Zum Auftakt des Achtelfinales in der Champions League trifft Bayer Leverkusen am Dienstag auf Paris St. Germain. Die Franzosen profitieren von den Millionen des Investors aus Kuwait – was aber umstritten ist.

Paris - Es ist ein spektakuläres Fußballensemble, das heute Abend in Leverkusen seinen Dienst für den neureichen Club Paris St. Germain verrichten wird. Zlatan Ibrahimovic ist für sich genommen schon eine Show, und die schwedische Stürmerlegende wird von einer imposanten Sammlung brasilianischer, niederländischer, französischer und italienischer Nationalspieler flankiert. Nur der teuerste Mann musste in Paris bleiben: Edinson Cavani, der im vorigen Sommer für 64 Millionen Euro vom SSC Neapel in die französische Hauptstadt wechselte, fehlt wegen einer Oberschenkelverletzung.

 

Ein Problem ist das nicht, dann spielt eben der argentinische Auswahlstürmer Ezequiel Lavezzi.   PSG habe zwar in den vergangenen Jahren international wenig Aufsehen erregt, gehöre aber zu den „fünf besten Mannschaften Europas“, sagt Rudi Völler. Mittelfristig sei der Club sogar in der Lage, „Bayern München zu entthronen“, glaubt der Sportchef von Bayer Leverkusen. Damit malt er ein Schreckensszenario, das den Herren aus München tatsächlich zunehmend Sorgen bereitet. Im Mai 2011 erwarb die Qatar Sports Investment (QSI) 70 Prozent der Aktienanteile an dem damals hochverschuldeten Verein, seither wurden rund 350 Millionen Euro aus der Wüste an die Seine überwiesen – und geht es nach den Scheichs, wird der Geldfluss nicht so schnell versiegen.

  Damit zumindest der Anschein gewahrt wird, der Club halte sich an die Financial-Fairplay-Regularien, die vom 1. Juli an endgültig in Kraft treten, wurde 2012 ein Sponsorenvertrag mit der QTA (Katars Tourismusbehörde) abgeschlossen, der dem Verein bis 2016 etwa 200 Millionen Euro pro Jahr einbringen soll, was Karl-Heinz Rummenigge für einen Regelverstoß hält. „Es gibt das Statut, dass dieser Betrag nur als sogenannter marktgerechter Preis akzeptiert wird“, sagte der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern Anfang des Monats auf dem Sportbusinesskongress SpoBis. Er kenne die Preise, die Bayern München, Real Madrid oder der FC Barcelona erzielen, „und die sind weit, weit weg von 200 Millionen“.  

Paris St. Germain könnte so zu einem Präzedenzfall der Financial-Fairplay-Ära werden, in der es eigentlich nicht mehr möglich sein soll, dass ein Club sehr viel mehr Geld ausgibt, als er über klassische Wege wie Sponsoring, TV-Einnahmen, Transfers und so weiter erwirtschaftet.

Doch es gibt Gegenargumente: der PSG-Präsident Nasser al-Khelaifi findet die Summe angemessen, „der Verein ist eine wichtige Marke geworden in der arabischen Welt“, erläutert er in einem Interview mit der FAZ . „Fast jeder junge Araber kennt PSG. Die Katarer lieben Paris, sie betrachten den Verein als den ihren. Das Projekt läuft noch keine drei Jahre, und ich kann bereits spüren, dass wir alles, was wir investieren, vielfach zurückbekommen. Geld ist daher relativ.“   Rummenigge sieht das anders. „Ich glaube, dass Michel Platini schon am 1. Juli hier Ernst machen wird, und die Clubs, die da eben nicht willens sind, möglicherweise einen Preis zahlen, der ihnen nicht gefallen wird“, meint er. Aber ausgerechnet in diesem Fall steht Platini unter dem Verdacht, nicht ganz frei von eigenen Interessen zu agieren. Der Franzose hat 2010 für eine WM in Katar gestimmt, Ein Jahr später wurde sein Sohn Laurent dann ins Topmanagement der QSI berufen, die im Jahr darauf PSG übernahm und al-Khelaifi zum Präsidenten machte. Sogar der damalige Staatschef Nicolas Sarkozy, ein bekennender Fan des Pariser Traditionsvereins, soll in dieses Geschäft verwickelt gewesen sein.  

Mittlerweile hat das katarische TV-Imperium für mehrere Hundert Millionen Euro die nationalen Übertragungsrechte an der League 1 erworben. Generaldirektor des Medienkonzerns ist – al-Khelaifi. Und was mit diesem Mann alles möglich ist, zeigt eine kleine Episode aus dem vorigen Sommer: Da warb der FC Barcelona um den Pariser Kapitän Thiago Silva, woraufhin al-Khelaifi eine bemerkenswerte Drohkulisse errichtete. Sollte Barcelona den Brasilianer aus dem Vertrag mit Paris herauskaufen, dann würde er sich revanchieren, indem er die festgeschriebenen 250 Millionen Euro Ablöse für Lionel Messi bezahlt. Barça hat dann lieber anderswo nach einem neuen Innenverteidiger gesucht.