunen nicht eingegangen sei. Tuttlingen hatte sich im vergangenen Sommer durch einen einstimmigen Gemeinderatsbeschluss bereit erklärt, Geflüchtete aufzunehmen, die aus Seenot oder anderen humanitären Notlagen gerettet wurden. Auch der einzige AfD-Stadtrat im Tuttlinger Gemeinderat hatte zugestimmt.

Ähnlich wie Tuttlingen haben mehr als zwanzig deutsche Städte angeboten, unbegleitete Minderjährige aus Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln aufzunehmen. Das ergab jetzt eine Umfrage des Magazins „Spiegel“ unter den 41 Mitglieder der Initiative Städte Sicherer Häfen.