Das Votum der CDU-Parteibasis ist eindeutig für den Unternehmer Sebastian Turner ausgefallen. Den Graben durch die Partei kann die Abstimmung aber nicht verdecken.

Stuttgart - Nach dem eindeutigen Votum der Parteibasis für den parteilosen Unternehmer Sebastian Turner als OB-Kandidaten will die Stuttgarter CDU nun die Reihen schließen und setzt auf Sieg. „Gemeinsam werden wir die OB-Wahlen im Herbst gewinnen“, sagte der Kreisvorsitzende Stefan Kaufmann am Samstag in seinem Schlusswort an den Parteitag. Und die Freien Wähler im Rathaus geben sich ganz als Königsmacher. „Wir gratulieren der Stuttgarter CDU zu ihrer mutigen, weitsichtigen und selbstbewussten Entscheidung, einen parteilosen Kandidaten ins Rennen zu schicken“, heißt es in einer Pressemitteilung der Gruppierung, die sich selbst nicht als Partei definiert und die sich als Erstes für den Werbeprofi ausgesprochen hatte.

 

Schuster fordert Rechtsgutachten an

Doch bei den Unterstützern des Ex-Sozialministers Andreas Renner, der wie berichtet unerwartet klar gegen Turner unterlegen war, sind die Wunden des innerparteilichen Wettstreits um den besten Bewerber noch lange nicht verheilt. So ist man im Renner-Lager regelrecht empört darüber, dass das städtische Rechtsamt parallel zur Staatsanwaltschaft geprüft hat, ob sich der Ex-OB von Singen durch seinen in der Vita aufgeführten nicht existenten Mastertitel strafbar gemacht hat. „Offenbar wollten maßgebliche Kräfte im Rathaus Herrn Renner schon im Vorfeld des Wahlparteitags gezielt schaden“, so ein frustrierter Anhänger.

Nach StZ-Informationen hat OB Wolfgang Schuster persönlich das Rechtsgutachten angefordert – angeblich nur zum hausinternen Gebrauch. Doch die Quintessenz der Expertise, wonach sich Renner des Titelmissbrauchs schuldig gemacht habe, hat in der Partei gleichwohl rasch die Runde gemacht. Dass der Amtsinhaber dann in seinem Grußwort an den Parteitag auch noch betonte, dass OB-Amt sei kein Parteiamt und sich damit indirekt für Turner aussprach, brachte das Fass für manche CDU-Mitglieder zum Überlaufen: „Das war alles andere als klug, aber Schuster hat nichts mehr zu verlieren.“

Alt-OB Rommel erst für Renner, dann für Turner

Als regelrechter „Coup“ wird im Renner-Lager der Brief von Alt-OB Manfred Rommel gewertet, der sich noch vor Beginn des Parteitages überraschend für eine Nominierung Sebastian Turners ausgesprochen hatte. Er sei „mittlerweile“ überzeugt davon, dass dieser die Stadt mit neuen Ideen voranbringen könne, hatte Rommel geschrieben. Noch im Januar hatte der schwer kranke 83-Jährige, dessen Wort in der CDU nach wie vor großes Gewicht hat, in einem Zeitungsinterview deutliche Sympathien für Andreas Renner erkennen lassen. Nun fragen sich die auf dem Parteitag unterlegenen Kräfte, was den Sinneswandel ausgelöst hat und erinnern mit süffisantem Unterton an die guten Kontakte von Turners Vater George – in Rommels Amtszeit Rektor der Uni Hohenheim – zum Alt-OB.

Geschlossen in den Wahlkampf

Zumindest nach außen hin geben sich jene in der CDU, die eine Kandidatur Renners ganz offensiv favorisiert haben, als faire Verlierer. Kulturbürgermeisterin Susanne Eisenmann etwa, die auf eine eigene Bewerbung um den Chefsessel im Rathaus verzichtet und stattdessen Renner empfohlen hatte, sagt: „Es gilt nun, nach dieser eindeutigen demokratischen Entscheidung des Parteitags den Blick nach vorn zu richten. Nun müssen wir einen guten Wahlkampf mit guten Inhalten führen.“ Und auch Iris Ripsam, stellvertretende Kreisvorsitzende der CDU und Stadträtin, betont, die Partei werde nun „geschlossen“ in den OB-Wahlkampf ziehen. Das ist ganz im Sinn des Parteichefs Stefan Kaufmann: „Ab jetzt werden wir alle miteinander in großer Geschlossenheit in den Wahlkampf starten.“ Seine Hoffnung darauf gründet sich dabei vor allem auf Fritz Kuhn: „Wir wollen einen Grünen-OB Stuttgart auf jeden Fall verhindern.“