2:0 lagen die klar dominierenden Bayern bereits in Führung, ehe sie Juventus zurück ins Spiel brachten. Damit müssen die Münchner um das Weiterkommen in der Champions League noch zittern.

Turin - Ein lange Zeit übermächtiger FC Bayern München hat eine Vorentscheidung im Gigantentreffen mit Juventus Turin verschenkt. Trotz einer 2:0-Führung und einer deutlichen Überlegenheit reichte es für die Münchner am Dienstag im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League nur zu einem enttäuschenden 2:2 (1:0) beim über weite Strecken ängstlich agierenden italienischen Rekordmeister. Damit bleibt es vor dem Rückspiel am 16. März in München noch unnötig spannend.

 

Thomas Müller (43.) und Arjen Robben (54.) hatten die Bayern bereits klar in Führung gebracht, doch Paulo Dybala (63.) und Stefano Sturaro (76.) brachten die Italiener zurück ins Spiel.

Zunächst hatten sich die Fragezeichen um die Münchner Zwergenabwehr ohne gelernten Innenverteidiger vor 41.332 Zuschauern im ausverkauften Juventus Stadium als unbegründet erwiesen. Juve hatte der geballten Angriffswucht der Münchner kaum etwas entgegen zu setzen, die Kontertaktik ging nicht auf. Die Münchner Defensive mit Joshua Kimmich und David Alaba im Zentrum geriet kaum in Gefahr.

„Wir brauchen die beste Leistung des Trainers, des Stabes, der Spieler“, hatte Bayern-Trainer Pep Guardiola angekündigt. Und entsprechend angriffslustig gingen die Bayern auch zu Werke. Mit extrem hohem Pressing und einer Ballbesitzquote von mehr als 70 Prozent in der ersten Hälfte zogen die Münchner das Spiel tief in der Hälfte der Italiener auf. Juve agierte geradezu eingeschüchtert, verbarrikadierte sich rund um den eigenen Strafraum und lauerte ausschließlich auf Fehler der Bayern.

Vidal sorgte für Überraschungen

Durch die äußerst defensive Ausrichtung war der Weg für den Spitzenreiter der Serie A bis zum Tor von Manuel Neuer allerdings auch sehr weit. Das hatte für die Mini-Abwehrreihe des Bundesliga-Spitzenreiters den angenehmen Nebeneffekt, dass sie kaum Standardsituationen abzuwehren hatte. Dies hatte Guardiola im Vorfeld noch große Sorgen bereitet, denn der in seinem 100. Königsklassen-Spiel überragende Kapitän Philipp Lahm, Kimmich, Alaba und Juan Bernat kommen zusammen im Schnitt nicht einmal auf eine Größe von 1,75 Metern.

Guardiola scheute aber nicht das Riskio und überraschte mit der Hereinnahme von Arturo Vidal für den spanischen Welt- und Europameister Xabi Alonso. „Vidal ist geboren für dieses Spiel“, sagte Sportvorstand Matthias Sammer mit Blick auf die Turiner Vergangenheit des Mittelfeldspielers. Vidal war auch gleich an einigen kniffligen Szenen des Spiels beteiligt. Erst prüfte er seinen früheren Torhüter Gianluigi Buffon mit einem 20-Meter-Schuss (4.), dann leitete er auf der Gegenseite unfreiwillig mit einem Fehlpass einen der wenigen Juve-Konter ein. Doch Mario Mandzukic, der mit seinem ungeliebten Ex-Coach Guardiola gerne eine alte Rechnung beglichen hätte, kam aber in aussichtsreicher Position nicht richtig zum Abschluss (12.).

Und auch an einer weiteren strittigen Aktion war Vidal beteiligt. Bei einer Aktion von Paul Pogba war der Chilene mit der Hand am Ball - Schiedsrichter Martin Atkinson sah keine Absicht (23.). Das war es aber auch schon, was Juve in der ersten Halbzeit anzubieten hatte. Ansonsten spielten ausschließlich die Bayern. Und das Starensemble hätte bereits nach 13 Minuten in Führung gehen müssen. Nach Zuspiel von Robert Lewandowski vertändelte Müller frei vor dem Tor den Ball.

Verschlafene Italiener gleichen spät aus

Und es ging weiter nur in Richtung Juventus-Tor, was auch daran lag, dass Weltmeister Sami Khedira und Pogba im Mittelfeld kaum präsent waren. Arjen Robben setzte einen Schuss über das Tor (23.), und Lewandowskis Kopfball war ein wenig zu unplatziert (32.).

Kurz vor der Pause war es aber doch passiert, als es für die Italiener - mal wieder - viel zu schnell ging. Eine Flanke von Robben landete bei Diego Costa, dessen Hereingabe vom Ex-Wolfsburger Andrea Barzagli direkt vor die Füße von Müller abgewehrt wurde. Diesmal machte der Bayern-Angreifer alles richtig und erzielte sein sechstes Tor im laufenden Wettbewerb. Es war zugleich das erste Pflichtspiel-Gegentor für die Gastgeber nach 878 Minuten.

Turin änderte auch zu Beginn der zweiten Halbzeit nichts an seiner Defensiv-Taktik, was Robben nach einem feinen Bayern-Angriff gleich bestrafte. Erst danach wachten die Italiener auf und gelangten durch einen Fehler von Kimmich zurück ins Spiel. So konnte Dybala auf Vorlage von Mandzukic verkürzen. Es war der Weckruf für Juve. Hätten Cuadrado (67.) und Pogba (69.) bereits den Ausgleich erzielen können, war es schließlich der eingewechselte Sturaro, der die Italiener jubeln ließ.