Cem Özdemir hat in Marbach eine kämpferische Schiller-Rede gegen die Feinde der Freiheit gehalten.

Kultur: Stefan Kister (kir)

Marbach - Wie wird man Schiller-Redner? Zum Beispiel, indem man während eines Staatsbanketts mit dem türkischen Staatspräsidenten einen Button mit der Aufschrift „Sire, geben Sie Gedankenfreiheit!“ trägt. So begründet die Leiterin des Deutschen Literaturarchivs, Sandra Richter, die Einladung an den Grünen-Politiker Cem Özdemir, an Schillers 260. Geburtstag das ehrenvollste Amt zu übernehmen, das die Marbacher Dichter-Republik alljährlich zu vergeben hat. Und um zu signalisieren, auf welchem Terrain man sich hier bewegt, unterzieht sie jenes „Don-Carlos“-Zitat gleich einmal einem demonstrativen philologischen Muskelspiel. In kurzer, aber knackiger Begriffsakrobatik schlägt sie den Bogen über Theologie, Politik und Neostoizismus.