Ausgewählte Talente der Meisterkurse zeigen in der Rutesheimer Bühlhalle ihr Können.

Rutesheim - Es ist ein stolzes Jubiläum. Seit zehn Jahren treffen sich in Rutesheim hochbegabte Nachwuchs-Cellisten aus der ganzen Welt, um Meisterkurse zu besuchen. Der künstlerische Leiter Matthias Trück stellte fest, dass sich einmal mehr überragende Talente eingefunden haben. Davon durfte sich das Publikum beim gut besuchten Akademiekonzert in der Bühlhalle überzeugen.

 

Zunächst interpretierte der Südkoreaner Sul Yoon (Violoncello) zusammen mit Keiko Tamura (Klavier) den ersten Satz aus Felix Mendelssohn-Bartholdys Violoncellosonate D-Dur op. 58, wo sich das Hauptmotiv überaus kraftvoll entfalten konnte. Auch der formale Ausdruck erfuhr eine gebührende Würdigung.

Anschließend musizierte Marcel Johannes Kits (Estland) aus Johann Sebastian Bachs Cello-Solosuite Nr. 2 die Sätze Präludium, Sarabande und Gigue mit präziser rhythmischer Betonung und nie nachlassender dynamischer Intensität. Die versteckte Mehrstimmigkeit mit einem einzelnen Saiteninstrument trat hier glanzvoll zutage, kunstvolle Arpeggien-Improvisationen schmückten das Präludium. Und die gezackte Melodik der Gigue konnte sich prachtvoll entfalten.

Emotionale Steigerungen

Ganz hervorragend war die Wiedergabe des zweiten Satzes aus Edvard Griegs Violoncellosonate mit Rebecca Falk (Violoncello/Deutschland) und Daria Tudor (Klavier). Hier erfassten die Künstlerinnen den romantisch-leidenschaftlichen Impetus dieses Werkes, und die chromatisch gefärbte Diatonik gewann aufgrund großer emotionaler Steigerungen deutliches Gewicht.

Der Franzose Roman Cazal (Violoncello) gestaltete zusammen mit der versierten Pianistin Kiyoko Wakamatsu Peter Tschaikowskys „Rokoko“-Variationen mit überwältigender Emphase. Zarte Kantilenen und graziöse Figurationen wechselten sich in reizvoller Weise ab, wobei auch der brillante Coda-Charakter nicht zu kurz kam. Keisuke Morita (Violoncello/Japan) zeigte zusammen mit Chifuyu Yada (Klavier) beim ersten Satz aus Sergej Prokofjews Violoncello-Sonate großen Sinn für Klangfarbenreichtum. Ausdrucksvolle Kantilenen und virtuose Passagen wurden dabei voll ausgekostet und fesselten mit kontrapunktischem Feinschliff.

Zimo Zhai (Violoncello/China) interpretierte mit Naoko Sonoda (Klavier) sehr stürmisch den ersten Satz aus Dmitrij Schostakowitschs Violoncellokonzert Nr. 1. Hier erreichte die Konzentration auf raffinierte thematische Verflechtungen einen Gipfelpunkt. Die überlegene Beherrschung der Form und des polyphonen Satzes arbeiteten beide Künstler meisterhaft heraus.

Gefühlvolles Spiel

Einen ausgezeichneten Eindruck gewann man ebenso vom gefühlvollen Spiel von Elena Manrique (Violoncello/Spanien), die zusammen mit Violetta Khachikyan (Klavier) der Romanze von Richard Strauss einen überaus elegischen Ausdruck verlieh. Die thematischen Charaktere wirkten dabei ausgesprochen prägnant. Manxao Cao (Violoncello/China) erwies sich beim expressiven dritten Satz aus Gaspar Cassados Violoncello-Suite als ein Vollblutmusiker, der alle rhythmischen Feinheiten und Spitzfindigkeiten mit außerordentlicher Klugheit betonte. Und Vilem Vlcek (Violoncello/Tschechien) spielte zusammen mit Naoko Sonoda (Klavier) das Rondo von Antonin Dvorak, wo das für diesen Komponisten typische naiv-schematische Formverständnis geheimnisvoll hindurchschimmerte.

Adagio und Allegro op. 70 von Robert Schumann gewannen bei Sihao He (Violoncello/China) und Yukie Takai (Klavier) einen erfrischenden Ausdruck, der sich immer mehr steigerte. Zum Abschluss musizierte Adele Viret (Violoncello/Frankreich) zusammen mit ihrem Dozenten Stephan Braun (Violoncello) eine hinreißende Jazz-Improvisation.