Exklusiv Der Gmünder OB Richard Arnold gilt in der Landes-CDU als Ausnahmepolitiker. Manche Parteifreunde wünschen sich ihn sogar als Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2016 – doch er ziert sich noch.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Eine Woche muss sich die Südwest-CDU noch gedulden, dann steht die Auswahl der möglichen Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2016 fest. Bleibt es beim parteiinternen Duell zwischen dem Landesvorsitzenden Thomas Strobl (54) und dem Landtagspräsidenten Guido Wolf (52)? Oder melden sich weitere, womöglich ernst zu nehmende Aspiranten für den Mitgliederentscheid? Am Mittwoch nächster Woche endet die Bewerbungsfrist, am Freitagabend werden die Kandidaten bei einer Sitzung des Landesvorstands dann offiziell festgestellt. Im November schließlich darf die Basis abstimmen, wer Winfried Kretschmann (Grüne) in anderthalb Jahren das Amt des Ministerpräsidenten streitig machen soll.

 

Nach außen lässt die CDU nichts auf Strobl und Wolf kommen. Man habe zwei hervorragende Kandidaten, die beide einen fabelhaften Regierungschef abgäben, wird tapfer gelobt. Intern aber hält sich die Begeisterung bei manchen Christdemokraten durchaus in Grenzen. So richtig überzeugend seien weder der Partei- noch der Parlamentschef, heißt es sorgenvoll, zumal im Vergleich zum populären Kretschmann. Vielleicht finde sich ja noch jemand, der bei den Wählern besser ankäme? Auffällig oft wird in diesen Tagen ein bestimmter Name genannt: Richard Arnold (55), der Oberbürgermeister von Schwäbisch Gmünd.

Schon in Brüssel ein Ruf wie Donnerhall

Einen Ruf wie Donnerhall genoss der Beamte und Verwaltungswissenschaftler schon, als er noch Chef der Landesvertretung in Brüssel war. Sechssprachig und bestens vernetzt glänzte er dort als Lobbyist für Baden-Württemberg, bei einer Umfrage landete er unter den zehn einflussreichsten Deutschen in der EU-Hauptstadt. Seit Arnold vor fünf Jahren zum OB seiner Heimatstadt Gmünd gewählt wurde, zeigte er noch mehr, was in ihm steckt. Unter seiner Regentschaft blühte die 60 000-Einwohner-Kommune im Ostalbkreis regelrecht auf. Die Verkehrslawine, die sich früher durchs Zentrum wälzte, verschwand in einem Tunnel, zur Landesgartenschau in diesem Jahr erhielt Gmünd ein neues, frisches Gesicht, samt Aussichtsturm und Sandstrand an der Rems. Nicht wiederzuerkennen sei die Stadt, heißt es anerkennend.

Noch bemerkenswerter als die Veränderungen selbst waren die Art und Weise, wie Arnold sie bewerkstelligte: mit seiner ansteckenden Begeisterung riss er die Bürger einfach mit. Politik, weiß er, müsse auch die Gefühle ansprechen. Und das gelingt dem stets vor Ideen sprühenden Mittfünfziger wie wenig anderen. Für neue, unorthodoxe Ansätze ist der Rathauschef stets zu haben: Am Gmünder Bahnhof etwa beschäftigte er Asylbewerber als Kofferträger und gab ihnen so eine sinnvolle Aufgabe – bis die bundesweit beachtete Aktion von oben gestoppt wurde. Auf einen anderen Umgang mit Flüchtlingen dringt Arnold bis heute.

An Abwerbeversuchen mangelt es nicht

Ein charismatischer Menschenfänger mit Macherqualitäten, ein Heimattreuer – er lebt bis heute in seinem Elternhaus – , der auf internationalem Parkett bella figura macht, ein Schwuler, der in der erzkatholischen Stauferstadt geradezu verehrt wird: so jemanden, hört man immer wieder, könne die Landes-CDU auch an höherer Stelle gut gebrauchen. Die Lokalpresse sorgte sich bereits, Arnold könne den Gmündern ebenso abhanden kommen wie der einst nach Stuttgart abgewanderte OB Wolfgang Schuster. Schließlich habe er das Zeug, die Christdemokraten aus ihrem Tief zu holen. „Wer kennt einen Thomas Strobl“, fragte ein Kommentator ernsthaft. Richard Arnold sei dagegen zunehmend „der Robbie Williams der verkrusteten CDU”, also ein Bühnenstar par excellence. Die Gmünder sollten ihn entweder gut festhalten – oder ihn ziehen lassen und dann stolz auf ihn sein.

An Abwerbeversuchen mangelt es offenbar nicht. In den letzten Tagen und Wochen, lässt Arnold ausrichten, sei er wiederholt angesprochen worden – auf die CDU-Mitgliederbefragung, auf eine mögliche Kandidatur auf Landesebene und ein Engagement über das Amt an der Rathausspitze hinaus. Seine Antwort laut seinem Sprecher: „Es gehe nicht darum, ob ein künftiger Ministerpräsident in Baden-Württemberg Richard Arnold heiße oder nicht.“ Wichtig sei vor allem, dass der Südwesten sich wieder auf seine Stärken konzentriere.

„Bislang keine Kandidatur erwogen“

Bisher, so die Botschaft des OB, habe er „keine Kandidatur für die Mitgliederbefragung der CDU erwogen“. Doch was er hinzufügt, klingt schon ein wenig nach einer Regierungserklärung: Das Land, sagt er, müsse wieder „auf die Klugheit, die Ideen, das Verantwortungsgefühl und die Leistungsfähigkeit seiner Bürgerinnen und Bürger” vertrauen. Ein starker Bürgersinn sei „das beste Mittel gegen drohende Zentralisierung und eine zunehmende Technokratie und Regelungswut“ – wohl ein Seitenhieb gegen Grün-Rot. Wenn die CDU darauf setze, dann, lässt Arnold mitteilen, sei es „egal, wie der Name des Kandidaten für das Spitzenamt im Land lautet“.

Auch wenn Arnold seinen Hut jetzt nicht in den Ring werfen sollte – auf Landesebene, spekulieren CDU-Strategen, könne er 2016 gleichwohl eine wichtige Rolle spielen. Nach der Rückeroberung der Macht komme der Gmünder OB allemal für einen Posten im Kabinett in Betracht. So viele Leute von seinem Kaliber habe die Partei schließlich nicht.