Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Der Walldorfer IT-Konzern SAP demonstriert am Beispiel eines Modellflughafens, wie von der Position der Gepäckkarren über die Länge der Warteschlangen an den Sicherheitsschleusen bis zum Kundenverhalten in den Flughafengeschäften vernetzte Daten jederzeit ein in übersichtliche Diagramme gefasstes Gesamtgemälde eines hochkomplexen Airports erlauben. Die Technik sei heute vorhanden, sie sei nur noch nicht an allen möglichen Punkten miteinander verknüpft.

 

Und der einst vor allem für seine Digitalkameras bekannte japanischen Anbieter Konica Minolta zeigt gleich den gesamten, voll digitalisierten Ar-beitsplatz. Von der individuellen Begrüßung dank automatischer Gesichtserkennung am Eingang, über einen automatisch beleuchteten und klimatisierten Schreibtisch bis hin zu computergenerierten Vorschlägen für die nächste, natürlich produktiv zu nutzende Kaffeepause mit dem Kollegen, präsentierte er das Rundum-Sorglos-Büro. Noch sei das eine ziemlich teure Vision, räumt man ein. Und auf die reine Menschenfreundlichkeit von Arbeitgebern will man hier nicht setzen: „Am Ende wird sich das durch eine höhere Leistung und Produktivität der Mitarbeiter rechnen“, heißt es.

Das diesjährige Cebit-Partnerland Japan steht dabei für eine Kultur, die bei der Technisierung der Gesellschaft traditionell unbefangener ist als die deutsche. „Gesellschaft 5.0“ haben die Japaner ihren Auftritt überschrieben – und sind damit in der Evolution sozusagen noch eine Ziffer weiter als die Deutschen mit ihrer viel diskutierten Industrie 4.0. „Wir wollen auf der Cebit noch stärker die gesellschaftlichen Aspekte in den Mittelpunkt rücken“, sagt Thorsten Dirks, Chef des deutschen IT-Branchenverbandes Bitkom. Er unterstreicht dies am Beispiel eines Pflegeroboters aus Japan. Auf einem Foto hievt die Maschine mit Teddybärengesicht eine lächelnde ältere Dame aus dem Bett. Die Antworten, die sich jede Gesellschaft gebe, seien sicher unterschiedlich, sagt Dirks: „Das geht weiter als das, was wir hier in Deutschland tun.“ Doch so fremd ist Japan gar nicht. Dirks verweist auf Deutschlands ersten Verkaufsroboter Paul, der gerade bei einem großen Elektronikhändler in Ingolstadt getestet wird: „Der kann sogar Smalltalk.“

Die gesellschaftlichen Aspekte rücken in den Vordergrund

Unterdessen sprachen sich Bundeskanzlerin Angela Merkel und Japans Ministerpräsident Shinzo Abe bei der Eröffnung am Sonntagabend für einen raschen Abschluss des EU-Japan-Freihandelsabkommens aus. „In Zeiten, wo wir über freien Handel, offene Grenzen, demokratische Werte mit vielen streiten müssen, ist es ein gutes Zeichen, dass Japan und Deutschland darüber nicht streiten, sondern zum Wohle der Menschen die Zukunft gestalten“, sagte Merkel. Abe erklärte, beide Länder seien Beispiele dafür, wie man auch ohne Rohstoffe, aber mit Innovationen und Offenheit Wohlstand erreichen könne.