Seit Januar ist die Abteilung für Chancengleichheit als Interim geführt worden. Am Mittwoch hat der Verwaltungsausschuss seine Wahl unter den Bewerberinnen getroffen. Sie fiel auf eine ehemalige Mitarbeiterin der Abteilung.

Zwei Wahlgänge hat es gebraucht, um eine neue Leiterin für die Abteilung für Chancengleichheit zu bestimmen. Wie im Rathaus verlautete, war es beim ersten Wahlgang in der nichtöffentlichen Sitzung des Verwaltungsausschusses zunächst zu einem Patt gekommen, beide Kandidatinnen erhielten jeweils zehn Stimmen. Erst im zweiten Wahlgang fiel das Ergebnis mit acht zu zwölf Stimmen für Barbara Straub aus.

 

Erfahrung mit Gender Mainstreaming

Die 57-Jährige bringt viel Erfahrung mit. Seit 2012 ist sie als Referentin für Chancengleichheit der Stadt Esslingen tätig und hatte dort den Auftrag, alle Aspekte des sogenannten Gender Mainstreaming zu beleuchten und voranzubringen. Das bedeutet, das Handeln der Verwaltung zu optimieren und eine Gleichstellung zu gewährleisten. Bereits vor ihrem Einstand in Esslingen hat sie sich zehn Jahre lang unter anderem mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, aber auch mit der Umsetzung von Aktionsplänen zur Chancengleichheit beschäftigt – damals in der Stuttgarter Abteilung für individuelle Chancengleichheit von Frauen und Männern.

Die neue Abteilungsleiterin hat Politikwissenschaften, Geschichte und Französisch an den Universitäten Stuttgart, Freiburg, London, Göttingen und Besançon studiert und mit den „European Studies“ an der Universität Tübingen abgeschlossen. Über den Beruf hinaus engagiert sich Barbara Straub im Verein Freunde der Kinder von Tschernobyl, ist Mitglied im Verein Frauen und Geschichte Baden-Württemberg und hat einen Lehrauftrag an der Württembergischen Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie.

Zwei starke Bewerberinnen

Die 57-Jährige war eine von anfangs 25 Bewerberinnen und Bewerbern. Sogar acht Männer wollten den Job. Im Gemeinderat sollten sich am Ende noch drei Bewerberinnen vorstellen, eine sprang kurzfristig ab. Eine weitere Mitbewerberin trat vor das Gremium, verlor aber die Wahl knapp.

Die Stadträtinnen zeigten sich nach der Wahl von Barbara Straub zufrieden. „Wir mussten nach dem Patt zu einer guten Entscheidung gelangen, und das ist geglückt“, sagt Iris Ripsam (CDU). „Beide Bewerberinnen sind stark gewesen, wir mussten uns also wenig Sorgen um die richtige Besetzung der Stelle machen“, sagt Jasmin Meergans (SPD) und verweist auf Straubs Erfahrung „und das Netzwerk, das sie mitbringt“.

Entscheidung vertagt

Die Gleichstellungsstelle ist mit Entgeltgruppe 15 des Tarifvertrags für den öffentlichen Dienst vergütet. Das sind je nach Tarifstufe im Jahr 2022 zwischen 5017 und 7144 Euro brutto. Zu den Aufgaben der Gleichstellungsstelle zählt eine zielgerichtete Diversitypolitik; die künftige Abteilungsleitung soll ansprechbar sein für die Verwaltung, die Politik, für Vertreter von Organisationen, Initiativen und Unternehmen. Weil sie unabhängig von anderen Referaten und Abteilungen agieren soll, ist sie dem Oberbürgermeister unmittelbar nachgeordnet – bis jetzt noch.

Denn OB Frank Nopper will das ändern. Seinem Plan nach soll die Gleichstellungsstelle künftig dem Sozialreferat von Bürgermeisterin Alexandra Sußmann angegliedert werden. Der Gleichstellungsbeirat und der Internationale Ausschuss haben den Plan bereits scharf kritisiert. Über die Neuorganisation des OB-Geschäftskreises sollte der Verwaltungsausschuss ursprünglich am vergangenen Mittwoch beraten, was von den Stadträten allerdings abgelehnt worden ist. Die Vorlage sei erst am Montag bei den Fraktionen eingegangen, Fristen seien damit nicht mehr eingehalten gewesen, die Vorlage wurde vertagt.