Ein Auto mit einer eingebauten Pulsuhr? Ist gar nicht so weit hergeholt. Denn der Autohersteller Daimler hat mit dem Technologiekonzern Philips ein neues Konzeptauto entwickelt, das Vitaldaten wie etwa den Puls über das Lenkrad messen kann.

Chefredaktion: Anne Guhlich (agu)

Las Vegas - Der Stuttgarter Autobauer Daimler will sich künftig stärker um das Wohlbefinden seiner Kunden kümmern. Auf der Consumer Electronic Show (CES) in Las Vegas hat der Konzern am Donnerstag sein neues Konzeptfahrzeug „Fit & Healthy“ auf Basis einer Mercedes-Maybach S-Klasse vorgestellt. Daimler kooperiert dabei mit dem Technologiekonzern Philips. So sollen in dem Konzeptauto Vitaldaten wie etwa der Puls sowohl über eine Sensorik im Lenkrad als auch über ein Wearable, wie beispielsweise die Gesundheitsuhr von Philips gemessen werden. „Auf Wunsch des Nutzers erkennt die Uhr in Echtzeit seine Pulsrate und informiert ihn über sein Aktivitätsverhalten und seinen Schlafrythmus“, teilt der Konzern mit. Wearables sind technische Geräte, die der Nutzer am Körper trägt. Dort erfassen sie Daten ihres Trägers und werten sie aus. Um die wearable-basierte Datenerfassung im Fahrzeug voranzutreiben und in naher Zukunft in Serie zu bringen, hat Daimler die strategische Kooperation mit dem Technologiekonzern in einem gemeinsamen Forschungsprojekt angekündigt. Zur Regeneration gestresster Autofahrer bietet das Konzeptfahrzeug zudem beispielsweise Beduftung, Massage und Ambientelicht.

 

Wichtiges Zukunftsthema

Was sich wie eine Spielerei anhört, ist für die Autohersteller durchaus ein wichtiges Zukunftsthema. Der Berliner Gesundheitswissenschaftler Markus Müschenich sieht im Auto gar den Leibarzt der Zukunft. „Weil die Menschen extrem viel Zeit im Auto verbringen. Und weil im Zeit im Zeitalter des autonomen Fahrens immer mehr dieser Zeit zur freien Verfügung steht“, so Müschenich. „Dadurch erhalten die Autofahrer plötzlich Milliarden von Stunden, die sie zuvor mit Fahren oder im Stau stehen verbracht haben.“

Müschenich betreibt in Berlin eine Firma namens Flying Health, die Start-ups zur Marktreife verhilft, die sich mit digitalen Diagnosesystemen befassen. Außerdem kooperiert er mit der Volkswagentochter Audi bei dem Thema, das ist in der Branche als „Automotive Health“ bezeichnet wird. Audi hat bereits bei der CES 2016 sein Projekt „Audi Fit Driver“ vorgestellt.

„In Autos ist es möglich, Sensoren zu verbauen, die gesundheitsrelevante Zustände ihres Fahrers überwachen“, sagt Müschenich. „Das können ernste Erkrankungen sein, die zum Nothalt führen oder banalere Themen wie der Verlauf von Blutdruckwerten, die optimale Einstellung von Blutzucker oder Coaching bei gesundheitsrelevanten Themen.“ Über eine Atemgasanalyse, die im Auto stattfinden kann, ließen sich zudem verschiedene Krankheiten diagnostizieren wie beispielsweise verschiedene Krebsarten oder Stoffwechselstörungen. „Wir beschäftigen uns jetzt seit zehn Jahren mit dem Thema Automotive Health. Und unsere Vision ist, dass das Auto zum Leibarzt wird“, sagt der Gesundheitsexperte. „Ein Leibarzt ist nicht der beste Arzt auf der Welt, der alles kann, sondern ein Arzt, der immer für einen da ist und weiß, wann welcher Spezialist konsultiert werden muss.“