Der Konflikt über den Migrationspakt zielt auf zwei Prinzipien der Politik Angela Merkels: die behauptete Alternativlosigkeit und den Unwillen, ihre Entscheidungen zu diskutieren. Dieses Dilemma hat Jens Spahn erkannt und nützt es aus, kommentiert der StZ-Autor Armin Käfer.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Stuttgart - Wenn zwei sich nicht streiten, hat der Dritte auch nichts zu lachen. So etwa stellt sich der Wettbewerb um die Nachfolge von Angela Merkel an der CDU-Spitze aus der Warte des konservativen Juniors Jens Spahn dar. Der vermeintliche Dreikampf läuft auf ein Duell hinaus, bei dem er das Nachsehen hat. Nun hat Spahn aber einen Weg gefunden, wie er auf dem bevorstehenden Parteitag doch noch eine Hauptrolle spielen könnte: Er will über den Migrationspakt der Vereinten Nationen abstimmen lassen. Das wäre auch ein Votum über Merkels Regiment und ihr Erbe. Der provokante Vorstoß offenbart ein Dilemma des Merkel‘schen Politikmanagements in der Spätphase ihrer Kanzlerschaft: Sie provoziert Konflikte, indem sie diesen aus dem Weg zu gehen versucht.