Reportage: Robin Szuttor (szu)

Eine Plastikfigur als Kuscheltier

 

Bogar hat auch ein Machtwort gesprochen, als Gustis Vater sich weigerte, seine Frau und den Sohn nach Deutschland zu lassen. Dann ging’s doch. „Und die Ungarn im Dorf fragen sich, warum ausgerechnet einem Romakind geholfen wird“, sagt er. Gustis bisher größtes Abenteuer begann mit einer Schrecksekunde auf der Autobahnraststätte. Da musste er im Waschraum vor einem Ungeheuer flüchten, das ihm heiße Luft ins Gesicht blies, als er zu nahe kam. Seine Mutter war überfordert mit der Wasserspülung in der Pension, wo sie eine Woche wohnten.

1300 Euro sammelte der Saulgauer Verein für die Operation. Sie dauerte eine Stunde. Gusti war sehr aufgeregt und sehr tapfer. Zu Hause wird er der König sein. Was kann er nicht alles erzählen: von dem Formel-eins-Auto aus Lego, das er zusammengebaut hat. Von den schwierigen Puzzles, die er geschafft hat. Der Junge übertrifft sich selbst mit immer neuen Spiel- und Basteleinfällen. „Dass seine Mutter so lange bei ihm sitzt und sich so intensiv mit ihm beschäftigt, ist für beide eine neue Erfahrung“, sagt Janos Bogar. „So hab ich Maria noch nie gesehen.“

Bei McDonald’s bekam Gusti einen Plastik-Spongebob, der heißt jetzt Miguel und ist sein Kuscheltier. Im Saulgauer Kindergarten hat er mit Lorenz gespielt. Die beiden verstanden sich. Mit den neuen Augen ist Gusti ein Junge wie jeder andere – bis auf den chronischen Husten. „Nach der OP habe ich ihn heimlich vor dem Spiegel beobachtet“, sagt Heidi Haller. „Er hat sich eine Viertelstunde lang angesehen.“