Unter dem Druck der Partei verzichtet CDU-Landeschef und Vize-Ministerpräsident Thomas Strobl auf die Spitzenkandidatur bei der Landtagswahl 2021. Eine neuerliche Niederlage in einer Mitgliederbefragung wollte er sich ersparen.

Stuttgart - CDU-Landeschef Thomas Strobl schlägt Kultusministerin Susanne Eisenmann als Spitzenkandidatin für die Landtagswahl 2021 vor. Das erfuhr unsere Zeitung aus mit den Vorgängen vertrauten Parteikreisen. Den Ausschlag gaben Gespräche unmittelbar im Vorfeld des vergangenen Wahlsonntags. Einflussreiche CDU-Politiker wirkten auf Strobl ein, zur Seite zu treten. Eisenmann werden innerparteilich die größeren Chancen eingeräumt, die Landtagswahl zu gewinnen und die CDU wieder zur stärksten Partei in Baden-Württemberg zu machen.

 

Strobl will an diesem Montagabend die Parteigremien informieren. Vor drei Wochen erst war der 59-Jährige auf einem Landesparteitag in Weingarten (Landkreis Ravensburg) erneut zum CDU-Landesvorsitzenden gewählt worden. Seit 2012 ist er stellvertretender CDU-Bundesvorsitzender. Die 54-jährige Eisenmann, die seit drei Jahren das Kultusministerin führt und zuvor Schulbürgermeisterin in Stuttgart war, soll relativ rasch auf einem Parteitag zur Spitzenkandidatin gewählt werden. Strobl bleibt Innenminister und vorerst auch Landesvorsitzender.

Zweifel an der Zugkraft

Mit dem Verzicht auf die Spitzenkandidatur erspart Strobl seiner Partei einen neuerlichen Machtkampf. 2014 war er in einer Mitgliederbefragung dem damaligen Landtagspräsidenten Guido Wolf überraschend unterlegen. Auch damals vermochte er aber den CDU-Landesvorsitz zu behaupten. Das ermöglichte es ihm, nach der krachenden Niederlage Wolfs bei er Landtagswahl 2016, erneut die Zügel in die Hand zu nehmen und die CDU als Juniorpartner in eine Koalition mit den Grünen zu führen. Seither arbeitet er als Innenminister und stellvertretender Regierungschef mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann nach beidseitigem Bekunden vertrauensvoll zusammen.

In der Partei gab es entschiedene Zweifel an seiner Zugkraft als Spitzenkandidat in einem Landtagswahlkampf. Auch schien Kultusministerin Susanne Eisenmann ihrerseits zunehmend fester entschlossen, Strobl herauszufordern, gegebenenfalls in einer neuerlichen Mitgliederbefragung. Mit diesem Instrument hatte die Landes-CDU in der Vergangenheit jedoch schlechte Erfahrungen gemacht. Das gilt vor allem für das Duell Günther Oettinger gegen Annette Schavan. Damals ging es um die Nachfolge des Ministerpräsidenten Erwin Teufel. Fraktionschef Günther Oettinger setzte sich im Jahr 2004 gegen Kultusministerin Annette Schavan durch, doch im Ergebnis blieb die Partei für ein Jahrzehnt gespalten, Risse sind bis heute erkennbar.