Ob er einen Plüsch-Wolf verschenkt oder vom „Wolfserwartungsland“ spricht: Guido Wolf erntet reichlich Spott, zuletzt als „Deppenwolf“ in der Heute-Show. Seine Strategie: er lacht einfach mit, wenn über ihn gelacht wird.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Beim ersten Mal klang es noch, als wäre ihm nur eine Formulierung missglückt. Aber inzwischen scheint der Satz zum rhetorischen Repertoire von Guido Wolf zu gehören. Sogar beim CDU-Bundesparteitag kürzlich in Karlsruhe gab er ihn zum besten. „Ich liebe meine Heimat Baden-Württemberg, und schon deshalb will ich der nächste Ministerpräsident von Baden-Württemberg werden“, rief der Spitzenkandidat in den Saal.

 

Dort wunderten sich etliche der tausend Delegierten und der angereisten Hauptstadt-Journalisten: Heimatliebe genüge im Südwesten jetzt schon, um Regierungschef werden zu wollen? Dann könnten sich ja viele Landeskinder berufen fühlen. Was „der lustige Herr Wolff“ da von sich gebe, sei intellektuell doch eher dürftig, twitterte umgehend ein Berliner Korrespondent. Und eine Kollegin musste angesichts von Wolfs Grußwort („Ich selber bin ja Schwabe“) „spontan an de Funès“ denken, den französischen Komiker. In Stuttgart stellte die Landeswahlleiterin derweil auf StZ-Anfrage klar, dass „Liebe oder Abneigung zum Land per se kein Kriterium“ für die Kandidaten sei. Es gälten alleine die im Wahlgesetz festgeschriebenen Voraussetzungen.

Wölfe werden im Südwesten nicht alt

Gemeint war wohl, was Wolf bei allfälligen Gelegenheiten verkündet: dass das von ihm geliebte Land eine bessere Regierung verdient habe und Grün-Rot deshalb von der CDU abgelöst werden müsse. Doch ohne den logischen Zwischenschritt lud der Satz prompt zu Spötteleien ein. Auch sonst provoziert es der Spitzenkandidat immer wieder, verulkt und veräppelt zu werden. In Karlsruhe lieferte er dazu gleich doppelt Anlass: als er Baden-Württemberg launig zum „Wolfserwartungsland“ ausrief – ein Kalauer, den er regelmäßig bringt – und der Kanzlerin gemeinsam mit Landesparteichef Thomas Strobl einen Plüschwolf von Steiff überreichte. „Wölfe sind energische Tiere“, erklärte er dazu, „wenn man sie nicht reizt, auch friedfertig.“ Angela Merkel nahm es gelassen: Sie könne damit „relativ locker umgehen“, denn in Brandenburg sei der Wolf längst wieder heimisch.

In Baden-Württemberg hingegen ist gerade erst der zweite, aus der Schweiz zugewanderte Jung-Wolf an der Autobahn zu Tode gekommen. Schon beim ersten überfahrenen Tier spotteten Koalitionspolitiker, Wölfe würden im Südwesten eben „nicht alt“ – was sich auch bei der Landtagswahl erweisen werde. Den zweiten Fall nahm der Nabu-Landeschef Andre Baumann zum Anlass, mal wieder die Verkehrspolitik der CDU zu tadeln: Einem „dritten Wolf“ falle fast zeitgleich nichts Besseres ein, als neue Autobahnen fürs Land zu fordern. Allmählich scheint es den Naturschutzbund doch etwas zu nerven, dass seine Kampagne zur Rückkehr des Raubtieres ständig politisch umgemünzt wird. Sogar einen „Tag des Wolfes“ hat der Nabu ausgerufen, um mit den „Märchen vom bösen Wolf“ aufzuräumen – freilich nicht den 13. März, sondern den 30. April.

Kaum Schadenfreude für den „Deppenwolf“

Dank des Plüsch-Wolfs brachte es Guido Wolf sogar in die „Heute-Show“ des ZDF. Während sich der Moderator Oliver Welke über ihn lustig machte, war im Hintergrund eine Art Plattencover zu sehen: Guido Wolf mit dem Steifftier im Arm, darüber der Titel „Deppenwolf“. Es sollte wohl eine Anspielung auf die US-Rockband Steppenwolf ( „Born to be wild“) sein, die sich einst nach einem Roman von Hermann Hesse benannt hatte. Selbst grüne und rote Wahlkämpfer fanden das ziemlich fies – zumal sie wissen, dass der derbe Humor der Satire-Show jederzeit jeden treffen kann. Doch der CDU-Spitzenkandidat, dessen Bekanntheit bisher zu wünschen übrig lässt, fühlte sich durch den Spott sogar noch geadelt: Es sei doch ein „Ritterschlag“, es überhaupt in die Sendung geschafft zu haben, habe man ihm gesagt.

Wenn über ihn gelacht wird, lacht Wolf einfach mit – das ist seine Strategie, damit umzugehen. Souverän verbreiteten seine Leute auch ein Video der Tübinger „Comedy-Stube“, in der die aus der „Heute-Show“ bekannte Kabarettistin Christine Prayon mit einem als Guido Wolf ausstaffierten Kollegen plaudert. Aufhänger für „Anne Will doch Christine Darf“: ein Wolf-Buch mit dem Titel „Politikergeschwätz – die Kunst des richtigen Tons“, das es wirklich gibt. Mit Mecki-Frisur und Riesenbrille angetan, reimt sich das Double heiter-unverdrossen durch das Gespräch. Kostprobe: „Mi kennt kein Sau, des muss si ändere, sonst lieg i bei der Wahl noch hendere.“ Kommentiert wird sein Auftritt von einem brabbelnden Professor, aus dessen Wortschwall nur ab und zu ein Ausdruck („Sch . . .dreck”) zu verstehen ist.

Am Ende kommt es eben weniger darauf an, wie sehr Guido Wolf das Land liebt, sondern wie die Baden-Württemberger ihre Zuneigung verteilen. Da hat er gegenüber dem grünen Regierungschef nach allen Umfragen noch ziemlich aufzuholen, bis er wie in der „Comedy-Stube“ verkünden kann: „Ä Durchschnittsschwob wo keiner kennt – i bin Minischterpräsident.“